Es gibt sie. Ja es gibt sie.
Man mag es manchmal kaum glauben, aber es gibt Thriller, die auf mehreren Ebenen zu befriedigen wissen.
Einmal bekommen sie sehr gut den Spagat zwischen möglicher Vorlage und Filmumsetzung hin und dazu auch noch die Balance zwischen Realität und Unterhaltung.
"Die Akte Odessa" zählt zu diesen Positivbeispielen. Nach dem Roman aus der Feder des legendären Frederick Forsyth gibt es hier eine geschickte Mischung aus wirklichen und realen Realitäten und obendrauf die gemutmaßte ODESSA.
Regisseur Ronald Neame, der sich mit Kriegs- und Agentengeschichten auskennt, bzw. auskannte, verdichtet hier die Geschichte um einen Reporter mit Vatertrauma auf kinotaugliches Format. Und das sogar, ohne eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Pyrotechniker anzuleiern.
Nein, "Die Akte Odessa" ist auch ohne inflationär eingesetzte Action spannend und durchweg unterhaltsam.
Das liegt natürlich nicht zuletzt an einer enorm interessanten Grundgeschichte, deren Figuren hier im Film nicht nur sehr überlegt besetzt sind, sondern auch noch vollkommen überzeugend gespielt werden.
Dazu gewinnt der Film an Direktheit, weil viele Deutsche hier auch tatsächlich Deutsche sind.
Strack, Löwitsch, Schell und Schell, das macht schon etwas her.
Da ist Voight dann so undeutsch, dass er manchmal ein bisschen wie ein Fremdkörper wirkt, allerdings nicht, weil er auch nur eine Winzigkeit schlechter spielt, sondern einfach, weil er eben nicht deutsch wirkt. Allerdings sind das Klagen auf recht hohem Niveau, darunter fällt auch die erkennbare Diskrepanz zwischen der Zeit, in der die Geschichte spielen soll und der, in der gedreht wird.
Ist ja nicht so, als würde ein Abrams-Panzer in El Alamein rumballern.
Atmosphärisch ist das Ganze sehr gut eingefangen, nicht nur hinsichtlich der Schauplätze, das lässt erkennen, dass Neame auch mal Kameramann war und einen Einblick in das Tun von Oswald Morris hat. Der seinserseits braucht dahingehend wohl keine Anleitung, wenn man sich seine Filmografie ansieht, in der sich "Die Kanonen von Navarone", "The Man with th Golden Gun", "Unser Mann in Havanna" oder "Der Mann, den es nie gab" (übrigens auch von Regisseur Neame - der Plot ist super und real) finden lassen.
Tolles und spannendes Werk, das wenig von seiner Brisanz verloren hat und auf cineastischem Wege sogar Simon Wiesenthals Zitat "Aufklärung ist Abwehr" gerecht wird.
Sehr gutes Spannungskino mit äußerst gelungener Klimax.