Mit Die Mumie ist Stephen Sommers (Van Helsing) 1999 ein beispielhafter Vertreter des Popcorn-Kinos gelungen: Ein zitierfreudiger, detailreicher und herrlich klassisch erzählter Abenteuer-Cocktail, der sein Wechselspiel aus Action, Horror und Komödie stetig unter Kontrolle zu halten vermochte. Mit Die Mumie kehrt zurück, der zwei Jahre später entstandenen Fortsetzung, offenbarte Sommers Ägide bereits obligatorische Sequel-Krankheiten und opferte das ausgeglichene Narrativ des Erstlings einer auf lange Sicht ermüdenden Höher, Schneller, Weiter-Maxime. Trotzdem war auch dieser Blockbuster immer noch partiell in der Lage, sich seine B-Movie-Wurzeln zu bewahren und somit folgerichtig wie ein teuer produzierter Groschenroman über die Leinwand zu poltern. Und genau dieser Aspekt fehlt Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers, dem von Rob Cohen (Dragonheart) inszenierten Abschluss der Trilogie.
Man möchte zwar nicht ganz so weit gehen und Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers vorwerfen, er hätte sich dem altmodischen Geist, der den Erzählkonzepten der Vorgänger inne wohnte, vollkommen entledigt. Größtenteils aber wirkt Cohens Regie in Bezug auf diesen Charme seltsam entkernt und versucht noch forcierter als Die Mumie kehrt zurück daran, die Erwartungen des Zuschauers mit großen, sich stetig überbietenden Effekten zufriedenzustellen. Die Geschichte selbst ist im Jahre 1946 angesiedelt, also kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und ganze 13 Jahre nach dem zweiten Teil. Rick (Brendan Fraser, Teuflisch) und Evelyn (Maria Bello, Prisoners) haben sich nach ihrer Zeit als Spione auf ihren Landsitz zurückgezogen und gehen neuen Beschäftigungen nach: Während Evelyn die Erfahrungen der Vergangenheit in Form von Groschenromanen (was auch sonst) niederschreibt, versucht sich Rick an der Fliegenfischerei.
Natürlich ist das Pärchen nicht dafür gemacht, eine ruhige Kugel zu schieben. Vor allem dann nicht mehr, nachdem das Grabmal des sagenumwobenen Drachenkaisers (Jet Li, Kiss of the Dragon) entdeckt wurde – passenderweise von Alex (Luke Ford, Red Dog), dem Sprössling von Rick und Evelyn, der sich eigentlich seinem Studium widmete sollte, aber viel lieber im geschichtsträchtigen Sand Chinas herumbuddelt. Was danach folgt, ist klar, denn natürlich wird der verfluchte Terrakotta-Kaiser zurück ins Leben gerufen und trachtet nach nichts anderem als der Weltherrschaft. Wo Stephen Sommers, gerade im Original, noch sehr geschmeidig mit seinen Charakteren umging, ihnen Kontur und Vitialität zusprach und sie nach und nach mit der Faszination sowie der Bedrohung, die von der Mythologie des alten Ägypten ausgeht, am eigenen Leibe vertraut machte, agiert Rob Cohen zuvorderst überstürzt und unrhythmisch.
Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers reiht ein Set Piece an das nächste und vergisst in dem Action-getriebenen Tohuwabohu aus dem Hochleistungsrechner vollkommen jedes Gespür für die menschlichen Schicksale. Egal ob Brendan Fraser, Maria Bello, Jeti Li oder Michelle Yeoh (Sunshine), die hier als 2000 Jahre alte Zauberin Zi Yuan auftritt. Sie alle sind nur namhaftes Zierwerk auf zwei Beinen und primär dafür verantwortlich, den Effekt-Bombast in Bewegung zu halten. Dieser bringt zwar einige gelungene Schauwerte mit sich, wenn sich beispielsweise Armeen von Unoten aus dem Wüstensand erheben, in seiner Vehemenz aber ebenso Schuld daran trägt, dass Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers wie ein anonymer, fauler Eintrag in die moderne Blockbuster-Landschaft wirkt. Wenn es für unsere Charaktere wirklich brenzlig wird, dann werden eben schnell drei Yetis gerufen.
Es fehlt Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers grundsätzlich nicht an Phantasie, aber ihm fehlt der schöpferische Impuls, um diese Phantasie in ein immersiv-stimmungsvolles Fantasy-Epos einzupflegen. Rob Cohens übereilte Inszenierung zerfällt geradewegs zu einem Flickenteppich der Eindrücke und Ideen: Mythische Orte, sagenumwobene Artefakte und dann irgendwann auch ein dreiköpfiger Drache, der die Stärke des Kaisers unter Beweis stellt, diese aber zu keinem Zeitpunkt wirklich ausschöpfen möchte. Man kann schon verstehen, warum Rachel Weisz (Ungehorsam), die zuvor zweimal in die Rolle der Evelyn geschlüpft ist, nicht mit dem Drehbuch einverstanden war. Denn was nützt all das Tempo, mit dem Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers von A nach B hetzt, wenn das Ganze nicht lebendig, sondern mechanisch, zwanghaft und nicht selten planlos daherkommt.