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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Jule Nickels, alteingesessener Unterweltkönig von St. Pauli, bekommt Konkurrenz von einer Wiener Zuhälterbande, die ebenfalls im Rotlichtmilieu auf dem Hamburger Kiez mitmischen will. Doch Jule duldet keine Eindringlinge in seinem Revier und es entbrennt ein brutaler Krieg um die Vorherrschaft zwischen den beiden Zuhältergruppen. Als jedoch Jules taubstumme Prostituierte Lisa von einem Freier brutal ermordet wird, setzen sie gemeinsam alles daran, den Täter schnellstmöglich ausfindig zu machen. Das Letzte, was die beiden Luden gebrauchen können, ist nämlich eine Sonderkommission der Polizei, die ihre Geschäfte stört.

Kritik

Im Hamburger Kiez der auslaufenden 60er Jahre werden die Dinge noch selbst geregelt. Zumindest in dem St. Pauli, das Jürgen Roland (Der Grüne Bogenschütze) in seinem Film Die Engel von St. Pauli gleichermaßen schillernd wie schmutzig in Szene setzt. Der ebenfalls aus Hamburg stammende Regisseur verdeutlicht schon im Auftakt mit einer Texteinblendung, dass es bei den folgenden Ereignissen nicht darum geht, ein möglichst realitätsnahes Porträt vom Kiez und den Menschen dahinter zu zeichnen. Der Regisseur erzählt stattdessen eine Geschichte direkt von den Straßen St. Paulis, auf denen die Banden regieren und sich notfalls bis auf den Tod bekämpfen, sobald eines ihrer Reviere von der Konkurrenz bedroht wird. 

Anführer einer dieser Banden ist der Zuhälter Jule Nickels, der dem Zuschauer zu Beginn per Voice-over den Rest seiner kriminellen Gefolgschaft vorstellt. Schnell wird klar, dass es sich bei den Figuren in diesem Film um idealisierte Abbilder realer Menschen handelt, die vom Regisseur in vergnügt-knallharter Manier aufeinander losgelassen werden. Nach dem Drehbuch von Werner Jörg Lüddecke (Herrenpartie) und Karl Heinz Zeitler (Zwei Teufelskerle auf dem Weg ins Kloster) orientiert sich Roland deutlich am amerikanischen Gangsterfilm der damaligen Ära, wobei er genretypische Elemente mit dem schnoddrigen Lokalkolorit der Hansestadt verbindet. Die Engel von St. Pauli entwickelt sich hierdurch schnell zu einem Spektakel, bei dem die sündigen Attraktionen des Lebens auf dem Kiez deutlich in den Vordergrund gerückt werden. Private Hintergründe der Figuren werden vollkommen ausgeblendet, sobald der Regisseur den Konflikt zwischen Jules Bande und einem verfeindeten Clan aus Österreich in Stellung bringt. 

Hier wird Gleiches mit Gleichem vergolten, wenn Prostituierte aus ihren Zimmern geworfen, Läden in Brand gesteckt, Prügel ausgeteilt oder Menschen vor U-Bahnen geworfen werden. Dabei folgt die Handlung streng dem Prinzip von Aktion und Reaktion, indem Roland den nach und nach entstehenden Bandenkrieg als immer stärker eskalierenden Schlagabtausch inszeniert, bei dem auf beiden Seiten Opfer gelassen werden. Tragischer Höhepunkt ist schließlich der Tod der taubstummen Prostituierten Lisa, die für Jule gearbeitet hat. Um den Mord aufzuklären, für den sich die Gegenseite keinesfalls verantwortlich zeigen will, verbünden sich beide Parteien schließlich, um eine Ermittlung durch das Gesetz zu umgehen und den Täter selbst zu fassen.

Die Engel von St. Pauli streift das Genre des Krimis fortwährend nichtsdestotrotz nur sanft und lenkt den Blick weiterhin auf die von aufgeladenen Spannungen, hinterlistigen Manövern und falschen Tricks dominierte Dynamik zwischen den Gangstern. Im Umgang mit Frauen, Homosexuellen und Ausländern entpuppt sich der Streifen dabei eindeutig als ein Kind seiner Zeit. Mit der platten Darstellung von naiven, hilflosen Prostituierten oder einem homosexuellen Bandenmitglied, das den Spitznamen Schwuli erhält, lässt sich der Film, auch aufgrund von albernen Dialogen inmitten des ernsten Szenarios, ebenfalls als ironische Abrechnung mit dem eigenen Milieu deuten, in dem die krampfhaft auf Männlichkeit getrimmte Pose mitunter bis zur Lächerlichkeit ausgestellt wird.

Fazit

Als Mischung aus Gangsterfilm und Krimi punktet Jürgen Rolands „Die Engel von St. Pauli“ in erster Linie durch die romantisierte Darstellung des Hamburger Kiezlebens, das der Regisseur ebenso ausgelassen ausstellt wie er es mit selbstironischen Spitzen durchsetzt. Die Figuren des Films entpuppen sich hierbei als idealisierte, überhöhte Abbilder realer Personen, die in einem gewalttätigen Schlagabtausch aufeinander gehetzt werden. Wie ernst man dieses Szenario, das mitunter von rückständigen, primitiven Gesellschaftsvorstellungen durchzogen wird, wirklich nimmt, bleibt am Ende jedem Zuschauer selbst überlassen.

Kritik: Patrick Reinbott

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