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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

An einem Samstag im Herbst sind Karin und Simon bei ihren Eltern und der jüngsten Schwester Clara zu Besuch. Die Zusammenkunft der Familie ist Anlass für ein gemeinsames Abendessen, zu dem im Verlauf des Tages auch weitere Verwandte erscheinen. Während die Familienangehörigen die Wohnung mit ihren Gesprächen, Alltagshandlungen und Kochvorbereitungen beleben, streifen die Katze und der Hund durch die Räume. Auch sie werden zu einem zentralen Bestandteil dieses familiären Alltagsreigens, der immer wieder überhöhte Elemente aufweist, die einer naturalistischen Darstellungsweise entgegenwirken. So öffnen sich Nebenräume zwischen Familiendrama, Märchen und dem Psychogramm einer Mutter.

Kritik

Manchmal, hin und wieder, trifft man auf einen Film, der sich nicht einfach festlegen lässt. Ramon Zürcher hat mit Das merkwürdige Kätzchen so einen Film inszeniert. Er erzählt, im Stile der vom frühen Thomas Arslan gelehrten Berliner Schule (Der schöne Tag), den Tag einer Familie, die in einer Berliner Wohnung zusammenfindet. Doch bis am Abend alle Familienmitglieder an der Türschwelle auftauchen, geschieht eigentlich nichts. Nichts, was sich jetzt hier wiedergeben ließe. Eine Waschmaschine wird repariert, die Haustiere werden beobachtet und ignoriert, die Geschwister piesacken sich gegenseitig. Clara spinnt, die Katze spinnt, Simon schläft. Das mag abschreckend klingen, es ist aber ein seltsam magischer Cocktail, der einen nicht allzu schnell wieder loslässt.

Denn da ist Clara, die jüngste Tochter, die immer zu schreien beginnt, wenn die Kaffeemaschine rödelt. Mit fröhlich blitzenden Augen und einem weit aufgerissenen Mund, als würde sie schallend lachen. Aber sie kreischt. Wie ein Blitz durchzieht ihre Stimme die Wohnung. Vielleicht schreit sie nicht, weil die Kaffeemaschine rödelt. Vielleicht rödelt die Kaffeemaschine, weil Clara schreit. Denn die Mutter (toll: Jenny Schily, Schlafkrankheit) hat heute keinen Nerv für so ein Chaos übrig. Und das macht sie zur interessantesten Figur; Ramon Zürcher zeigt sie anders als die anderen Charaktere. Er filmt sie oftmals von hinten. Ihren Kopf, der Zopf, der den Nacken hinunterführt und zusammen mit den Schultern zwei Linien zeichnet. Kein Dreckeck, zwei Linien. Eine Horizontale und eine mittig angesetzte Vertikale. Das ist dermaßen kalt und unpersönlich gestaltet, weil geometrisch und rational, dass die Mutter eher wie eine Figur aus einem Horrorfilm kadriert wird, als eine Person der Fürsorge und Liebe.

Dies spiegelt sich auch in ihren Taten wider. Sie ist eine Figur der befremdlichen Gesten und angedeuteten Gewalt. Eine Figur, die kurz davor ist, ihrer Katze das Genick zu brechen, die ihrer Tochter nichts überreicht, sondern sie damit abwirft. Die kurz im Kino eventuell darüber nachgedacht haben könnte, fremdzugehen. Die sich lieber einen Smoothie mixt, als ihrem Kind zuzuhören. Dieser immer wieder aufblitzende Sadismus der Mutter gegenüber den Kindern und ihrem Umfeld findet sich in Kleinigkeiten. Natürlich, schließlich ist diese Wohnung viel zu klein für diese Anzahl an Menschen, die hier herumwuseln. Alle Unzufriedenheit mit dem Leben wird auf 60qm gezwängt. Und viel Energie auf engstem Raum muss sich irgendwann schlagartig ausbreiten. Und wenn man nicht nach oben schlagen kann, muss man nach unten austreten. Zum Beispiel auf das Genick der Katze. Vielleicht streut Ramon Zürcher deshalb immer wieder kleine Szenen ein, die nicht in der Wohnung spielen. Wenn manche Figuren von Erinnerungen erzählen. Sie erzählen dann immer von Dritten, deren Verhalten für sie ein Mysterium ist. Aber eines, das sie deutlicher vor Augen haben, als jenes ihrer eigenen Familienmitglieder.

Fazit

Mit „Das merkwürdige Kätzchen“ hat Ramon Zürcher, unter Aufsicht von Béla Tarr, einen faszinierenden und stets mysteriösen Film inszeniert. Ein Werk über all das Leben in einer Berliner Wohnung. Über Leben und die meisten seiner Facetten. Die nicht ganz klare Figurenkonstellation hilft dem Film ungemein; so werden die etwas unbeholfenen, unangenehmen Momente für den Zuschauer zu solchen. So fühlt sich auch der Zuschauer unter vertrauten Fremden. Allein in einem heillosen Durcheinander. Allein mit dem eigenen Frust. Ein Film von befremdlichen Gesten und angedeuteter Gefühllosigkeit inmitten vom vertrauten Alltag.

Kritik: Levin Günther

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