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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Einsamkeit ist in Japan inzwischen eine nationale Krise – die Regierung hat dafür sogar ein eigenes Ministerium eingerichtet. Die Dokumentation begleitet Menschen, die mit ihrer Isolation zu kämpfen haben. Mithilfe eines ehrenamtlichen Chat-Dienstes, mitfühlender Kontakte, Regierungsinitiativen und sogar Eulen als Haustiere versuchen sie ihr Leben von diesem sehr zeitgemässen Leiden zu befreien.

Kritik

Hunderte Berufstätige in den Metros, geschäftige Straßen, belebte Sport-Events, volle Bars: Die Alltagsszenen, die s dokumentarisches Zeitbild eröffnen, zeigen eine scheinbar kontaktfreudige Gesellschaft. Doch die Realität ist laut den Nachrichten-Ausschnitten und Statistiken, die den thematischen Kontext etablieren, eine andere. “Loneliness is a social challenge right now, particularly in Japan.“ Dort findet der Regisseur auch die beiden Betroffenen, die er mit der Kamera begleitet. Masato und Shoko leiden seit langem unter ihrer Einsamkeit und suchen schließlich nach professioneller Unterstützung. 

Jene kommt in Form einer NGO, die einsamen Menschen über eine 24-Stunden-Telefonberatung Wege aus der Isolation aufzuzeigen verspricht. Koki Ozara ist Gründer dieses Hilfs-Chats, den Menschen wie die Filmfiguren anrufen können. Der 45-jährige Handelskaufmann Masato  kriegt erstmal nur die Besetzt-Meldung. Wie die demographischen Hintergrundinformationen nahelegen, weil der Andrang so groß ist. Laut wissenschaftlicher Studien fühlen sich 40 Prozent der Gesellschaft einsam. Bei den unter 40-Jährigen sind es angeblich sogar die Hälfte. Szenen der unter Hochdruck in die Tasten hauenden Angestellten unterstreichen zugleich den enormen Bedarf nach Beistand - wie unpersönlich und routiniert er auch sein mag - und den Einsatz Ozaras Teams. Doch ist unter solchem Stress eine qualifizierte Psycho-Beratung überhaupt möglich?

Die rasanten Fortschritte, die Shoko dank ein paar emphatischer Zeilen und pragmatischer Tipps - Kontakt zu alten Freundschaften erneuern und Hobbys aufnehmen - macht, suggerieren es jedenfalls. Masato sucht mit tierischer Gesellschaft seinen eigenen Weg aus der Vereinsamung. Die Lebenseinblicke des Figuren-Duos sind trotz ihrer Flüchtigkeit anrührende und sozialpolitische Details wie das 2021 eignes installierte Ministerium für Einsamkeit vermitteln eine authentischen Eindruck der Dringlichkeit dieses Gesellschaftsproblems. Dessen Ursachen werden indes ebenso vernachlässigt wie die Risiken des vorschnell zum Allheilmittel verklärten Lösungsansatzes. Lebensfreude scheint hier nur einen Chat weit entfernt. Wenn es nur so einfach wäre. 

Fazit

5.5

Als ‚Paradox unserer modernen Welt‘ definiert Kaspar Astrup Schröders Sozial-Doku die Einsamkeits-Epidemie, die seine zwei Protagonist*innen erfasst hat. Trotz digitaler Verbindungen würden soziale Kontakte schwinden. Belege dieser Hypothese fehlen. Waren die Leute vor 200 Jahren tatsächlich weniger einsam? Wie wird ein so persönliches Phänomen wie Einsamkeit statistisch erfasst? Welche Rolle spielen kulturelle, familiäre und ökonomische Faktoren? Lindert Womöglich die Gesellschaft des Filmteams das Leid der Betroffenen? Trotz produktiver Ansätze holt die undifferenzierte Inszenierung letztlich wenig aus der zeitaktuellen Thematik.

Kritik: Lida Bach

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