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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

An einem verschneiten Weihnachtsabend liegt ein kleiner Junge aufgeregt und hellwach in seinem Bett. Er bewegt sich nicht, wagt kaum zu atmen. Er hat Angst, daß er zum letzten Mal jenes Geräusch verpassen könnte, das ihm schon oft entgangen ist – das Klingeln der Glöckchen am Schlitten des Weihnachtsmanns. Es ist fünf Minuten vor Mitternacht als der Junge von einem donnernden Brausen aufgeschreckt. Er reibt die beschlagenen Scheiben an seinem Fenster blank und traut seinen Augen nicht: Ein glänzender schwarzer Eisenbahnzug hält vor seinem Haus, der Dampf der gewaltigen Lokomotive zischt durch die sanft fallenden Schneeflocken in den Nachthimmel. Der Junge rennt in Pyjama und Pantoffeln nach draußen, wo ihn der Zugschaffner begrüßt, der offensichtlich auf ihn gewartet hat. “Also, kommst du mit?” fragt der Schaffner. „Wohin?” “Na, zum Nordpol natürlich. Dies ist der Polarexpress!”
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Fest der Liebe steht kurz vor der Tür. Weihnachten kommt und das bedeutet nicht nur volle Straßen, leere Geldbeutel und überfüllte Mägen, sondern eben für die Kleinen dieser Welt auch, dass Santa Claus vorbeischaut und heimlich, still und leise die Socken am Kaminsims füllt und Kostbarkeiten unter den Tannenbaum legt. Tolle Schätze, verpackt in noch tollerem Papier. Gemütliches Beisammensein, langes Aufbleiben und das Entspannen am Kaminfeuer. Die Welt da draußen hat Pause für ein, zwei Tage. Ruhe kehrt ein und dann wird vielleicht noch ein Film geschaut. Das weiß jeder, auch die TV-Stationen, die jedes Jahr zur gleichen Zeit die gleichen Filme wiederholen. Weihnachtsgeschichten sind schon ein eigenes Genre. „Der Polarexpress“, eine Verfilmung der Geschichte von Chris Van Allburg, möchte ein Beitrag zu diesem Genre sein. Funktionieren tut das nicht.

Und das liegt daran, dass das Genre des Weihnachtsfilms nicht mit bloßen Formalien zu erreichen ist. Es genügt eben nicht, Schnee im Film zu zeigen oder - jetzt wird es etwas wild - de facto Weihnachten zu behandeln. Denn das tut dieser Film. Um jedoch zu einem Weihnachtsfilm zu werden, liebe Leser, die ihr den geistigen Zustand dieses Autoren nun hinterfragt, muss ein Film jene (Weihnachts-)Gefühle verursachen, die man verspürt, wenn man mit seiner Familie zusammensitzt, das Feuer knistern hört und vollkommen satt und rundum zufrieden auf dem Sofa entspannt. „Tatsächlich Liebe“ macht das hervorragend. Das ist ein Werk, das sich mit Fug und Recht als Weihnachtsfilm bezeichnen darf. „Die Geister, die ich rief“ ist ebenso gut darin. „Der Polarexpress“ schafft diese Gefühle nicht, ist also kein Weihnachtsfilm, sondern lediglich ein schlechter Film über Weihnachten.

Robert Zemeckis ist dabei ein überaus talentierter Mann mit einer großen Karriere. Mit „Zurück in die Zukunft“, „Forrest Gump“, „Cast Away“ und „Contact“ darf er in seinem Lebenslauf angeben. Manch ein Filmemacher würde sich ein Bein abhacken um auch nur eines dieser Werke in seiner eigenen Filmographie haben zu können. Herr Zemeckis wiederum würde sich wahrscheinlich eines abhacken, um „Der Polarexpress“ für immer vergessen zu dürfen. Die Problemstellen fangen bei dem Film schon mit dem Äußeren an (Stichwort "Uncanny Valley"), aber darauf soll nicht weiter eingegangen werden. Denn das, was den Film zu einem so großen Haufen Grütze werden lässt, ist nicht der Look, sondern die Geschichte des Films. Er hat nämlich keine. Dramaturgisch ist das wenig bis gar nichts. Der Film hat kein vorgegebenes Ziel, folgt keinerlei Motivation und lässt den Zuschauer damit allein am Rande stehen.

Szene um Szene wird hier von den wiederum folgenden Szenen als unnötig entlarvt. Der Film stolpert von einem sinnlos aufgeblähten Filmmoment in den nächsten, ohne auch nur je das Ziel zu haben, etwas Handfestes anzusteuern. In einer Szene schlittert der Polarexpress auf einem gefrorenen See herum, das Heck schwingt von der einen zur anderen Seite. Das ist ein schönes Symbol für diesen Film, der hilflos umher-eiert und ideenlos am Steuerknüppel herumspielt. In der Hoffnung, irgendwie auch nur ein kleines Bisschen an Navigation und Motivation zu erhaschen. Gelingen tut ihm das leider nie. Und dann steht sich der Regisseur zu allem Übel auch noch selbst im Weg und kann sich einer arg selbstreferenziellen Inszenierung (man könnte auch Selbstdarstellung sagen) nicht erwehren, wenn er hier eine „Forrest Gump“-Plansequenz einfädelt, die hauptsächlich stört und sonst keinerlei Mehrwert hat. Manche Geschichten eignen sich eben nicht für das Medium Film, weil zu wenig Material zu sehr gedehnt werden muss. "Der Polarexpress" ist eine solche Geschichte.

Bei all diesen Irrungen und Wirren, in denen sich der Film immer wieder verrennt, kommt leider der sentimentale Schmalz nie beim Zuschauer an. Und kein Schmalz ist (bei einem angeblichen Weihnachtsfilm) noch schlimmer als zu viel Schmalz. Denn zu Weihnachten, wenn der Zuschauer sich in oben beschriebenem Szenario wiederfindet, entspannen und einfach nur einen Film sehen will, ist eine gut gemeinte und eskapistisch ausgelegte Geschichte nicht nur okay, sie ist erwünscht. „Der Polarexpress“ versucht, eine solche Geschichte zu erzählen, kann sie aber dem Zuschauer nicht vermitteln. Das liegt auch (aber nicht nur) an den haarsträubenden Schwächen, die der Film in seiner Dramaturgie aufweist. Fast noch schlimmer: Das Herzstück des Weihnachtsfilms, ja eigentlich eines jeden Films, die Emotion nämlich, sie ist ein Funken, der hier nie überspringt. Und an dieser Stelle wird dann auch deutlich, weshalb „Der Polarexpress“ noch lange kein Weihnachtsfilm ist, nur weil er Weihnachten zeigt.

Fazit

Robert Zemeckis hat mit „Der Polarexpress“ einen schlechten weil unkonzentrierten Film abgeliefert. Wer die anderen Filme des Regisseurs kennt, der wird ihm diesen Faux-Pas überaus schnell verzeihen können und das ist sein Glück, denn dieser Streifen ist nichts als eine anderthalbstündige Irrfahrt ohne Plan oder Orientierung. Da kann selbst eine kurze Laufzeit zur Geduldsprobe werden. Es scheint unbegreiflich, wie der Film es überhaupt durch die Phase der Vorproduktion geschafft hat. Dass der Film dann auch noch zurecht ein herausragendes Beispiel für das Phänomen des „Uncanny Valley“ ist (jener Bereich, bei dem menschenähnliche Wesen dem Menschen selbst unheimlich sind), ist nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Als Argument für die miese Qualität des Films muss man das jedoch nicht heranziehen, davon bietet der Film selbst schon genug.

Kritik: Levin Günther

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