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Während seiner eigenen Hochzeitszeremonie wird ein Bräutigam von einem unsteten Geist befallen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der polnische Film ist in der deutschen Kinolandschaft nur sehr rar gesät. Zwar kommen hin und wieder Werke mit Oscar-Nominierungen oder -Siegen als Rückenwind in die hiesigen Lichtspielhäuser (zum Beispiel Ida). Und auch sind die legendären früheren Filme noch nicht vergessen (die Drei-Farben-Trilogie von Krzysztof Kieslowski), doch ansonsten muss man schon spezielle Umwege gehen, um auf Filme aus dem Nachbarland zu treffen. So ist es dann doch erfreulich, dass das polnische Generationen- Schrägstrich Gruseldrama Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen bei uns das Licht der Welt erblicken darf. Der Regisseur des Films, Marcin Wrona, galt als große Hoffnung seines Landes, bis er sich im September des letzten Jahres das Leben nahm. Seine Filmographie bleibt bestehen und hilft dem Publikum den Menschen hinter den Filmen zu verstehen.

Der Film beginnt in einem kleinen Dorf. Größtenteils verkommene und verfallene Häuser, leere und enge Straßen, nur ein Bagger ruckelt über den nassen Asphalt und durch die verwinkelten Gassen. Jedem Haus gelingt es, das vorangegangene an Trostlosigkeit zu überbieten. Charakter haben die Bauten nicht, es schaut so aus, als würde hier seit Jahrzehnten keine Menschenseele mehr gewesen sein. Eine Vergangenheit scheint die Ortschaft zwar zu haben, aber keine die eindeutig beschrieben werden kann. Es scheint eine postapokalyptische Ortschaft zu sein, das Sein nach dem Ende allen Lebens. Die Präsenz der Hütten hat etwas Beunruhigendes, etwas Erschütterndes, in der erblassten Tragik der Schweigsamkeit. Wenn diese Häuser ihre Geschichten erzählen könnten, würde man weghören, um das eigene Seelenwohl nicht zu gefährden. Es scheint damit klar, worauf Regisseur Wrona anspielt - die Geschichten der vielen polnischen Familien, die irgendwann vor dem 7. Mai 1945 jäh beendet wurden.

Wo der kleine gelbe Bagger jedoch nun hinfährt, erfährt man zunächst nicht, denn die Reise geht für den Zuschauer weiter; erst durch die kleinen Straßen des Orten, dann auf eine kleine Fähre, die ablegt, um den kalt-grauen Fluss zu überqueren. Eine Rundfahrt der Kamera verdeutlicht, wie abgelegen diese ganze Gegend ist; ein verlassener Mikrokosmos, der sich wunderbar für eine Allegorie der polnischen Gesellschaft eignet. „Gibt es keine Brücke?“ ist der erste Satz des Films. Natürlich nicht. Niemand kommt in diesen Kosmos herein - und niemand aus ihm heraus. Der Bräutigam, der polnisch noch recht bruchstückhaft spricht, scheitert immer wieder am Eintritt, die polnischen Figuren an der Flucht. Gemeinsam versuchen sie sich anzunähern, indem sie sich in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Ein krampfhaftes Rücken, orientierungs- und irgendwann auch kraftlos, ist die Folge. Der Fluss umklammert das Dorf und verbildlicht damit den Titel und den Dämon, der dem Film seinen Namen gab. Dibbuk bedeutet Umklammerung, der Dämon haftet sich an seine Opfer, wenn es in dessen Leben Verfehlungen gibt.

Umklammert wird der Bräutigam (gespielt von Itay Tiran, Lebanon) von dem Totengeist, der ihn bei seiner Hochzeitsfeier empfängt. Die Sorgen der Beteiligten vor der Eheschließung werden hier von Wrona kongenial nach außen gekehrt. Die Schwiegereltern, die noch nicht vollends überzeugt sind. Die Braut, deren Blicke unsicher zwischen ihren Eltern und ihrem Mann wechseln. Und natürlich der Bräutigam selbst, der den Druck der Eltern, der Gesellschaft auf sich spürt und nicht weiß, ob er sich vor der Verantwortung drücken sollte - ein Sturm aus Paranoia folgt. Langsam entgleitet ihm Sinn für Realität, für Raum und Zeit, seine Angst wird sinnbildlich gezeigt, wenn er einen Tanz vollführt. Einen Tanz mit dem Tod. Eine Brücke wird es auch am Ende nicht geben, die die kleine vergessene Ortschaft mit dem Festland verbinden würde. Stattdessen wird es über die Flucht versucht; die Flucht in sich selbst.

Fazit

Mit „Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen“ hat der polnische Regisseur seinen letzten Film abgeliefert, bevor er sich das Leben nahm. Er steckt das Drama um eine Eheschließung in ein Korsett des Geisterfilms und macht das wirklich gut, weil er nie den Genre-Mechanismen erliegt und nie auch nur daran denkt, irgendwelche schematischen Erwartungen treffen zu müssen. Stattdessen errichtet er einen genialen Mikrokosmos der polnischen Gesellschaft und untersucht, seziert und offenbart was das Zeug hält.

Kritik: Levin Günther

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