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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Basierend auf Marcelo Rubens Paivas Bestseller-Memoiren, in denen seine Mutter zum Aktivismus gezwungen wird, als ihr Mann 1964 in Brasilien von einem Militärregime gefangen genommen wird.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gerade die harmonische Heiterkeit, fröhliche Familiarität und mittelständische Moral, die Walter Salles ausschweifende Aufarbeitung der Entführung und des Verschwindenlassens des brasilianischen Abgeordneten Rubens Paiva (Selton Mello, Lino) durch das Militärregime einem privilegierten Publikum nahebringen sollen, relativieren unbeabsichtigt das integre Ideal, das sie untermauern sollen. Je weiter sich die ideelle Inszenierung in der einseitigen Exposition der gutbürgerlichen Großsippe, die ohne Vorwarnung und bezeichnenderweise Vorahnung ins Visier der Geheimpolizei gerät, verliert, desto zwiespältiger erscheint deren politische Positionierung. 

Jene beginnt für die von Salles Stammdarstellerin Fernanda Torres (A Mulher Invisível) mit unbeirrbarer Entschlossenheit gespielte Ehefrau und fünffache Mutter Eunice augenscheinlich erst mit Rubens Verschleppung und ihrer eigenen Bedrohung durch das Regime. Mit dem hatte sich die Familie offenbar arrangiert. Ein Militärhelikopter am Himmel überschattet nicht den Strand-Spaß der vier Töchter und Sohn Marcellos, auf dessen Buch die Handlung basiert. Eine militärische Ausweiskontrolle auf der Jagd nach Resistance-Kämpfenden ist für die Teenager-Tochter nur ein Ärgernis.

Doch dies ist nicht die Geschichte einer brutalen Bewusstwerdung einer politischer Mitverantwortung oder kritische Rekapitulation des passiven Opportunismus eines sich über dem Zugriff totalitären Terrors wägenden Bildungsbürgertum. Die Wandlung, die der Regisseur und sein Drehbuchautoren-Duo als wahre Tragödie darstellt, ist der Verlust der unbeschwerten Lebenslust der Hinterbliebenen und eines Gefühls selbstverständlicher Sicherheit. Die Heimvideos der ältesten Tochter Veroca (Valentina Herszage, Kill Me, Please) definieren die weiche Retro-Optik, deren Wehmut für eine Ära staatlichen Terrors die atmosphärische Ambivalenz verstärkt.

Nicht nur zu viel Abstand, auch zu viel Nähe verzerrt mitunter die filmische Perspektive. Wie die des Regisseurs, der mit den Kindern der Familie im Zentrum seiner auf wahren Ereignissen basierenden Chronik befreundet war. Statt eines politischen Zeitbilds entsteht so eine trotz der persönlichen Verbindung seltsam synthetische Hommage, die nicht nur den zu Idealen verklärten Angehörigen gilt, sondern dem von ihnen gelebten Werte. Deren traditionelle Tendenz und Materialismus geben der Atmosphäre sehnsuchtsvollen Sentiments einen unangenehmen Beigeschmack.

Fazit

Vintage-Hits, satte Farben und amüsanten Anekdoten entwerfen ein bourgeoises Idyll, so dessen herzerwärmende Güte die Glaubwürdigkeit einer Familien-Fernsehserie ausstrahlt. Einzig Fernanda Torres kraftvolles Porträt einer unbeirrbar um Antworten kämpfenden Angehörigen eines der Abertausenden Verschwundenen, die während der brasilianischen Militärdiktatur entführt wurden. Doch der systempolitische Kontext bleibt auffällig schemenhaft in Walter Salles filmischer Überhöhung der Familienfotos, die der wache Kamerablick mehrfach findet. Die ständige Bedrohung wird niemals spürbar - umso mehr die erschöpfende Länge des gefahrvollen Kampfs.

Kritik: Lida Bach

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