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Barrett ist ein verführerischer und kultivierter Diener, der von dem großspurigen Playboy Tony angestellt wurde, um dessen neu gegründeten Haushalt zu leiten. Aber Barretts anfängliche Ehrfurcht und seine vertrauenserweckende Arbeit verwandeln sich in argwöhnische und hinterlistige Kontrolle…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Master & Servant

Durch die McCarthy-Kommunisten-Hexenjagd der frühen 50er Jahre vertrieb es Regisseur Joseph Losey (Monsieur Klein) früh ins europäische Exil, wo er zwar den ein oder anderen Achtungserfolg verbuchen konnte, aber wohl nie die Wertschätzung erhielt, die ihm aufgrund seiner Fähigkeiten eigentlich zu Teil hätte werden müssen. Er selbst bezeichnete Der Diener als den einzigen Film seiner Karriere, in dem ihm in keiner Art und Weise reingeredet wurde und er kompromisslos seine Vorstellung umsetzen konnte. Im selben Jahr schuf er mit der Hammer-Studios Produktion Sie sind verdammt! ein absolutes Hidden Gem des britischen B-Genre-Films, aber dieser Film spielt nochmal auf einem ganz anderen Level. Mit Augen der Angst – Peeping Tom ist dies vielleicht der beste britische Psycho-Thriller seiner Zeit, der sich geschickt durch die Stromschnellen der strengen, einheimischen Zensur manövriert und dadurch zu seinem Glück gezwungen wird, vieles gar nicht explizit, sondern durch die wesentlich scharfsinnige Blume zu erzählen.

Tony (James Fox, Reise nach Indien) ist ein mit dem goldenen Löffel im Mund geborener Dandy, der Vermögen mit Niveau und Klasse verwechselt. Für sein neuerworbenes Haus mitten in London benötigt er dringend einen erfahrenen Hauswirtschafter, da die Immobile zwar kostspielig, aber weder renoviert noch in irgendeiner Form eingerichtet ist und der dem Alkohol nicht abgeneigter Lebemann so lebenspraktisch unfähig ist, dass er sich vermutlich nicht mal ein Frühstücksei kochen könnte. Da kommt ein altmodisch angehauchter Bedienstete wie Barrett (Dirk Bogarde, Die Brücke von Arnheim) wie gerufen. Unterwürfig, aber sehr klar in seinem Vorgehen gibt er dem großkotzigen Bonzen-Bengel nicht nur einen sauber geführten Haushalt, sondern übernimmt aus dem Stehgreif die gesamte Lebensführung. Im Prinzip wird das ganze Haus nicht nach den Wünschen von Tony, sondern denen von Barrett renoviert und ausgestattet, aber natürlich weiß der getreue Butler es dem eitlen Brötchengeber so unterzuschummeln, als wäre das alles auf dessen Mist gewachsen. Klingt nett und führsorglich, aber das aufmerksame Publikum erkennt – im Gegensatz zu Tony – recht schnell, dass sich Barrett hier nicht nur genüsslich einnistet, sondern offenbar noch viel weitgreifender seine Pläne spinnt. Tonys Verlobte Susan (Wendy Craig, War es wirklich Mord?) ist bereits früh skeptisch gegenüber dieser seltsamen Kombination, aber als plötzlich auch noch Barretts Schwester Vera (Sarah Miles, Blow-Up) als Dienstmädchen eingestellt wird, verlagern sich die Kontrollverhältnisse immer mehr.

Bevor jetzt rein auf die inhaltliche Ebene eingegangen wird: allein inszenatorisch ist Der Diener herausragend. Die Kameraführung und Bildsprache ist regelrecht brillant und bietet nicht nur grandiose Bildkompositionen, sondern bedient auch sehr deutlich ein narratives Element. Immer wieder werden Szenen durch Spiegelbilder eingefangen. Warum? Ein Spiegel gibt ein offenkundig getreues, aber eigentlich verdrehtes Bild der Wirklichkeit wieder. Alles ist spiegelverkehrt und so wird schon alsbald das Thema des Films auch visuell eingefangen. Master & Servant wird schon früh unterwandert, indem sich Tony abhängig macht von seinem anfänglich bald sklavisch-devoten Leibeigenen, der aber von Beginn an die Zügel in der Hand hat und in der zweifelnden Susan direkt eine Bedrohung dieser absurden Machtverlagerung erkennt, die es perfide auszuschalten gilt. Mehr darf und sollte nicht über den Inhalt dieses großartig erzählten Psycho-Dramas verraten werden, das eigentlich noch mehr beinhaltet, als ganz offensiv gezeigt werden durfte. Unter anderem einen sehr eindeutigen homoerotischen Subtext, der an zahlreichen Stellen mal mehr, mal weniger offensichtlich geteast wird. Das krasse Abhängigkeitsverhältnis der beiden Männer (und genau genommen nicht nur einseitig) ist sogar noch das weniger Offensichtliche. Barrett hat aus nie erklärten Gründen Bilder von muskulösen Mannsbildern in seinem Zimmer hängen und die beiden beteiligten Hauptdamen scheinen auch nur Mittel zum Zweck. Letztlich läuft es auf eine verboten, intime Zweisamkeit der beiden Protagonisten heraus, wie das schlussendlich enden wird, bleibt der Fantasie des Publikums nach der bitter-bösen Schlusspointe überlassen. Die Machtverhältnisse haben aber eindeutig gewechselt, der Meister wird zum Untergebenen. Willkommen im Fetisch-Wunderland einer Zeit, in der eine derartige, mutmaßliche Intention sogar noch strafrechtlich relevant war. 

Fazit

Mutig, kontrovers, auf interpretative Weise sehr interessant, dazu noch sehr gut gespielt und inszenatorisch schlicht weltlasse: „Der Diener“ ist ein Film, der auf so vielen Ebenen hochspannend ist, dass er sich in die Kategorie „Pflichtprogramm“ einreiht. Vor allem so was in dieser sehr konventionellen und zensurfreudigen Ära zu bringen: hochriskant und das es auch noch unbeschadet abgenommen wird, spricht eigentlich nur für die subversive Brillanz, die gewisse Entscheidungsträger offenbar nicht kapiert haben. 

Kritik: Jacko Kunze

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