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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine 65-jährige Witwe und ehemalige Spielsüchtige träumt von der Eröffnung eines Casinos. Ihre Beziehung zu ihrer Enkelin, die in einem Waffengeschäft arbeitet, ist stark, doch mit ihrer Tochter, deren Freund im Gefängnis sitzt, kommt es zu Spannungen.

Kritik

Entgegen aller äußeren Widerstände von einem besseren Leben zu träumen, das sei selbst schon ein Akt der Rebellion. So jedenfalls sagt es   (Waiting for the Carnival), dessen gemeinsam mit inszeniertes jüngstes Werk um drei Protagonistinnen kreist, die demnach in einem Zustand massiver Dauer-Rebellion verharren. Bei der rüstigen Titelfigur (Carla Ribas, Für immer hier) gilt dies am wörtlichsten. Ein Traum hat der erfolglosen Sängerin Dolores prophezeit, dass sie ein Casino besitzen wird - und zwar nicht irgendeines, wie die 65-Jährige voller Zuversicht verkündet, sondern das edelste der Stadt. 

Ihre erwachsene Tochter Deborah (Naruna Costa, Heute gehe ich allein nach Hause) träumt unterdessen im übertragenen Sinn von einem Neustart mit ihrem Freund, dessen Entlassung aus dem Gefängnis bevorsteht. Ihre jüngere Stiefschwester Duda (Baby)  hofft, dass ein Job in einem Waffen-Geschäft ihr in die USA verhelfen wird. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft eint die drei Frauen aus drei Generationen, deren Wünschen die harsche Realität in der Peripherie São Paulos einen Dämpfer versetzt. Doch selbstverständlich gibt das ungleiche Trio nicht einfach auf. So diktiert es das melodramatische Muster des bitter-süßen Sozialmärchens. 

Dessen Story und Inszenierung spiegeln einander in ihrer aufgesetzten Aspiration. Hinter einer Reihe unnötig verkomplizierender Abschweifungen ist das auf einem Drehbuchentwurf des 2019 verstorbenen Musikers und Autors Chico Teixeira basierende Skript im Grunde simpel. Ebenso steckt unter der zwischen rauem Dokumentarismus und sentimentalen Traumszenen changieren Arthouse-Optik ein reichlich konventionelles Moralstück von traditionellen Familienwerten, dem Lohn harter Arbeit und persönlichem Glück in Bescheidenheit. Jeder der drei Lebenswünsche, denen die Figuren nachhängen, verkörpert eine andere Einstellung, die einem zufriedenen Leben vermeintlich im Wege steht. 

Dolores Spielsucht steht für zu viel Risikobereitschaft, Deborahs vergebliches Warten für zu viel Passivität und Dudas Entschlossenheit für Fixierung. Nach dem biederen Narrativ, das auf die spezifischen sozial-strukturellen Herausforderungen der Frauen aus der Arbeiterschicht nie eingeht, müssen sich die Drei nur von Schuldgefühlen und Zwängen der Vergangenheit lösen. Spielsucht zu beenden erscheint als reine Willensfrage, toxische Beziehungen werden um der intakten Familienfassade willen beibehalten, Auswandern wird indirekt mit Gewalt und Gefühlskälte gleichgesetzt. Die Selbstverständlichkeit, mit der das geschieht, spricht mehr von privilegiertem Moralismus als Optimismus. 

Fazit

Joana Luz Handkamera soll lebensnahen Realismus vermitteln, aber schafft stattdessen eine flache TV-Optik. An eine Telenovela erinnert auch das aufgesetzte Schauspiel, das Nuancen vermissen lässt. Eigenwillige musikalische Einlagen und Cabaret-Segmente bremsen die Handlung abrupt aus und machen den Alltagsraum zur Bühne. Solche Brüche bringen einen Hauch Musical und Magischen Realismus, doch vergrößern letztlich die Distanz zu den unterentwickelten Charakteren. Deren Ringen mit Armut, Kriminalität und sozialer Benachteiligung wird benannt, aber die Auswirkungen bleiben unsichtbar und stehen einem erfüllten Leben scheinbar nicht im Wege.  

Kritik: Lida Bach

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