Auf der Suche nach dem Geschmack seiner Kindheit beschließt Asori Soto, nach zehn Jahren in den USA in seine alte Heimat Kuba zurückzukehren. Es ist eine Reise quer über die Insel und auf den Spuren jener Traditionen des Kochens und Genießens, die angesichts der vielen Entbehrungen der kubanischen Bevölkerung in der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schon verloren schienen. In neun Geschichten erkundet Soto die kulinarische Landschaft seines Heimatlandes, Kultur und Gesellschaft und bietet Ausblicke auf eine mögliche Zukunft.
Kritik
Die Speisekultur seiner kubanischen Heimat beschreibt Asori Soto als die eines Landes, „das sich weiterentwickelt, das Fortschritte macht“. Den ökonomischen und politischen Entwicklungen mag dieses optimistische Perspektive gerecht werden. Doch auf der kulinarischen Ebene, wie sie der Regisseur auf seiner filmischen Entdeckungsreise darstellt, wird diese positive und zukunftsfähige Weiterentwicklung für Außenstehende nicht erkennbar. Dies liegt zum einen an der einseitigen Auswahl von Schauplätzen und Protagonisten, die Soto auf seiner Rundreise von einem übervollen Teller zum nächsten besucht, als auch am eklatanten Mangel an historischem und sozialpolitischem Hintergrund. Die definierende Schwäche der in ihrer pittoresken Buntheit an einen Werbeprospekt für Touristen erinnernden Collage ist das Fehlen eines ethischen und ökologischen Bewusstseins.
Das Wissen um die gravierenden Beschränkungen, denen Kubas Bevölkerung nach dem Kollaps der SU ausgesetzt war, setzt die Dokumentation voraus. Nur ein paar knappe Sätze erwähnen, dass es früher in den Läden kaum Auswahl gab und die Speisekarten in den Restaurants alle einheitliche Standardgerichte anboten. Die Entbehrung durch Archivaufnahmen, Gespräche mit Zeitzeugen oder Relikte der überholten Kochgewohnheiten greifbar zu machen, fällt Soto nicht ein. Sein filmischer Fokus ist starr geradeaus gerichtet. Da liegt die Zukunft und in der gibt es vor allem eines: Fleisch. Das liefern Fische, Krustentiere, Mollusken, Federvieh oder auch mal ein ganzes Schwein. Tiere werden vor laufender Kamera auf grausame Weise gefangen, getötet, zerlegt und dann verzehrt.
Die Idee, dass die fetttriefendem Frittierten und Gegrilltem beladenen Schalen weder ökologisch, noch ethisch noch gesundheitlich sonderlich zukunftsweisend sind, kommt hier offenbar keinem. Die Steaks können nicht ausladend genug sein und Fisch wird am liebsten zerteilt, wenn er noch zappelt. Das hohe Maß an Brutalität allein wäre schon abschreckend genug, aber es vermittelt dazu ein in mehrer Hinsicht einseitiges Bild der Landesküche. Sie hat weit mehr zu bieten als Gerichte, die weniger als Revival authentischen kubanischen Essens erscheinen denn als eine Annäherung an typisch US-amerikanischen Foodie Kult. Nach der wirtschaftlichen Lage der vorgestellten Fischer und Bauern oder ökologischer Nachhaltigkeit wird nicht gefragt. Mit vollem Mund spricht man ja bekanntlich nicht.
Fazit
Der subjektiv geprägte Blick auf Kubas abwechslungsreiche Speisetafel vermag dort fast nur gigantische Fleischportionen und Berge frittierter Beilagen zu sehen. Dergleichen vor einer fröhlich-bunten Ferienkulisse zu mampfen, war augenscheinlich das Hauptinteresse des Regisseurs. Ihn lässt das Leid der Tiere, die vor seinen Augen massakriert werden, offenbar ähnlich kalt wie die materiellen und sozialen Hürden, die sich Entrepreneuren in der im rasanten Wandel begriffenen Kultur stellen.
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