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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Drei Geschichten – drei Mal das Ende der bekannten Welt: Mit diesen kurzen Worten lässt sich wohl am besten das gemeinsame Projekt der Regisseure Jee-woon Kim (I Saw The Devil) und Pil-Sung Yim (Henjel gwa Geuretel) beschreiben. Denn mit ihrem Film Doomsday Book liefern die beiden koreanischen Regisseure, wohl eines der ungewöhnlichsten Beiträge der jüngeren Filmgeschichte, im Bereich des Endzeit-Genres ab. Insgesamt drei Geschichten erzählen hierbei die Handlung, einer Zombie-Apokalypse mit grotesken gesellschaftlichem Aufbegehren, die Erleuchtung eines Roboters zum Buddha, was die besondere Existenz des Menschen als Ganzes in Frage stellt sowie das bevorstehende Ende der Welt in Form eines riesigen Asteroiden, der sich als ganz spezielles Geschenk herausstellt, mit wichtiger Botschaft im Gepäck. All dies klingt für sich schon sehr eigensinnig und dies genau ist es auch. Denn letztlich inszenieren die beiden Regisseure mit Doomsday Book ein absolut kompromissloses, humorvolles, schräges, individuelles, philosophisches wie äußerste ansprechendes Werk, welches in sich geschlossen ebenso harmonisch wirkt, wie als Gesamtbild. Zwar bleibt der eine oder andere Beigeschmack nicht aus (durch viele kleine Übertreibungen sowie überspitzte Anekdoten), doch wer die ultimative Antwort nach der Frage des Seins sucht sowie nach der Frage – wie sieht das Ende eventuell aus – wird wohl kaum einen besseren Beitrag finden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Den Auftakt von Doomsday Book macht indes Regisseur Yim Pil-sung mit seiner Zombie-Geschichte Brave New World. Yoon Seok-woo (Ryu Seung-beom) ist nicht gerade ein Bilderbuchsohn: Seine Eltern ignorieren ihn die meiste Zeit und fahren glatt ohne ihn in den Urlaub, seine Arbeit ist nicht sonderlich spektakulär und regelrecht tollpatschig ist Yoon Seok-woo zudem auch noch. Als er schließlich den Haushalt in Ordnung bringen muss, landet daher ein verschimmelter Abfall in der Biotonne, was eine Kette auslöst, die bald eine tödliche Konsequenz hat. So wird der Apfel zu Futtermehl für das Schlachtvieh verarbeitet und kurzerhand kommt es hierbei zu einer besonderen chemischen Reaktion. Die Folge: Ein Zombie-Virus, der ansteckender kaum sein könnte. Das kontaminierte Rindfleisch wiederum landet kurz darauf auch noch ausgerechnet auf Yoon Seok-woos Teller. Als Patient Null infiziert er kurz darauf nicht nur seine Freundin Kim Yoo-min (Go Joon-hee), sondern hinterlässt auch bald eine Spur der Zerstörung, die recht schnell ganz Korea ins Chaos stürzt…

Regisseur Yim Pil-sung hat ein besonderes Talent dafür, gleichzeitig eine Komödie zu inszenieren, mit reichlich grotesker Situationskomik, hierbei aber auch blutig sowie ernst zu bleiben. Klingt nach einem gewagten Drahtseilakt? Ja, dies ist es auch und bereits sein Werk Hansel & Gretel, welches die Motive der Brüder Grimm in die heutige Zeit übertrug, war ein abgedrehter Horror-Trip, der sich ins Gedächtnis brannte. Und auch sein intensives Zombie-Segment ist erneut ein scheinbarer Widerspruch zwischen Horror und Komödie, der angenehm zu jeder Zeit aufgelöst wird. Die Kernelemente sind hierbei jedoch eindeutig verteilt: Zum einen konzentriert sich Yim Pil-sung auf Aldous Huxleys dystopischen Roman Brave New World und somit auf die Gesellschaft Koreas an sich (perfekt mit kleinen TV-Einspielungen untermalt sowie einer unbeschreiblichen Politdebatte), zum Anderen natürlich auf den klassischen Verlauf einer Zombie-Apokalypse. Interessant ist dabei jedoch die Perspektive des Patienten Null. Wie läuft die Katastrophe ab und wie verwandelt sich jeder einzelne in das blutrünstige Monster? In schnellen aufeinanderfolgenden Bildern und Einzelgeschichten verwandelt sich die Welt in eine andere. Wer regiert nun und haben die Menschen, gemessen an dem Industriekreislauf aus dem das Virus geboren wurde, nicht selbst an der Misere schuld? Und wenn sich schließlich Yoon Seok-woo und Kim Yoo-min als Zombies wiederbegegnen, löst dies ein Moment der Unschuld aus, der philosophischer kaum sein könnte. Dies tröstet dann auch schnell darüber hinweg, dass das Tempo der Episode an der einen oder anderen Stelle nicht immer harmonisch wirkt.

Der zweite Abschnitt, Heavenly Creature, erzählt indes die Geschichte einer fernen digitalisierten, und auch sehr einsamen Zukunft, in der Roboter Einzug in das tägliche Leben genommen haben. Regisseur Kim Ji-woon präsentiert hierbei einen Tempel, in dem es einen Roboter gelungen ist, die höchste Stufe der Erleuchtung zu erlangen. Als Buddha bereits bezeichnet, stellt dies jedoch die Existenz des Menschen selbst in Frage. Denn wenn Schaltkreise die höchste spirituelle Klarheit erreichen können, was sagt dies über den Menschen an sich aus? Und so wird Techniker Park Do-won  (Kim Kang-woo) damit beauftragt, den Roboter zu untersuchen, ob es einen technischen Defekt gibt. Als sich dies jedoch verneint, ruft dies die Konzern-Führung selbst auf den Plan, die alles andere als glücklich über den Verlauf ist…

Bislang fiel Regisseur Regisseur Kim Ji-woon, der demnächst Arnold Schwarzenegger zu einem Comeback mit The Last Stand verhilft, eher durch blutige wie kompromisslose Beiträge auf, die gewaltvoller kaum sein konnten (I Saw the Devil). Umso interessanter ist es da, dass mit Heavenly Creature eher der ruhige philosophische Part auf Kim Ji-woon fiel. Herausgekommen ist ein äußerst hypnotisches Sci-Fi-Märchen, welches aus verschiedenen Elementen von Ghost In The Shell, A.I. bis I, Robot zu bestehen scheint und dennoch vollkommen neu erscheint. Denn gerade die Frage nach der Religion, auch als Bedrohung gegenüber dem Menschen (der für sich die Religion erfunden hat, um eine gesellschaftliche Struktur zu besitzen), ist ein spezieller Aspekt, der so bislang kaum beleuchtet wurde. Somit ist die Episode eine theologisch aufgeladene Erlösergeschichte, welche sich mit den Grundfesten des Seins an sich beschäftigt. Einzig zu kritisieren ist hierbei vielleicht der Beweggrund von Park Do-won selbst, dessen Wandel zu oberflächlich erscheint. Und gerade seine Figur scheint im Fokus und mysteriös zugleich, ohne das es dabei eine Auflösung gibt.

Abschließend folgt mit Happy Birthday eine Gemeinschaftsarbeit der beiden Regisseure, die ursprünglich von Regisseur Han Jae-rim (Portrait Of A Gangster) inszeniert werden sollte. Als dieser jedoch absprang, entschieden sich Jee-woon Kim und Pil-Sung Yim zu einem ungewöhnlichen Beitrag, der mehr Fantasy als Sci-Fi zu sein scheint. Erzählt wird hierbei die Geschichte der kleinen Park Min-seo (Jin Ji-hee), die eine schwarze 8er-Billardkugel ihres fanatisch poolbegeisterten Vaters (Lee Seung-jun) ausversehen kaputtmacht. Als sie schließlich über das Internet eine neue bestellen möchte, geschieht das unglaubliche: Ein gigantischer Meteor rast auf die Erde zu, der alles Leben auszulöschen droht. Als sich die Familie zwei Jahre später auf den Einschlag vorbereitet, gibt es eine ungewöhnliche Entdeckung. Denn der Meteor sieht aus wie eine schwarze 8er-Billardkugel, der zudem auch noch mit Park Min-seo Internetnamens graviert ist…

Happy Birthday ist zum einen der ungewöhnlichste Beitrag von Doomsday Book, durch seine höchst fantasievolle kindliche Geschichte, aber auch zugleich der schwächste. Hier stehen viel mehr die Emotionen im Vordergrund sowie die Familie rund um Park Min-seo, die aufgedrehter wie abgedrehter kaum sein könnte. Und abgedreht ist auch das Stichwort. Denn trotz der unheilvollen Stimmung (inklusive Bunker und melancholischer Fernsehbeiträge), bleibt die Handlung selbst kaum greifbar. Die vielen komödiantischen Zwischentöne fügen sich nicht immer perfekt ein, wodurch der Charme der Familie nicht gänzlich zum tragen kommt. Wer aber die Märchenelemente um die schwarze 8 akzeptiert, bekommt zumindest eine kleine philosophische Anekdote über Konsequenzen sowie Rhythmen des Lebens, die zeigen, dass es manchmal eben einen Neuanfang geben muss. Und betrachtet der Zuschauer die skurrile TV-Debatte rund um den bevorstehenden Aufschlag, dann ist ein Ende wohl auch unvermeidlich. Somit bleibt es dabei, Happy Birthday ist ungewöhnlich, grotesk, humorvoll sowie traurig zugleich. Nicht immer Stimmungsvoll, doch Sehenswert ist die letzte Episode somit allemal.

Fazit

Drei Episoden und ein Gesamtwerk, welches zynischer, philosophischer, abgedrehter sowie skurriler kaum sein könnte. Den Regisseuren Jee-woon Kim und Pil-Sung Yim ist es mit "Doomsday Book" gelungen, durchaus eine ansprechende cineastische Perlen zu erschaffen, die visuell sowie erzählerisch kraftvoll das Ende der Welt an sich thematisieren. Wohin führt der Weg? Antworten gibt es vielleicht darauf keine, doch einen kreativen Beitrag, der mehr als einen Blick lohnt. Für Fans solch prachtvoller Episodenfilme, somit ein absoluter Muss.

Kritik: Thomas Repenning

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