Inhalt
Ihr bester Schuss ist sein letzter Schuss … Woody Harrelson spielt die Hauptrolle in der urkomischen und herzerwärmenden Geschichte eines ehemaligen Minor-League-Basketballtrainers, der nach einer Reihe von Fehltritten vom Gericht angewiesen wird, ein Team von Spielern mit geistiger Behinderung zu leiten. Er erkennt bald, dass dieses Team trotz seiner Zweifel gemeinsam weiter kommen kann, als sie sich jemals vorgestellt haben.
Kritik
Mache Dinge erscheinen frei von jeglicher Willkür oder Zufall. Lest euch nur einmal oben die offizielle Inhaltsangabe von Champions durch. Jeder mit einer gewissen Erfahrung weiß, wie es in der Komödie weiter geht, weiß im ungefähren, was passieren wird und mit welchem Gefühl einen der Film in den Abspann entlassen möchte. Die neue Komödie von Bobby Farrelly, der nach einer Regiepause von beinah zehn Jahren wieder eine große Produktion inszenierte, suchte sich für sein Comeback solch eine sichere und damit auch relativ uninteressante Nummer aus.
Die mit Woody Harrelson (der vor 25 Jahren Kingpin - Zwei Trottel auf der Bowlingbahn mit den Farrellys machte) besetzte Komödie basiert auf dem spanischen Oscar-Anwärter Wir sind Champions aus dem Jahre 2018. Dieser wurde bereits als deutsche Produktion Weil wir Champions sind mit Wotan Wilke Möhring (exklusiv zu sehen auf RTL+) sowie in Saudi-Arabien neu verfilmt. Die Geschichte ist durchaus universell und lässt sich einfach auf andere Länder und Kulturen übertragen. Es geht um (sportliche) Underdogs, die sich beweisen müssen und der menschlich abgestumpften Hauptfigur zeigen müssen, dass ein Leben in Sarkasmus und Pessimismus nicht lohnenswert ist. Das kennen wir alles bereits zur Genüge dank Filmen wie Spiel ohne Regeln, Eddie the Eagle, Die Bären sind los oder Die Stunde des Siegers, um nur ein paar zu nennen.
Die Underdogs in Champions sind dieses Mal keine Gefängnisinsassen oder unbeliebte Schüler, sondern Menschen mit Behinderung. Wer die früheren Filme von Bobby Farrelly, die er mit seinem Bruder Peter Farrelly (Oscar prämiert für Green Book - Eine besondere Freundschaft) drehte, wird vermutlich wissen, dass beide Regisseure eigentlich keine Scheu davor haben, Personen, die außerhalb der Komfortzone des Publikums liegen, ins Spotlight zu stellen. Sie hatten nie Furcht davor, Witze mit Menschen mit Behinderungen zu machen, aber niemals lachten Sie diese aus. Bei Champions hat sich das nicht geändert. Allerdings ist der Humor hier erstaunlich brav, fast schon ein wenig bieder und nebensächlich. Viel zu selten wird versucht, dem Witz der Komödie eine gewisse Kraft zu verleihen.
Die meiste Zeit fließt hier alles eher gemütlich vor sich hin, hakt die typischen Stationen der altbekannten Geschichte ab und mündet schließlich in ein Finale, in dem die obligatorische, gut gemeinte Botschaft noch einmal mit dickem Pinsel unterstrichen wird. Immerhin geschieht dies alles dafür mit einer gehörigen Portion Charme. Die Chemie zwischen den Darsteller*innen stimmt, die Umgebung, in denen sie interagieren, wirkt ungekünstelt und erweckt einen durchaus authentischen Eindruck, was den Film zwar nie dokumentarisch erscheinen lässt, aber auch nie wie eines dieser kandierten Sportdramen.
Fazit
Eigentlich wäre "Champions" der perfekte Comeback-Film für Regisseur Bobby Farrelly, der einst mit Komödien wie "Verrückt nach Mary" bewies, wie dank Charme selbst krasseste Zoten unters Volk gebracht werden können. Doch seine neue Komödie reicht nicht an alte Höhepunkte seines Schaffens heran. Das liegt nicht an der omnipräsenten Vorhersehbarkeit der Geschichte, sondern an der erstaunlich braven sowie biederen Inszenierung. Sympathisch sowie herzlich ist "Champions" geraten, aber ein nettes Schulterzucken bleibt ein Schulterzucken.
Autor: Sebastian Groß