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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Zwei Männer, zwei Leben, eine schicksalhafte Begegnung: Hagen (Moritz Bleibtreu) plagen unkontrollierte Schlafphasen, in denen er zwischen Traum und Realität nicht mehr unterscheiden kann. Die angeschlagene Beziehung zu seiner Frau Karoline (Nadja Uhl) leidet darunter mit jedem Tag mehr. Ihr Seitensprung mit dem Kleinkriminellen Niko (Jannis Niewöhner) setzt jedoch eine verstörende Verkettung der Geschehnisse in Gang, die das Leben beider Männer drastisch verändert. Ein nicht enden wollender Alptraum zwischen Wirklichkeit und Traum, der eine gnadenlose Spirale in Gang setzt...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In den letzten knapp 30 Jahren hat sich Moritz Bleibtreu (Manta Manta – Zwoter Teil) zu einem der bekanntesten und bestbeschäftigten deutschen Schauspielern entwickelt, der hier und da auch schon mal in Hollywood-Produktionen wie München oder World War Z reinschnuppern konnte. Vor gut drei Jahren sah er die Zeit gekommen, sich erstmals auch als Filmemacher auszuprobieren. Direkt in der Doppelfunktion als Regisseur und Drehbuchautor. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, wenn wir mal drei Jahre zurückdenken. Zwischen Februar und April 2020 fanden die Dreharbeiten statt – mitten in dem noch relativ frischen, harten Corona-Lockdown. Das er den Film unter diesen Umständen überhaupt realisieren konnte ist schon beachtlich, aber eine Premiere im Herbst 2020 war freilich kein Garant für viele Zuschauer. Irgendwie ging der Film wahrscheinlich in der öffentlichen Wahrnehmung auch deshalb unter, auch wenn man klar attestieren muss, dass sich Bleibtreu bei seinem Regie- & Autorendebüt definitiv nicht am breiten Massengeschmack orientiert. Vielmehr erinnert sein rätselhafter Psychothriller an eine Hommage an den Meister des verkopften Mindfuck-Films, David Lynch (Mulholland Drive – Straße der Finsternis).

Bleibtreu selbst spielt Hagen, einen Supermarktwachmann im mittleren Lebensalter, der seit geraumer Zeit unter massiven Schlafstörungen leidet. Zwar kann er einschlafen, seine extremen Träume sorgen jedoch dafür, dass er kaum Erholung findet. Inzwischen ist es so weit, dass Hagen auch tagsüber teilweise in akute Schlaf- und Traumzustände verfällt und offenkundig manchmal gar nicht mehr in der Lage ist, Traum und Realität zu unterscheiden. Das belastet natürlich die Beziehung zu seiner Ehefrau Karo (Nadja Uhl, Die Schule der magischen Tiere). Besonders bizarr wird es, als sie ihm die Affäre mit dem 20 Jahre jüngeren Kleinkriminellen Niko (Jannis Niewöhner, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull) gesteht. Eben jener Person, die Hagen immer in seinen Träumen sieht. Doch damit beginnt der Wahnsinn erst, denn auch Niko scheint von Hagen besessen, ohne ihn jemals persönlich getroffen zu haben.

Mutig oder überambitioniert? Beides lässt sich vermutlich über das Werk von Moritz Bleibtreu sagen und beides ist irgendwo zutreffend. Rein auf die technische Umsetzung reduziert weiß dieser unter extremen Bedingungen gedrehte Film allerdings voll zu überzeugen. Düstere Bildkompositionen und ein unheilvoller Klangteppich sorgen schnell für eine einnehmende Atmosphäre, die für einen Film dieser Gangart unabdingbar sind. Bleibtreu besitzt scheinbar ein Händchen für eine diesbezüglich stilsichere Inszenierung und scheut sich nicht davor, in der sonst sehr festgefahrenen und wenig experimentierfreudigen deutschen Filmlandschaft auch mal mit sperrigen und ungewöhnlichen Ansätzen um die Ecke zu kommen. Ungeachtet der kommerziell schlechten Aussichten. Cortex baut so relativ schnell Spannung oder zumindest ein gesteigertes Interesse am weiteren Verlauf des Plots auf und überrascht mit seiner überwiegend gelungenen Präsentation. Dankenswerterweise wird auch darauf verzichtet, jedes kleinste Detail unmissverständlich aufzulösen und so zumindest einen leichten Interpretations- und Diskussionsspielraum übrigzulassen, anstatt sich selbst an hanebüchenen Wendungen und Plot-Twists selbst das vorher durchaus geschickt Aufgebaute mit dem Hintern wieder einzureißen. So viel zum Thema Mut.

Überambitioniert mag etwas spekulativ klingen, dafür müsste man Bleibtreu selbst befragen. Es wirkt aber schon sehr so, als wolle er (vielleicht auch unbewusst) eine Art teutonischen David Lynch drehen. Viele Motive und Ansätze erinnern einfach zu frappierend an den einzigartigen Exzentriker, ohne dessen Genialität dabei das Wasser reichen zu können. Das wäre auch wirklich sehr hoch gegriffen, aber sich aufzwingenden Vergleichen muss man sich nun mal zwangsläufig stellen, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Wäre Cortex noch ein Stück verschachtelter, abstruser und irritierender, er könnte vielleicht sogar noch näher an seine großen Vorbilder heranrücken. Bleibtreu möchte dem Publikum aber schon etwas an die Hand geben, dass über das eigene Zurechtlegen von Sinn und Intention des Gezeigten hinausgeht. Das ist auch okay, man muss die Zuschauer*innen auch nicht unbedingt so im Regen stehen lassen, wie es Lynch oft tut – vor allem, da es kein Zweiter so brillant beherrscht wie er. So kann das schnell in Frustration und Ablehnung kippen. Am Ende teilt Bleibtreu doch etwas zu viel mit, was seinen schaurigen Psychotrip zu sehr entmystifiziert. Zu eindeutig festzumachen an der Figur des Apothekers (Nicholas Ofczarek, Der Räuber Hotzenplotz), der als schräger Erklär-Bär herhalten muss, was dem Film an der Stelle (und auf diese Art und Weise) alles andere als guttut. Da stößt man eindeutig an seine Grenzen, trotz alledem ist Cortex grundsätzlich ein Film, die es hierzulande viel zu selten gibt. Ob das alles jetzt so optimal gelungen ist sei mal dahingestellt, aber allein die Vorgehensweise und die handwerkliche Umsetzung sind viel besser und aufregender, als so manch anderer Mist, mit dem die wenigen Kinosäle für einheimischen Produktionen in der Regel verstopft werden.

Fazit

Schade, dass Moritz Bleibtreu’s Debüt als Regisseur und Drehbuchautor inmitten des Corona-Fiebertraums mehr oder weniger sang- und klanglos unterging. Auch unter normalen Umständen hätte „Cortex“ kommerziell natürlich keine Bäume ausgerissen und wäre vielleicht auch so unter dem Radar der meisten Zuschauer*innen durchgeschwirrt, aber sein Entstehungszeitraum war diesbezüglich alles andere als förderlich. Rundum gelungen ist das Gesamte auch nicht immer und wirkt vielleicht auch etwas zu hochgegriffen, an und für sich aber ein mindestens interessanter und definitiv nicht austauschbarer Film, der sich wesentlich mehr traut als die üblichen Verdächtigen der deutschen Filmschmiede. 

Kritik: Jacko Kunze

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