Inhalt
Französisch, Spanisch, Arabisch, Hebräisch, Deutsch, Italienisch – Musiklegende Dalida (Sveva Alviti) sang in vielen Sprachen und begeisterte weltweit. Als Iolanda Cristina Gigliotti 1933 in Kairo geboren, wird die Sängerin in den 1950ern berühmt. Neben ihrer Musikkariere spielt sie in Filmen, darunter Youssef Chahines „Der sechste Tag“ – privat aber ist ihr Leben unstetig. Nach ihrer Scheidung von Maler Jean Sobieski (Niels Schneider) heiratet sie Lucien Morisse (Jean-Paul Rouve), der den neu gegründeten Privatradiosender Europe 1 leitet und sie entdeckte. Lucien und Dalida haben eine Beziehung aus Liebe und Hass. Andere Männer folgen, darunter der italienische Student Lucio (Brenno Placido), der sie schwängert. Immer an Dalidas Seite ist nur ihr Bruder Orlando (Riccardo Scamarcio). Er arbeitet als ihr Produzent und versucht, auf sie aufzupassen – vor allem nach ihrem ersten Selbstmordversuch…
Kritik
„Ich fühl mich krank, das ist es - ich bin krank. Alle Lieder hast du mir genommen, alle Wörter hast du mir ausgetrieben und mein Herz ist total krank. Umzingelt von Barrikaden. Verstehst du - ich bin krank!“ - Je suis malade – 1973
Dalida ist ohne Zweifel eine der größten Künstlerinnen des letzten Jahrhunderts, dabei ist ihr Name in vielen Ländern nur noch ein Wispern ihres einstmaligen kraftvollen Auftretens. Doch ein Blick auf die schillernde, strahlende wie unglaublich schöne Persönlichkeit lohnt. Denn Dilada (gebürtig Iolanda Cristina Gigliotti) war nicht nur die erste Sängerin die eine diamantene Schallplatte erhielt, sondern sie verkaufte zudem rund 150 Millionen Tonträger und konnte rund 2000 Songs ihr Eigen nennen. Balladen, Chansons, Disco-Tanz, die ausufernden Bühnenshows sowie die fantastischen Kostüme, haben zudem Millionen Menschen begeistert, bewegt und beeinflusst. Das Leben von Dalida selbst, ist hierbei ebenso spektakulär wie ihre Karriere: Liebschaften, heiße Affären, die Sehnsucht nach ewiger wie treuer Liebe, ein versuchter Selbstmord und schließlich am 03.05.1987 der gewählte Freitod. Genügend Stoff also, um hieraus nicht nur ein spannendes wie bewegendes Biopic zu erzählen, sondern auch mithilfe von der einzigen offiziellen Biografie von Catherine Rihoit und Bruno Gigliotti (dem Bruder von Dalida) ein feinfühliges wie intimes Erlebnis zu inszenieren. Und ja, Dalida von Regisseurin Lisa Azuelos (LOL - Laughing Out Loud) ist an vielen Stellen genau das geworden, jedoch auch zuweilen oberflächlich und gehetzt.
Dies liegt wohl vornehmlich an der eigentlichen Mammutaufgabe, das Leben von Dalida in insgesamt 127 Minuten zu gießen. Insgesamt 50 Jahre, unzählige Bühnenauftritte, Stilwechsel, Depressionen und glückliche aufblühende Zeiten. Eine Ehe, Liebschaften, Begegnungen, Familie und die eigentliche Suche nach Anerkennung und Liebe. Zudem hatte Bruno Gigliotti die Freiheit, bei jeder Drehbuchentscheidung das letzte Wort zu haben. All dies führt schließlich dazu, dass der Film regelrecht durch seine eigene Geschichte hetzt. Zeitsprünge, kurze Szenen, verkürzte Dialoge sowie oberflächliche Charaktere sind hier die Folge: Während die erste halbe Stunde bereits viele Motive von Dalida offenlegt und den Zuschauer schon die richtigen Fragen stellen lässt, bleiben kleine Nuancen immer wieder liegen die dann am Ende wie in einem Mosaik fehlen. So wird beispielsweise Dalidas Vater in Ägypten inhaftiert, ohne dass jemals das Warum oder Hintergründe aufgeklärt werden – somit bleibt auch das Vater-Tochter Verhältnis lange ambivalent und äußerlich. So zum Beispiel auch ihr Selbstmordversuch und die Beziehung zu Luigi Tenco (Alessandro Borghi) oder weiteren Affären, die Dalida ein stetes Auf- und Ab bescherten. Erst am Ende findet Regisseurin Lisa Azuelos schließlich etwas Ruhe, um dann berührend einen Abschluss der Geschichte zu finden. Das es indes auch anders geht, beweist Azuelos kurzzeitig im mittleren Teil der Verfilmung, wo Dalidas Umbruch folgt und der Wunsch mehr Tragik in ihre Musik einfließen zu lassen. Während so Je suis malade eindrucksvoll performant wird, bekommt der Zuschauer eine Ahnung davon, wie viel Kraft eigentlich in dem Film hätte liegen können.
Und dennoch: Dalida funktioniert als Biopic erstaunlich gut und liefert uns trotz der schnellen Erzählweise und Sprunghaftigkeit, eine Geschichte die ebenso beeindruckend wie faszinierend ist. Das schillernde wie teils einsame Leben der Dalida wird in fast allen Facetten beleuchtet – wenn auch oberflächlich – sodass am Ende die Reise ein durchaus gelungenes Bild entsteht. Dies liegt zuweilen auch an der Hauptdarstellerin Sveva Alviti, die mit dem Film nicht nur ihr Debüt feiert, sondern auch in der Rolle der Sängerin regelrecht brilliert. Freude wie Trauer sind in ihrem Spiel ebenso zu finden, wie kleine Noten von Sehnsucht und Wünschen. Dies ist unglaublich intensiv und bietet gerade aufgrund dessen eine intime Herangehensweise an den Film. Doch auch der Rest des Cast leistet einen hervorragenden Job dabei, sich in die verschiedenen Jahrzehnte zu versetzen. Und am Ende sind es dann wohl auch die Kostüme, die opulente Ausstattung sowie die Shows, die viel vom Glanz ausmachen: Hier gibt es nicht nur die fantastischen Originalsongs und Interpretationen von Dalida zu hören, sondern auch das Bühnenprogramm zu erleben. Eine imposante Reise, die einen wahren Showakt darstellt.
Fazit
"Dalida" ist ein ebenso imposantes, berührendes, intimes wie spektakuläres Biopic über eine der größten Künstlerinnen des letzten Jahrhunderts. Dennoch gelingt es Regisseurin Lisa Azuelos nicht vollends das Potenzial auszuschöpfen und den Zuschauer jede noch so feine Nuance von Dalida darzulegen. Was folgt ist ein durchaus gehetzter Film, der aber dennoch oftmals den richtigen Ton trifft und die schillernde Persönlichkeit von Dalida ergreifend erzählen kann.
Autor: Thomas Repenning