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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Rom, 1946 nach der Befreiung vom Faschismus. Delia (Paola Cortellesi) ist die Frau von Ivano (Valerio Mastandrea) und Mutter dreier Kinder. Zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe fügt. Obendrein bessert sie die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten auf, um die Familie über Wasser zu halten. Ivano hingegen fühlt sich berechtigt, alle daran zu erinnern, wer der Ernährer ist. Nicht nur mit Worten. Körperliche und psychische Gewalt gehören für Delia zum Alltag. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der ihr den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und sich ein besseres Leben zu wünschen, nicht nur für sich selbst …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was soll das? Diese Frage könnte sich beim Betrachten von Morgen ist auch noch ein Tag das ein oder andere Mal aufdrängen. Das Regiedebüt der Hauptdarstellerin (Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe) lässt sich nur schwer in klar definierte Bahnen einordnen. Es ist zweifellos eine Hommage an die prägende kinematografische Ära des italienischen Neorealismus, doch gleichzeitig lassen sich auch durchaus parodistische Elemente erkennen. Es weht eine moderne Brise durch den Film: Obwohl er im Rom des Jahres 1946 spielt, werden die Bilder immer wieder von zeitgenössischer Musik begleitet. Dieser entstehende Kontrast wirkt überraschend wenig (ver)störend, sondern vermittelt vielmehr das Gefühl, dass hier nicht nur Historie wiedergegeben wird, sondern auch eine klar aktuelle Botschaft vermittelt wird.

Eingebettet in zeitlose Schwarzweißbilder und eine Inszenierung, die zwischen der Bühnenhaftigkeit des Theaters und einer träumerischen Verspieltheit des Kinos schwankt, besitzt der Film eine einzigartige Eigenart. So eigenartig sogar, dass erst in den letzten fünf Minuten deutlich wird, worum es eigentlich geht. Im Mittelpunkt steht Delia, eine Hausfrau, die es gewohnt ist, direkt nach dem Aufstehen von ihrem Mann Ivano (, Pasolini) geschlagen zu werden. Ihre älteste Tochter Marcella (, Cabrini) hofft, dieser Hölle durch eine Verlobung zu entkommen, während ihre beiden jüngeren Brüder die Gewalt scheinbar gleichgültig hinnehmen.

Obwohl das Szenario nach bitterstem Elendtourismus klingt, fängt Paola Cortellesi stellenweise erstaunlich lebendige Momente ein. Sie findet dabei effektive und wenig ausgetretene Wege, Delias Martyrium erschreckend und niederschmetternd darzustellen, behält aber - so krude es klingt - eine gewisse Leichtigkeit bei. In einer Szene inszeniert sie die Misshandlungen von Ivano wie einen Tanz: Ein Schlag ins Gesicht wird zu einer eleganten Pirouette, während die blutende Nase und die Würgemale am Hals verblassen. Das mag auf einer schwarzhumorigen Ebene komisch erscheinen, doch das Lachen bleibt einem im Halse stecken. Mit solchen Szenen gelingt es Paola Cortellesi, Delias grausamen und repetitiven Alltag eindrücklicher darzustellen, als wenn die Gewalt und Tristesse ungefiltert auf den Zuschauer einprasseln würden. Die Routine gehört der Hauptfigur, nicht aber dem Publikum. Für Delia ist häusliche Gewalt nicht mehr als ein eingeübter Tanz, eine Beziehung, die bereits lange Zeit von einseitiger Gewalt und Unterdrückung geprägt ist.

Obwohl Delias Tochter diesem Schicksal entgehen soll, bleibt das Gefühl, dass dies nicht die Hauptattraktion des Films ist. Morgen ist auch noch ein Tag ist eher eine Sammlung mittelgroßer Geschichten aus Delias Leben. Es gibt den amerikanischen Militärpolizisten, der versucht, ein Gespräch mit ihr zu führen, ihre alte Liebe, die vergeblich um sie wirbt, und natürlich ihre verschiedenen Nebentätigkeiten, um die Haushaltskasse aufzubessern. Delias Tristesse ist kaum in Worte zu fassen, doch gelingt es Paola Cortellesi immer wieder, ein kleines Stück Hoffnung durchscheinen zu lassen, auch wenn sie gleichzeitig nicht davor zurückschreckt, diese Hoffnung zu ersticken.

Am Ende wird deutlich, dass Delia als Stellvertreterin fungiert und vor allem positioniert wird. Die Auflösung von Morgen ist auch noch ein Tag mag auf den ersten Blick banal erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung wird klar, wie wichtig und groß das eigentliche Thema ist. Für ein Regiedebüt ist dies eine bemerkenswert gute Leistung, die in Italien vom Publikum im Sommer 2023 sogar erfolgreicher als Oppenheimer und Barbie honoriert wurde. Ein verdienter Erfolg, der hoffentlich auch auf anderen Märkten ähnlich ausfällt.

Fazit

Das Regiedebüt von Paola Cortellesi ist eine liebevolle Hommage an den italienischen Neorealismus sowie eine einfühlsame, dennoch kraftvolle und leicht verspielte Auseinandersetzung mit dem Martyrium einer unterdrückten Frau. Sie fungiert hier als Stellvertreterin einer bedeutenden Geschichte, deren volle Absicht sich erst am Ende offenbart. Ein bemerkenswertes Werk, das nach seinem immensen Erfolg in Italien hoffentlich auch international ein großes Publikum finden wird.

Kritik: Sebastian Groß

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