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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Tag für Tag steht Carl Kollhoff im Hinterzimmer eines Buchladens und schlägt sorgfältig Bücher in Papier ein, um sie zu den Stammkunden in der Stadt zu bringen. Bücher sind das größte Glück des wortkargen älteren Mannes, der ansonsten jeglichen Kontakt zu anderen Menschen scheut. Auf einem seiner Rundgänge heftet sich die neunjährige Schascha an seine Fersen. Widerwillig lässt sich Carl auf das Mädchen ein, das ihn fortan auf seinen Botengängen begleitet und ihn den "Buchspazierer" nennt. Schnell gewinnt Schascha auch die Herzen von Carls Stammkunden und wirbelt nicht nur deren Leben gehörig durcheinander, sondern bringt auch Carl dazu, aus seiner eigenen Welt auszubrechen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es heißt, Bücher finden ihre Leser - aber manchmal brauchen sie jemanden, der ihnen den Weg weist”, sinniert die Off-Erzählerin zu Beginn The Chau Ngos (Tatort - Das Mädchen, das allein nach Haus' geht) Kinodebüt, das sich selbst anfühlt wie ein solcher Wegweiser oder prosaischer formuliert: Werbespot. Nicht für Bücher, sondern ein Buch, nämlich Carsten Sebastian Henns gleichnamiger Vorlage. Deren Erfolg ist schwer denkbar ohne die in der Widmung erwähnte Krise, selbst in der „Buchhändlerinnen und Buchhändler … uns mit einem ganz besonderen Lebensmittel versorgen“. 

Die romantisierte Rückbesinnung auf gebundene Gesellschaft in Form von Büchern prägt die eskapistische Erzählung ebenso wie die schleichende Sehnsucht nach menschlichem Miteinander. Dessen letzter Lieferant - in doppeltem Sinn - ist der Titelcharakter, für den Christoph Maria Herbst (Eisspin, der sehr Schreckliche) seine Repertoirerolle des mürrischen Misanthropen abruft. Carl Kollhoff ist in der pittoresken Kulisse des stets sonnenbeschienen Schauplatzes bekleidet und (buch)beladen wie ein Wanderer. Sein schrulliger Spitzname verweist auf idealisierte Individualisierung seiner tagtäglichen Tätigkeit; im Grunde ein besserer Bring-Dienst. 

Natürlich ist der eigentümliche Einzelgänger, den die kleine Halbwaise Schascha (Yuna Bennett, Das Signal) ungeachtet seines anfänglichen Widerwillens begleitet, kein unterbezahlter Amazon-Bote, mit dem der bildungsbürgerliche Kundschaft und die Kinozielgruppe nie abgeben würden, sondern gebildeter Gleichgestellter. Zum Beweis erhalten die handlungsrelevanten Charaktere, die Schascha und er besuchen, literarische Alias. Jene sind allesamt so plakativ und popkulturell, dass der selbstschmeichlerische Wiedererkennungseffekt garantiert ist. Mr. Darcy (Edin Hasanović, Spieleabend), Effi Briest (Hanna Hilsdorf, A Thin Line), Frau Langstrumpf (Maren Kroymann, Enkel für Fortgeschrittene), Herkules (Tristan Seit, Die Ermittlung).

Wie die einander helfen können und selbstverständlich werden, ist schon beim ersten Auftritt klar. Noch vorhersehbarere ist der positive Einfluss der mit „Heidi“ assoziierten Schascha, einem kindlichen Magic Pixie Dream Girl, auf den Protagonisten. Der ist obsolet laut seiner Vorgesetzte, die Ladenbesuche einem Lieferservice vorzieht. Dass dies nicht als die vorgeblich vermittelte gesellschaftliche Gemeinschaft gilt, zeigt die selektive Scheinheiligkeit dieses modernen Märchens über die inspirierende Wirkung alter weißer Männer, voll konservativen Kitsch und sentimentaler Stereotypen.

Fazit

In der Tradition der TV-Märchen, die The Chau Ngo zuvor inszenierte, steht auch sein Kinodebüt. Dessen Figuren sind altbekannte Abziehbilder, deren aufgesetzte Assoziation mit Weltliteratur so selbstgerecht wirkt wie das Negieren der Randkonflikte des papierdünnen Plots. Der greift bei Themen wie Angststörungen und häuslicher Gewalt zu plumpen Deus ex machina Lösungen mit unangenehm elitärer Implikation. Handwerklich tadellos und von fähigen Darstellenden in adretter Kulisse präsentiert, bedient die kongeniale Kinoadaption perfekt das bourgeoise Bedürfnis nach reaktionären Realitätsfluchten.

Kritik: Lida Bach

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