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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Hochsommer in Frankreich. Sonne, Wind, das Rauschen der Bäume, ein idyllisch abgelegener türkisgrüner See mit angrenzendem Waldstück. Der gutaussehende Franck kommt fast täglich an den beliebten Cruising Spot. Die Tage, Nachmittage und Abende vergehen zwischen Schwimmen, Gesprächen, gepflegter Langeweile und Sex. Sommer eben.Franck trifft Henri den kauzigen Sonderling, der immer etwas abseits sitzt und so gar nicht zum schwulen Treiben des Strandes passen will, und er trifft den attraktiven Michel: Franck ist von der ersten Sekunde elektrisiert. Doch Michel ist nicht nur charismatisch, sondern auch äußert gefährlich - Franck weiß das, doch er will seine Leidenschaft um jeden Preis ausleben.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auf den ersten Blick ist der titelgebende See in Alain Guiraudies „Der Fremde am See“ ein idyllisches Postkartenmotiv zum Verlieben; ein Badeparadies für all die, die ihre verschwitzten Körper von der Hitze des Sommers ins kühle Nass tauchen möchten und darin die erlösende Erfrischung suchen. Das türkisfarbene Wasser, die sattgrünen Wälder, die eben jenes sanftmütig einzäunen und ihre Äste leise mit dem Wind gehen lassen: Ein Ort des Friedens, der inneren Ruhe. Doch der oberflächliche Schein der geruhsamen Makellosigkeit vermag zu täuschen, lauert im Kern der französischen Oase doch ein kalter Sturm, der nur darauf wartet, seine gesamte Gewalt unter Beweis zu stellen. Und diese angestaute Gewalt findet ihren eigentlichen Ausdruck nicht in dem idealisierten Landschaftsbild, vielmehr reflektiert diese unverkennbar anziehende Harmonie nämlich die psychologische Intensität im Dreigespann der divergenten Hauptdarsteller. „Der Fremde am See“, und das auf betörend subtile Art und Weise, behandelt die Antinomie von Äußerlichkeiten und der wahrhaftigen seelischen Essenz von Mensch und Natur.

Der attraktive Franck (Pierre de Ladonchamps) ist ein Stammbesucher der homosexuellen Seite des Sees, doch der sympathische Henri (Patrick d’Assumcao) begegnet ihm am Ufer zum ersten Mal. Während Franck nicht nur allein zum Schwimmen immer wieder dort erscheint, sondern auch die Gegenwart der dortigen Männer ausgiebig genießen möchte, sucht Henri die Stille am Rande des Geschehens. Er betritt weder Wasser noch die Wälder, in denen sich die braungebrannten Gäste ihrer sexuellen Lust zwischen den Büschen und auf den Wiesen hingeben. Doch Franck hat sein Auge keinesfalls auf Henri geworfen, was in diesem Fall jedoch auf Gegenseitigkeit beruht, er interessiert sich für Michel (Christophe Paou), ein viriler, mysteriöser Adonis mit Schnauzbart und prächtigen Muskelpaketen. Mit diesen drei Charakteren sind die entscheidenden Weichen für den Verlauf der Handlung und den Bezug zur psychischen Kontrastierung innerhalb der fokussierten Konstellation gelegt. Wichtig ist dabei, dass nicht nur der See über einen symptomatischen Mehrwehrt verfügt, der „Fremde“ ist ebenfalls keine einzelne Person, der „Fremde“ ist allgegenwärtig.

„Der Fremde am See“ weiß auf verschiedenen Ebenen zu funktionieren, denn Alain Guiraudie ist es weniger daran gelegen, Einzelschicksale zu dramatisieren und in ihr eigenes Verderben rennen zu lassen. Guiraudie findet – und jetzt wird es gar famos – in seiner homosexuellen (Charakter-)Schilderung einen universellen Grundsatz; und dieser Grundsatz versteht sich nicht nur als alleiniges Produkt ausgewählter Milieus. „Der Fremde am See“ ist gleichermaßen ein gesellschaftlicher Querschnitt durch unsere Zeit, dessen Schrei nach lupenreiner, akkurat gepflegter Selbstkontrolle durch jede asphaltierte Straße und jeden staubigen Trampelpfad hallt. Es kommt nach und nach zum Konflikt der Gefühle und der selbsterschaffenen Fassade. Während die körperliche Begierde im Zeichen der Anonymität im angenehmen Grün gestillt wird und dieser explizite Sex – wie auch der maskuline Voyeurismus – niemals mit einer pervertierten Note behaftet wird, geht es über diese kurzfristige Zweisamkeit niemals hinaus: Sex – Ja, Namen – Nein. Dabei sind diese Szenen des gegenseitigen Begehrens von einer solchen Natürlichkeit gezeichnet, wie sie in dieser unaufgeregten, wahrhaftigen Leidenschaft selten zu sehen sind.

Wo sich das maskierte Absatteln von jedem Zwang nun als purer Schein entpuppt, entfesselt sich im gleichen Augenblick langsam ein emotionaler Orkan und zieht seine Runden. Es kommt zu den Ängsten und introspektiven Unruhen, die uns nicht nur an unserem gegenwärtigen Sein zweifeln lassen, sondern auch die Zukunft mit einem unbehaglichen Fragezeichen verziert. Und wie Guiraudie diese aufkeimende, sprudelnde Verzweiflung visualisiert, resultierend aus dem sehnsüchtigem Rückzug in die Arme des nächsten und doch so nahen Fremden, zwischen den verspielt-liebevollen Penetrationen im Dickicht, die sich treiben lassende Männer im Sonnenuntergang, das hedonistische Erkunden und ihre mit Ejakulat bespritzten Körpern, ist ein Gleichnis der versierten Kategorie – Ohne sich an plumpen Formulierungen zu vergreifen. So erwachsen, so subtil, so vielschichtig und reif wie das Innenleben im Würgegriff in „Der Fremde am See“ aufgezeigt wird, wird es das Gros der Zuschauer weder ansprechen noch begeistern. Aber ein Film wie dieser bleibt ein Ausnahmewerk und hat damit nicht einmal die Ehre, ein breites, ihm angemessenes Publikum zu erreichen.

Fazit

Alain Guiraudies „Der Fremde am See“ ist nicht nur inszenatorisch ein Meisterwerk, welches einen am Kino des Alfred Hitchcok geschulten Blick für den brodelnden Spannungsmoment aufweist, sondern auch inhaltlich eine ungemein stimulierende Angelegenheit: Guiraudies reißt mit einer faszinierenden Natürlichkeit gesellschaftliche Fassade ein und sinniert über Begehren, Sexualität und Anonymität der heutigen Zeit. Ein versiertes Gleichnis, dem man sich unbedingt aussetzen sollte.

Kritik: Pascal Reis

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