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Verfilmung des 1987 erschienenen Romanes „Einfach unwiderstehlich“ von Bret Easton Ellis.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Ende der 90er- und der Beginn der 00er-Jahre war filmtechnisch geprägt von zügellosen, mal mehr, mal weniger sympathischen Highschool- und Teenie-Komödien, in denen die Befindlichkeiten der Pubertierenden und Heranwachsenden mit perversen Witzchen, nackten Tatsachen und abenteuerlichen Späßen auf die Schippe genommen wurden. Im Fahrwasser typischer Vertreter wie"American Pie", "Girls United", "Party Animals –wilder geht´s nicht" oder "Road Trip - Heißer Trip nach Texas" kann ein Film wie "Die Regeln des Spiels – Rules of Attraction" leicht falsch aufgefasst werden. An der Oberfläche lässt sich ein weiteres 08/15-College-Filmchen erkennen, in dem Sex, verträumte Liebeleien und heftige Partys mit übermäßigem Drogenkonsum die Hauptrolle spielen.

Regisseur Roger Avary ("Killing Zoe"), der zuvor dadurch bekannt wurde, dass er mit Quentin Tarantino ("Pulp Fiction") an dessen Drehbüchern mitschrieb, adaptierte für dieses Werk den gleichnamigen Roman von Bret Easton Ellis ("The Canyons"). Wer mit dem Schaffen des durchaus kontroversen Autors vertraut ist, weiß, dass unter der poppigen, glatt polierten Oberfläche immer Abgründe verborgen liegen, die Ellis giftig zum Vorschein bringt. Hier lauert unter der gut getarnten Fassade ein ebenso zynischer wie entlarvender Blick auf eine Jugendkultur, die aus lauter Langeweile, banalen Luxusproblemchen und egozentrischen Manieren beginnt, sich selbst oder den jeweils anderen tief ins Verderben zu reißen. Bedeutungslose Techtelmechtel, stumpfer Sex und sinnloser Drogenkonsum führen bei den grundlos überforderten bis ziellosen Studenten zu innerer Leere, unverstandenen Gefühlen, drastischen Missverständnissen bis hin zu richtigem Schmerz und potentieller Suizidgefährdung.

Avary inszeniert diese sehr sprunghaft angeordneten und perspektivisch wild durcheinander wechselnden Erzählfetzen als audiovisuelles Feuerwerk, bei dem der Regisseur von zahlreichen Stilmitteln Gebrauch macht. Der Prolog ist beispielsweise eine rauschhafte Party-Montage, in der das Geschehen mehrfach zurückgespult wird, um die Handlung immer wieder aus der anderen Sichtweise einer neuen Person zu zeigen, was direkt als Einführung der wichtigsten Hauptfiguren dient. Desweiteren gibt es Split-Screens, um Realität und Wunschvorstellung im selben Bild gegenüberzustellen oder radikale Zeitraffer, bei denen der Kopf des Betrachters beinahe zu explodieren droht aufgrund der Flut an visuellen Informationen und stakkatoartig abgefeuertem Voice-over.

"Die Regeln des Spiels – Rules of Attraction" ist aber auch ein Sammelsurium von gutaussehenden, cool wirkenden und rund um die Uhr aufgestylten jungen Menschen, die passenderweise mit angesagten Darstellern besetzt wurden. James Van Der Beek ("Scary Movie"), den die meisten als Schönling aus der Hit-Serie "Dawson´s Creek" kennen dürften, spielt hier fast schon einen Soziopathen, der andere ganz nach seinen Zwecken manipuliert und nur auf das eigene Wohlergehen aus ist. Daneben wurde Jessica Biel ("Blade: Trinity"), die aufgrund ihrer Rolle aus "Eine himmlische Familie" als braves Mädchen von nebenan galt, als sexsüchtiges Flittchen besetzt, während der spätere Frauenschwarm Ian Somerhalder ("Smallville") einen schüchternen,unsicheren Bisexuellen spielt. Der Film ist also auch schauspielerisch ein Werk, das Seherwartungen gänzlich unterwandert, vertraute Gesichter gegen den Strich besetzt und Sympathieträger sowie Vorbilder munter verdreht.

Fazit

Obwohl von Kritikern und Publikum zunächst abgestraft und übergangen, entwickelte sich "Die Regeln des Spiels – Rules of Attraction" im Laufe der Zeit zu einem waschechten Kultfilm. Völlig zurecht, denn Regisseur Roger Avary hat den Roman von Bret Easton Ellis ganz famos adaptiert, feuert bei der kreativen Inszenierung aus allen Rohren und liefert zusammen mit dem clever ausgesuchten Cast eine unwiderstehliche Mischung aus poppiger Hochglanzoberfläche, bissiger Gesellschaftskritik und präziser sowie zynischer Dekonstruktion einer dekadenten, augenscheinlich problembefreiten Jugendkultur, die sich nach und nach selbst zerfleischt.

Kritik: Patrick Reinbott

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