Inhalt
Völlig orientierungslos erwacht Cowboy Jake Lonergan (Daniel Craig) inmitten der Wüste, ohne Erinnerung daran, wie er dort hingekommen ist. Zudem ist er auch noch verletzt und an seinem Arm wurde eine merkwürdige Metall-Apparatur befestigt. Als Lonergan schließlich die kleine Wüstenstadt Silver City erreicht, werden die Dinge sogar noch schlimmer. Hier erfährt er vom ansässigen Sheriff Taggart (Keith Carradine), dass auf seinem Kopf eine hübsche Belohnung ausgesetzt ist. Doch bevor Lonergan schließlich zum Gefängnis überführt werden kann, wird die kleine Stadt von unbekannten Flugobjekten angegriffen. Ohne Gnade zerstören diese den halben Ort und entführen reihenweise die Bevölkerung. Einzig die Apparatur an seinem Arm kann die fremden Wesen zurückdrängen. Zu spät allerdings, da bereits die meisten Bewohner Geiseln der fliegenden Dämonen wurden. Am nächsten Morgen wird so ein Suchtrupp rund um Sherriff Taggart, Jake Lonergan sowie dem einflussreichen Rinderbaron Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford) zusammengestellt, welcher die Verfolgung aufnimmt. Doch was den Trupp erwartet, sind Wesen die nicht von dieser Welt stammen…
Kritik
Crossover, also Filme die berühmte Figuren oder gar Universen verbinden, waren schon seit jeher ein beliebtes Thema in Hollywood. Die Intention dahinter ist klar, immerhin lässt sich so leicht ein riesiges Publikum einfangen. Wer würde denn nicht gerne sehen, wie Godzilla gegen King Kong antritt oder Dracula gegen Frankensteins Monster. Doch so spaßig die Titel schlussendlich auch klingen mögen (Bonnie & Clyde Vs. Dracula, Alien Vs. Predator oder Alien vs. Ninja), was bleibt ist meist ein recht kurzweiliges Trash-Vergnügen, welches besonders in Sachen Geschichte regelmäßig Lücken aufweist. Bei Jon Favreaus (Iron Man) neuestem Action-Streich ist dies nicht anders. So lässt der erfahrene Regisseur angestaubte Cowboys gegen waffenstarke Aliens antreten, vernachlässigt hierbei aber eine interessante Handlung. Natürlich lässt der Titel Cowboys & Aliens zwar schon genau erahnen, worauf sich der Zuschauer in den kommenden 118 Minuten einlässt. Doch während der Western-Anteil fabelhaft funktioniert, bleiben die Aliens weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Und auch die Action sieht gegenüber den diesjährigen Sommerblockbustern etwas alt aus.
Dies liegt vor allem an dem sehr dünnen Plot, den uns Regisseur Jon Favreau in den doch sehr lang wirkenden zwei Stunden offenbart. Geschrieben von insgesamt sechs Drehbuchautoren sowie basierend auf dem gleichnamigen Comic von Scott Mitchell Rosenberg, kann dieser seltsamer Weise relativ wenig Spannung erzeugen. Zwar kann besonders der anfängliche klassische Western-Stil überzeugen, doch letztendlich bleibt es dabei, dass eben einfach nur Cowboys gegen Aliens antreten. Nicht zu vergessen sind hierbei die Indianer, die indes vorkommen, sträflicherweise aber im Titel vergessen wurden. Wer jetzt zumindest auf ein paar Storywendungen oder Überraschungen hofft oder gar interessante Figuren, dürfte ebenfalls schnell gelangweilt in den Kinosessel rutschen. Denn die Nebenfiguren dienen nur als Kanonenfutter und der gezeigte Twist rund um die geheimnisvolle Schönheit Ella Swenson, gespielt von Olivia Wilde, erweist sich als vollkommen hanebüchen. Überhaupt versteht es Regisseur Jon Favreau kaum, seinen Charakteren einen geeigneten Background zu bieten oder gar die Bühne, die sie verdienen.
Vor allem bei den vielen Nebenfiguren macht sich dies mehr als deutlich. So wird Percy Dolarhyde (gelungen gespielt von Paul Dano) lange eingeführt, als harter Haudegen der den Einfluss seines Vaters nutzt, um Silver City zu terrorisieren, spielt anschließend jedoch erst im Finale wieder eine Rolle. Auch Keith Carradine (grandios mit Schnurrbart), als Sheriff John Taggart, ergeht es ähnlich. Sam Rockwell, als aufrechter aber missverstandener Saloon-Besitzer Doc, bekommt indes den schlimmsten Part. Erst langwierig beleuchtet, bleibt seine einzige Handlung im ganzen Film die Tötung eines einzigen Alien. Warum Olivia Wilde währenddessen überhaupt mitspielt, will sich dem Zuschauer nicht so ganz offenbaren. Vielleicht brauchte Regisseur Jon Favreau einfach nur eine weibliche Hauptrolle, um so mehr Zuschauer zu locken. Denn die eigentliche Rolle von Wilde bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten. Dementsprechend gelangweilt predigt sie auch ihren Text herunter.
Was Cowboys & Aliens letztendlich davor bewahrt komplett im Meer der unsinnigen Crossover zu verschwinden (finanziell gesehen ist der Film schon ein Flop), sind seine beiden rauen Hauptakteure sowie die gelungene Inszenierung. Es macht einfach verdammt viel Spaß den Spuren von Jake Lonergan alias Daniel Craig zu folgen. Stets wo der Charakter auftritt, dauert es nicht lange bis es eine Schlägerei oder eine Schießerei gibt. Craig spielt indes die Rolle kühl, hart, mit ein wenig Ironie sowie stets mit einer sehr lässigen Note. Zwar lassen sich Anflüge eines James Bond erkennen, doch dies ist angesichts des Settings nicht weiter schlimm. Auch die Rolle von Harrison Ford erinnert ein wenig an seine alten Tage und erweist sich so als vollkommen gelungen. Immer ein wenig störrisch sowie grummelig, spielt er den klassischen Anti-Helden, der aber das Herz am rechten Fleck hat. Wenn dann beide Charaktere auch noch zusammen agieren dürfen, ist die Sensation komplett. Hier ein reiner Western nur mit den beiden Figuren, wäre tatsächlich eine interessante Idee gewesen.
Besonders gelungen ist indessen auch die Inszenierung. Hier kann Regisseur Jon Favreau aus den vollen schöpfen. So sind die Panoramen wunderbar in Szene gesetzt, die Bilder fantastisch, die Musik passend sowie die Action ansprechend. Doch besonders beim letzteren macht es sich bemerkbar, dass einfach eine emotionale Bindung zum gezeigten fehlt. Mündet der Plot schließlich im Finale in einer riesigen ausufernden Schlacht zwischen den Cowboys und den Aliens, wird dies eher wie eine Randnotiz wahrgenommen. Warum allerdings der Film gerade 163 Millionen Dollar kosten musste (zum Vergleich Transformers 3″ 195 Millionen), bleibt ein Rätsel. Die gezeigten Effekte entsprechen nicht annähernd solch einem hohen Niveau. Trotz guter Kulissen, bleibt so der Kampf reichlich unspektakulär. Dies liegt zum Teil auch daran, dass die High-Tech-Waffe von Jake Lonergan viel vom eigentlichen Zauber nimmt.
Fazit
Die Idee hinter "Cowboys & Aliens" ist mutig, witzig sowie höchst faszinierend, doch das Ergebnis lässt sich nur als Enttäuschung betiteln. Zu unspektakulär präsentiert sich das Geschehen, zu schwach ist die Geschichte, zu blass die vielen Nebenfiguren. Einzig die stimmige Szenerie sowie die beiden grandiosen Hauptdarsteller bewahren den Film von Regisseur Jon Favreau vor dem Untergang. So hat es sich einmal mehr bestätigt: Crossover klingen spaßig, bleiben aber mehr Schein als Sein.
Autor: Thomas Repenning