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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Peter Miller ist ein unbequemer Journalist. Im Auftrag des israelischen Geheimdienstes will er eine weitverzweigte Organisation zerstören, die nach dem Krieg ehemaligen SS-Leuten zur Flucht nach Südamerika verhalf – und auch wieder zurück: bis in Spitzenpositionen der Wirtschaft! Der Deckname: Odessa.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller des Erfolgsschriftstellers Frederick Forsyth (u.a. auch verantwortlich für die Vorlage von Der Schakal) erzählt diese deutsch-britische Co-Produktion von der Jagd des Hamburger Journalisten Peter Miller (Jon Voight, Heat) nach dem untergetauchten KZ-Lagerführer Roschmann (Maximilian Schell, Topkapi) und der von ehemaligen SS-Mitgliedern und Sympathisanten betriebene Untergrund-Organisation „OdeSSa“, die im Auftrag der ägyptischen Regierung einen alles vernichtenden Raketenangriff auf den noch jungen Staat Israel plant.

Die 70er-Jahre schienen weit genug von dem entsetzlichen Schrecken des Zweiten Weltkriegs entfernt zu sein, um die Tatsache von unzähligen - teilweise hochrangigen – untergetauchten Kriegsverbrechern nun als Basis für fiktionalen Thrillerstoff verwenden zu dürfen. Verständlich, denn wenn reale Begebenheiten und kreativer Freiraum so was in der Dimension ermöglichen, kann Großes dabei entstehen. Neben Die Akte Odessa zählen Der Marathon-Mann und The Boys from Brazil zu den markanten Großproduktionen dieser thematischen Dekade, die sich (eine eindeutig, eine nur unter vorgehaltener Hand und eine – eben diese – leider nicht mit der entsprechenden Selbstwahrnehmung) von den natürlich auch unzähligen Naziploitation-Bahnhofskino-Heulern mindestens von Budget, Produktionsqualität und Anspruch abheben. Der Marathon-Mann verwendete diese Ausgangslage mit weitem Abstand auf dem höchsten Niveau und machte ihn damals wie heute zum Klassiker. The Boys from Brazil konnte trotz oder gerade wegen der absurdesten Prämisse mitreißen, weil er es verstand damit erstaunlich souverän und clever umzugehen; den inhaltlichen Unfug als Geheimwaffe zu verwenden, gepaart mit einer dafür fast dekadent hochwertigen Präsentation, Besetzung und Spannungskurve. Und irgendwo dazwischen und irgendwie zu weit weg davon verpasst Die Akte Odessa sich ähnlich markant und zeitlos-sehenswert zu behaupten.

Unmissverständlich attraktiv und durchaus reizvoll werden der zeitliche Rahmen und sein Kontext eingefangen, wenigstens vernünftig angerissen. Die noch gar nicht so alte, aber bereits scheinbar völlig von ihren Gespenstern befreite, moderne Bundesrepublik Deutschland im vorweihnachtlichen Hamburg des Jahres 1963. An dem Tag, als John F. Kennedy einem Attentat zum Opfer fiel, begeht ein Jude und ehemaliger KZ-Insasse Selbstmord. Sein Tagebuch fällt einem Journalisten (Voight) in die Hände, der eine riesige Geschichte wittert. Deutet sie doch darauf hin, dass das neue, fortschrittliche und weltoffene Deutschland unterwandert ist von den Monstern von einst. Eine rechtsradikale Geheimorganisation ihre Wurzeln bis in die höchsten Ebenen geschlagen hat und sogar mit Verbündeten die Vernichtung Israels anstrebt, um danach sukzessive die Gesinnung, das Land und irgendwann doch die gesamte Welt (zurück) zu erobern.

Direkt zuvor bewies Ronald Neame mit Poseidon Inferno sein Talent für packendes, fokussiertes Genre-Kino und auch Die Akte Odessa überzeugt immer dann, wenn er sich wirklich auf seine Elemente einlassen kann bzw. will. Das Wollen ist eindeutig das größte Problem. Bereits zu Beginn verweist das Vorwort von Vorlagen-Autor Frederick Forsyth darauf, dass es sich hier um sehr faktengetreue Geschichte handelt, was auch nur die halbe oder eher irreführende Wahrheit ist. Ob es die Organisation namens Odessa wirklich gab wurde nie bewiesen. Einige Personen, wie den „Schlächter von Riga“ Roschmann oder seinen aufopfernden Jäger Simon Wiesethal (nicht der wiederum fiktive Protagonist, kommt aber auch als Figur vor und war als Berater am Set tätig) sind selbstverständlich real und diese Mischung soll an sich auch gar nicht problematisiert werden. Nur der unentschlossene Umgang damit.

Auf der einen Seite wird so auf Realismus und durchaus wichtige, kritische Aspekte gepocht, unter Einbezug von gar erschreckenden Momentaufnahmen. Im Gegenzug werden bald edel-exploitative Methoden verwendet, ohne sich darauf wirklich einlassen zu wollen oder sie selbstbewusst laufen zu lassen. So wirken sie merkwürdig, manchmal deplatziert und überwiegend eher unglücklich.  Wenn ein „geheimer“ Nazi-Verbund mit dem unauffälligen Namen „DIVISION SIEGRIED“ in Hanseaten-Keller (offenbar öffentlich, denn auch Jon Voight ist zugegen) einen auf Oktoberfest macht (ja, so sind die, die Deutschen, egal ob im Norden oder Süden) und unverblümt das Dritte Reich feiert, zitiert und reanimiert, während Heino’s (ohnehin befremdlicher) Gassenhauer „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ geträllert wird…dann ist das nichts anderes als exzessiver Unfug.  Der reißerisch-geil sein könnte und auch gerne dürfte, besonders weil fachlich so gut gemacht. Nur dazu fehlt wohl die Traute. Denn wenn, dann bitte richtig. Zu sehr ist Die Akte Odessa darauf bedacht, nicht in diese Sparte abzurutschen, was in Inkonsequenz mündet. Immer wieder werden Klischees und pure Genre-Fisimatenten bedient, ohne dazu ehrlich zu stehen. Das macht den Unterschied speziell zu dem wesentlich besseren The Boys from Brazil aus, der sich seinen „höheren Anspruch“ mit einem lauten Hurra an den Hut steckte und trotzdem noch als prickelnder Thriller prima funktionierte.

Zu stolz dafür erscheint dieser Film, obwohl er selbst die ursprüngliche Staats-Auslöschung Israels nur als Macguffin verwendet und letztendlich gar ein erst berufliches Motiv in einen moralischen Akt der Gerechtigkeit verwandelt, um es letztlich als ganz persönliches, plumpes Rachemotiv zu entlarven. Was ehrlich gesagt nicht nur lächerlich, sondern nah an einer Frechheit ist. Wobei das Exploitative des Films das schon wieder fast zulässt. Genauso wie die eindeutig gut gemachten Highlight-Sequenzen, die besonders durch ihre Darsteller leben. In Nebenrollen viele bekannte, deutsche Gesichter (wenn auch hauptsächlich eben als Bad Guys, aber dafür ist z.B. ein Klaus Löwitsch einfach geboren) und selbst ein etwas verschenkt wirkender Maximilian Schell in der ewig gleichen Rolle des Nazi-Kriegsverbrechers holt aus seinem Auftritt viel mehr raus als…naja, machbar. Zu Jon Voight noch eine interessante Feststellung: Mit dem für die Geschichte benötigten Alters-Make-Up sieht er seinem späteren, echten Ich verblüffend – beinah erschreckend – ähnlich. Wie ein Spiegelbild der Zukunft. Das ist wirklich purer Zufall, aber bemerkenswert. Und spricht für das generell gute Handwerk eines recht unterhaltsamen, aber ungelenken wie unsicheren Films.

Fazit

Eine spannende und historisch nicht ganz an den Haaren herbeigezogene Prämisse wird technisch ordentlich umgesetzt, stolpert aber zu oft über die eigenen Füße mit der falsch ausgewählten Schuhgröße. „Die Akte Odessa“ ist ein grundsätzlich anständiger und niemals uninteressanter Thriller, der nur selbst keinen Plan hat, wohin denn die Reise bitte gehen soll/darf. Dieses überträgt sich früher oder später unweigerlich auf den Zuschauer und so schusselt sich das Ganze trotz gelungener Momente nur mit besserer Teilnehmerurkunde über die Ziellinie. Keine Zeitverschwendung, könnte und müsste eigentlich aber auch viel mehr sein.

Kritik: Jacko Kunze

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