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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Sophie und Jessica wurden als Kinder Zeuge eines brutalen Verbrechens. Jessica, die Ältere, gab daraufhin ihrer jüngeren Schwester Sophie ein Versprechen: "Ich werde immer auf dich aufpassen!" Doch nach all den Jahren ist aus dem Versprechen eine Besessenheit geworden. Jessica leidet unter Wahnvorstellungen, fürchtet überall eine Bedrohung. Sophie will endlich ihr Leben frei von Ängsten leben, sich eine Karriere als Pianistin aufbauen, sich verlieben. Als herauskommt, dass die Täter von damals nach 20 Jahren wieder auf freiem Fuß sind, ist Jessica entschlossen, sie zu finden. Ein Unfall aber verändert alles und verwandelt Jessicas Versprechen, immer auf ihre kleine Schwester aufzupassen, in einen existentiellen Alptraum.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Ich passe auf dich auf!“

Wenn ein Versprechen zur Bürde wird; zum Fluch und selbsterfüllenden Prophezeiung, die einem wie das eigene Tattoo im Nacken sitzt. Als Kinder mussten Sophie und ihre ältere Schwester Jessica mitansehen, wie Fremde in ihr Haus eindrangen und ihre Eltern brutal ermordeten. 20 Jahre ist dies nun her und während Sophie (Frida-Lovisa Hamann, Die weiße Schlange) den Blick trotz der traumatischen Erlebnisse nach vorne gerichtet hat, im Begriff ist sich durch ihr Talent als Pianistin eine erfolgreiche Zukunft aufzubauen, ist ihre selbsternannte Beschützerin Jessica (Friederike Becht, Im Labyrinth des Schweigens) eine Geisel jenes schicksalhaften Tages. Verstört, beinah paranoid und besessen von dem Gedanken an ihr Versprechen wie Vergeltung für das grausame Verbrechen. Nun sind die Täter von einst wieder auf freiem Fuß und noch bevor Sophie weiß wie ihr geschieht, eskaliert die Situation. Jedoch anders, als vermutet. Ein weiterer Schicksalsschlag kommt einer Befreiung gleich. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit ist die junge Frau nicht mehr eine Gefangene ihrer Vergangenheit, lernt sogar mit Martin (Christoph Letkowski, Mängelexemplar) einen interessanten, jungen Mann kennen, doch so einfach lässt sich das unsichtbare, bald siamesische Band zwischen ihr, Jessica und dem, was sie vielleicht für immer zerstört hat nicht durchtrennen.

Deutsches Genre-Kino, leider immer noch eine kaum genutzte Chance. Mehr eine offensichtlich bald gefürchtete Ausnahmeerscheinung, erst recht sogar auf der großen Leinwand. Mit Die Vierhändige wagt sich Regisseur & Drehbuchautor Oliver Kienle (zuletzt auffällig geworden durch sein Script zu dem gelobten TV-Thriller Auf kurze Distanz) endlich mal wieder aus der Wohlfühlzone der deutschen Filmlandschaft, versucht sich an einem düsteren Thriller über eine schwer gestörte Geschwisterbeziehung, deren weitgreifende Folgen selbst durch den Tod nicht beseitigt werden können. Eine Mischung aus Revenge-Thriller und finsterem Psychodrama, das von Beginn an durch seine (für unsere Verhältnisse) mutige Direktheit und besonders seine äußerst feine, international absolut konkurrenzfähige Stilistik zu überraschen und durchaus zu gefallen versteht. Einwandfrei inszeniert, zum Teil sehr elegant, ästhetisch und atmosphärisch immer auf ansprechendem Niveau ist Die Vierhändige besonders in der ersten Hälfte eine wahre Wohltat für den geneigten Genre-Fan, der längst den Glauben an die heimische Nische verloren hat, die ja so eigentlich gar nicht existent ist. Eine Frage stellt sich aber bereits hier: Worauf zielt Oliver Kienle eigentlich ab?

Will er einen klassischen Mind-Fuck-Film machen oder holt er den Zuschauer sehr bewusst an einigen Stellen früh ins Boot (was in der Tat so ist), um die Karten überraschend neu zu mischen, einen riskanten Double-Cross, der wenn er gelingt extrem geil werden könnte? Leider Ersteres und genau da liegt das Problem dieses handwerklich vorzüglichen, gut gespielten und von seinem generellen Vorhaben sehr löblichen Films, bei dem man sich am Ende die Frage stellt, wen er denn genau womit verblüffen will. Das der psychologische Aspekt des Ganzen natürlich nicht ganz wasserdicht ist (vorsichtig formuliert) und die Logik gehörig die Luft anhalten muss, ist gar nicht so wild. Gewisse Freiheiten darf und muss sich ein Genre-Film auch erlauben dürfen wenn es nicht zu bunt wird, hier zählen in erster Linie andere Dinge. Damit hält auch Die Vierhändige lange bei der Stange und könnte sich aufgrund seiner klaren Stärken womöglich auch mühelos ins Ziel jubeln lassen, wenn sich am Ende nicht das Gefühl einstellen würde, dass er entweder den Zuschauer massiv unterschätzt oder (was wahrscheinlich eher der Fall ist) er einfach – passend zum deutschen Teilnehmerfeld – viel zu spät dran ist mit seiner Idee, die so oder so ähnlich unendlich-fach variiert bereits ein Teil der Standardausstattung geworden ist. Und dafür ehrlich gesagt nichts Entscheidendes dazu beiträgt, das altersschwache Kaninchen noch effektiv aus dem noch älteren Hut zu zaubern. Außer dass es nun aus dem schwarz-rot-goldenem Zylinder flutscht.

Fazit

Die ganz persönliche, finale Ernüchterung über „Die Vierhändige“ sollte bitte niemand Interessierten davor abhalten, sich dieses ambitionierte und grundsätzlich sehr zu begrüßende Projekt zu Gemüte zu führen. Denn auf dem Papier ist das genau die Art von Film, die unserem Output absolut abgeht und es zwingend benötigt. Das Talent ist da, das bestätigt auch „Die Vierhändige“. Was nicht vor objektiver Kritik schützt. Aber die Richtung stimmt und stimmt vor allem zuversichtlich. Weiter so, Luft nach oben sollte keine Hürde sein, als Ziel interpretiert klingt es wesentlich positiver. In diesem Sinne: Lieber ansehen als ignorieren, er dürfte einige (doch noch) überraschen.

Kritik: Jacko Kunze

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