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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Französisches Drama aus dem Jahr 2003. François kehrt nach vier Jahren aus den USA zu seiner Familie zurück. Sein Vater ist Apotheker, seine Mutter möchte für das Bürgermeisteramt kandidieren. Doch ein anonymes Schreiben enthüllt schreckliche Geheimnisse aus der Vergangenheit.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch im gehobenen Alter bleibt Claude Chabrol (Das Biest muss sterben) seiner Linie treu und erzählt erneut von der moralischen Verrohung der Bourgeoisie. Das Böse und Verwerfliche muss man bei ihm nie im Proletariat suchen, es findet sich stets in den eigenen Reihen der besseren Gesellschaft. Dies ist auch bei Die Blume des Bösen nicht anders und diesmal sogar keinesfalls so subtil wie in vielen seiner vorangegangenen Filme. Ganz offensichtlich kokettiert er mit den Sünden und Abgründen einer Familiendynastie, deren bewegte Vergangenheit sich auf bald schicksalhafte Weise immer zu wiederholen scheint. Als würde es in ihren Genen liegen, die sie seit einem halben Jahrhundert auch brav in den eigenen Reihen verwalten.

François Vasseur (Benoît Magimel, Die Klavierspielerin) kehrt nach vier Jahren Aufenthalt in den USA nach Frankreich zurück. Sein Vater, Gérard Vasseur (Bernard Le Coq, Caché), ist erfolgreicher Unternehmer und seine Stiefmutter, Anne Charpin-Vasseur (Nathalie Baye, Laurence Anyways), kandidiert aktuell für das Amt der Bürgermeisterin. Vielmehr reizt ihn jedoch das Wiedersehen mit Michèle (Mélanie Doutey, Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille), seiner Stiefschwester und Anne’s Tochter aus erster Ehe. Schon vor seiner Abreise knisterte es gewaltig zwischen ihnen und es dauert nicht lange, bis die Gefühle ihren Lauf nehmen. Was anderswo einem Tabubruch gleichkommen würde, ist im Hause Charpin-Vasseur sogar gewünscht. Auch das liegt in der sonderbaren Tradition der beiden Familien, denn auch die vorherigen Ehepartner von Gérard und Anne – und somit auch die leiblichen Elternteile von François und Michèle – kamen schon aus dieser Verbindung. Nach deren Ableben heirateten die Verwitweten schlicht wieder über Kreuz. Irgendwas scheint in der Kombination der Charpins und Vasseurs zu liegen, das Erfolg, Wohlstand und Macht garantiert – gleichzeitig aber auch etwas Toxisches mit sich bringt. So gab es bereits in den Jugendjahren von Großtante Line (Suzanne Flon, Der Zug) den ersten, aufsehenerregenden Skandal, der knapp 60 Jahre später plötzlich wieder an die Öffentlichkeit geholt wird.

Claude Chabrol’s giftige wie zynische High-Society-Satire erinnert an ein Drama am Königshofe. Voller Geheimnisse, Lügen, Intrigen, Machtspielchen und (nicht nur) fast inzestuös-angehauchten Verstrickungen. Elegant fotografiert, von einem starken Ensemble verkörpert und nach mehr als 45 Regie-Jahren mit schier spielerischer Leichtigkeit inszeniert. Das Thriller-Element ist hierbei eher nebensächlich, obwohl mit dem Genre natürlich gerne harmoniert wird. Nach der ersten langen Kamerafahrt ist bereits klar, wie diese bigotte Seifenoper ihr blutiges Ende nehmen wird, aber wie bei Chabrol’s Vorbild Alfred Hitchcock (Vertigo – Aus dem Reich der Toten) ist der Weg dorthin das Ziel. Und hier wird mal wieder eine spöttische Selbstzerfleischung der piekfeinen und doch bis ins Mark verdorbenen Gesellschaft süffisant zelebriert. Wie gesagt, Chabrol was dahingehend schon wesentlich subtiler, doppelbödiger und demaskierender unterwegs, was Die Blume des Bösen sicher nicht zu seinem hintergründigsten, nichtsdestotrotz abermals zu einem enorm treffsicheren Werk macht. Die handwerkliche Finesse allein ist die eines unlängst als Meister seines Faches geadelten Filmemachers würdig und dieses wunderbar gleichgültige Ende ist ein Chabrol, wie er typischer nicht sein könnte. Die gute Miene zum bösen Spiel, sie ist dieser gewissenlosen Sippschaft praktisch in die Wiege gelegt.

Fazit

Selbst mit mehr als 70 Jahren hat Claude Chabrol nichts von seinem Biss und seiner Leidenschaft verloren. „Die Blume des Bösen“ reiht sich nahtlos in das Schaffen des ewigen Bourgeoisie-Kritikers ein und präsentiert sich abermals als bitterböse Abrechnung mit der Skrupellosigkeit, der Selbstgerechtigkeit und dem Egozentrismus der Reichen und Schönen. Wie immer fein ausbalanciert zwischen Satire, Thriller und Drama. Diesmal sogar mit einem gehörigen Edel-Soap-Anstrich, was gar nicht despektierlich gemeint ist, sondern perfekt zu den hier bloßgestellten Strukturen passt.  

Kritik: Jacko Kunze

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