Inhalt
Tänzerin Mara wird von einem unbekannten Killer bedroht, da sie ihn anhand seiner Stimme eventuell identifizieren könnte. Ihr Freund Lukas stellt selbst Nachforschungen an und erkennt Zusammenhänge zwischen den bisherigen Opfern, die ihn auf die Spur des Mörders und dessen Motiv bringen.
Kritik
Bei seinem Spielfilmdebüt versucht Regisseur Antonio Bido gar nicht erst, seine Inspirationsquellen auch nur im Geringsten zu verschleiern. Das bei einem Giallo des Jahrgangs 1977 irgendwo immer der Name Dario Argento (Vier Fliegen auf grauem Samt)als geistiges und stilistisches Vorbild herangezogen wird ist kaum zu vermeiden, manchmal hinkt der Vergleich aber auch, denn nur weil es ein Giallo ist, muss nicht immer gleich der Meister selbst erwähnt werden. Im Fall von Die Katze mit den Jadeaugen (in Deutschland früher auch veröffentlicht als Stimme des Todes) kommt man allerdings kaum drum herum.
Sehr offensichtlich versucht sich Bido an den Vorgaben von Argento, kopiert gewisse Momente sogar beinah im Detail. Speziell Profondo Rosso – Die Farbe des Todes stand ungefragt Pate, allein das hier immer pünktlich zum Killer-Auftritt erklingende Maintheme klingt doch verdächtig nach dem von Goblin zu Argento’s Genre-Klassiker. Das gar nicht mal schlecht, der Score ist mit Sicherheit eines der besseren Elemente dieser ansonsten arg verunglückten Serienkiller-Hatz, nach der man Antonio Bido am liebsten dringend nahelegen würde, sich in Zukunft auf andere Richtungen zu konzentrieren. Fast kurios, das sein im darauffolgende Jahr veröffentlichte Solamente Nero einer der besten Gialli der späten 70er wurde, bei dem er aber ganz klar aus seinen Fehlern gelernt hat und sich nicht mehr so krampfhaft an die großen Idole klammerte. Ästhetisch kann er denen nämlich hier nicht mal grob das Wasser reichen. Visuell bleibt sein Film blass, atmosphärisch bemüht aber oft grobschlächtig, erzählerisch und darstellerisch nah am Totalschaden. Giallo as usual, mag man denken, aber Die Katze mit den Jadeaugen ist was das angeht schon ein brachialer Tiefflieger.
Die Schauspieler – besonders die Hauptdarsteller – sind eine Katastrophe, die Dialoge stellenweise absurd (die deutsche Synchro ist zudem extrem mies), die Handlung sparsam an Tempo und selbst für Giallo-Verhältnisse wird die (Un)Sinnhaftigkeit massiv überstrapaziert. Die Polizei taucht in dieser Geschichte überhaupt nicht auf (obwohl es mehrere Morde gibt, über die auch in den Medien berichtet wird), die gesamte Ermittlungsarbeit übernimmt der schnauzbärtige und schlecht angezogene Freund einer Zeugin – seines Zeichen Toningenieurs -, der so offensichtlichen Spuren folgt, dass es an ein Wunder grenzt, das ihm die Justiz dabei nie unterstützt oder in die Quere kommt, was machen die? Ist da gerade Betriebsausflug, Sommerschließzeiten oder wird erst ab einem halben Dutzend Toten sich langsam in Bewegung gesetzt, damit der Papierkram sich lohnt? Apropos Tote: Das Phänomen der etwas zu aktiven Leichen-Darsteller ist nicht neu, gibt es immer wieder und muss nicht zwingend ein Störfaktor sein, aber wenn fast jede frisch umgebrachte Person UNÜBERSEHBAR noch atmet (kann man für die kurze Einstellung nicht mal die Luft anhalten?) ist das schon extrem gleichgültig.
Die Katze mit den Jadeaugen humpelt narrativ von einem Fettnäpfchen ins nächste, wirkt stetig angestrengt und ist dafür kaum effizient, eigentlich ist der ganze Film ein ziemlicher Reinfall. Das Ende ist zumindest gar nicht so schlecht. Die Pointe ist (natürlich, Giallo halt) stumpf konstruiert, hat aber einen ganz interessanten, eigenen Motiv-Backround, die Schlussminuten sind mit Abstand das Spannendste und Interessanteste am gesamten Werk. Das ist nicht viel, aber man ist inzwischen mit wenig beinah so was wie zufrieden.
Fazit
Man möchte mit einem Debütanten und offensichtlichen Argento-Fan nicht so hart ins Gericht gehen, gerade da er kurz darauf bewies, dass er es doch kann. Gnade vor Recht für Antonio Bido und seinen "Die Katze mit den Jadeaugen", der manchmal einfach nur unbeholfener Blödsinn ist. Viele Referenzen, wenig eigene Qualität. Nur für Giallo-Fans und ausschließlich zur Ergänzung/Komplettierung gerade so zu rechtfertigen, wenn überhaupt.
Autor: Jacko Kunze