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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In einem Green-Screen-Studio stellt sich eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen Fragen über ihre Geschlechtsidentität. In diesem geschützten Raum, der frei von Normen ist, lässt sich das Leben plötzlich ganz neu erfinden. Der renommierte Regisseur Manuel Abramovich und seine Darsteller nehmen uns mit in eine aufregende neue Welt voller Wünsche und möglicher Zukunftsperspektiven.

Kritik

„Warum sind wir in einem grünen Raum?“ Ja, warum eigentlich? Wieso hängt dieses grelle Green-Screen-artige Spanntuch hinter den Menschen, die im ersten Akt s experimentellen Konzeptkinos der Reihe nach die gleichen Fragen zum Thema Gender, Identität, Gender-Rollen und Selbstbild gestellt bekommen. Vermutlich, damit der argentinische Regisseur den grünen Raum zum Übergang in den zweiten Akt demonstrativ Umkippen lassen kann. Alles klar, Botschaft angekommen: Gender ist ein soziales Konstrukt, eine beengende Projektion, die weggeräumt gehört.

Weniger prätentiös würde die Wiederholung dieser längst bekannten Fakten nachhaltiger wirken. Das affektierte Aktionskino lenkt von den gesellschaftskritischen Inhalten und den selbstreflektierenden Fragen, die punktuell anklingen, mehr ab als sie zu betonen. Das gilt besonders für die ersten Sequenzen, in denen sich der Fragenbogen an Kinder richtet. Ihre unbefangenen Antworten und mitunter Ahnungslosigkeit bezüglich traditioneller Gender-Bilder erinnert an deren Willkürlichkeit. Zugleich bestätigen die Kinder mit ihrer intuitiven Selbstdefinition ihres Genders die Eigenwahrnehmung als entscheidendes Kriterium. 

Ungleich schwächer und aussagearm ist hingegen der zweite Akt, der ansetzt, nachdem die grüne Wand gefallen ist. Die erwachsenen Protagonist*innen versammeln sich in freier Natur am Seeufer um ein Lagerfeuer, um in dieser von der Gesellschaft symbolisch entrückten Runde einen zuvor verlesenen Katalog persönlicher Fragen zu beantworten. Obwohl die Mitwirkenden beflissen bestätigen, wie befreiend diese Open-Air-Übung sei, hat das Szenario die exaltierte Künstlichkeit und pop-esoterische Pseudo-Introspektive einer Kakao-Zeremonie beim Selbstfindungs-Coaching. Nur ohne Kakao.

Fazit

3.5

Als performanceartiges Experiment ergibt Manuel Abramovichs filmischer Beitrag zum diesjährigen Programm von Vision du Réel eher Sinn. Doch dieses Bisschen füllt kaum die sich kaugummiartig ziehenden 70 Minuten Laufzeit. Die spielerische Subversion an konservativen Gender-Vorstellungen bleibt zu vage, um überholte Dogmen zu beeinflussen. Aufdringliche Allegorik und symbolische Stilmittel steigern das Plakative des überkonstruierten Szenarios. Der kritische Auftakt entpuppt sich im zweiten Akt als pseudo-politischer Vorwand für Soft-Sex-Szenen. Das ist nicht rebellisch, sondern reduktiv.

Kritik: Lida Bach

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Kommentare

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