{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Mubi

Inhalt

In seiner heruntergekommenen New Yorker Kneipe steht Jacques jeden Tag hinter dem Tresen, um dem Leben zu trotzen und seine Stammgäste mit vertrauter Giftigkeit zu unterhalten. Dass der Menschenfeind trotzdem, auch nach dem fünften Infarkt, noch ein Herz hat, beweist er bei Lucas. Dem sanften obdachlosen Jungen versucht Jacques, Unterricht in Kneipen- und Lebensführung zu erteilen. Fast scheint der Plan, ihn zum Nachfolger aufzubauen, aufzugehen. Doch eine Frau bringt die keimende Männerfreundschaft durcheinander.

Kritik

Eine schummerige Bar voll kurioser Typen in den regennassen Straßen New Yorks ist der Schauplatz der müden Samaritergeschichte des isländischen Regisseurs Dagur Kári. „House of Oysters“ heißt der Schuppen, damit der Zuschauer gleich weiß, dass hier unter der modrigen Schale wahre Perlen zu finden sind. Die harte Schale gehört Jaques (Brian Cox), einem unverbesserlichen Raucher und Trinker. Das macht ihn zu keinem üblen Menschen, allerdings ist Jaques nach seinen rassistischen, homophoben und sexistischen Sprüchen zu urteilen generell nicht das, was der Filmtitel besagt. Ähnlich subtil wie die Anspielung des Titels sind die Allegorien des bedeutungsschweren Rührstücks. Nicht nur in der Bar sieht es verstaubt und schmierig aus, sondern auch in Jaques Kopf. Nebenbei lässt er seine voreingenommenen Ansichten los, als handele es sich um unschätzbare Erfahrungswerte. Für Regisseur Kári beweisen die Kommentare nicht Intoleranz, sondern eine im Zeitalter der Politcal Correctness ach so erfrischende Nonchalance. 

Intolerant vorkommen soll sich höchstens das Publikum, wenn es sich an der reaktionären Gesinnung stört. Verklärt von Nostalgie steht der Ewiggestrige in seiner Bar wie aus einem Shabby-Chic-Katalog als tragischer Held da. Die Trinkerrunde, der Jaques Bar als Refugium dient, meint ihr Wirt habe kein Herz. Und jetzt wird es märchenhaft. Keiner weiß nämlich, dass Jaques schon mehrere Herzanfälle hatte. Seht her, dieser Mann hat nicht nur ein Herz, er hat furchtbares Herzeleid! Dabei lässt Jaques reaktionäre Geisteshaltung eher vermuten, er habe kein Hirn und da er niemals während der sich dahin quälenden Geschichte einen Hirnschlag erleidet … Doch ein Hirn lässt sich nicht verpflanzen und ist daher für dramaturgische Zwecke eher ungeeignet. Okay, außer in Horrorfilmen, wo die Hirntransplantation ein willkommenes Motiv ist. Aber für sentimentale Großstadtmärchen wie dieses ist eine Herztransplantation das metaphorische Vehikel der Wahl. Jemand muss Jaques sein Herz schenken, alles klar? Da die Synopsis des Films besagt, dass der alte Griesgram den jungen Außenseiter Lucas (Paul Dano) kennenlernen wird, ist schnell klar, was kommt: die Heidi-Nummer. Griesgrämiger Alter taut durch kindliche Liebe auf. 

Zwar ist Lucas aus dem Kinderalter raus, vermutlich, damit sein Verhältnis zu Jaques nichts Zweideutiges bekommt, aber dafür kann er diverse Niedlichkeitsfaktoren für sich geltend machen. Lucas Eigenschaften sind lehrbuchmäßig angelegt, um auf Jaques Persönlichkeit und Lebensumstände zu passen. Wie in einer schlecht inszenierten Liebesschnulze steht schon bevor sich die beiden überhaupt treffen fest, wie sie miteinander auskommen werden. Diese dumpfe Schematik nimmt der zähen Handlung jede verbliebene Spannung und verhindert, dass Lucas als ein abgerundeter Charakter erscheint. Der sensible Außenseiter ist der sensible Lucas. So jemand darf sich noch glücklich schätzen, wenn sein Elend einem Allerweltschauvinisten Jaques ein besseres Leben beschert. Der psychisch labile Vagabund ist nur ein Mittel zum Zweck, für die Inszenierung und für den Hauptcharakter. Der genießt schließlich frohen Herzens seinen Platz an der Sonne, vermutlich auf den Spuren seiner politischen Idole wandelnd.

Fazit

Die guten Darsteller sind verschwendet an ein abgekartetes Beziehungsdrama, das den Wert eines Individuums auf dessen sozialen Status herunterbricht. Der Titel entpuppt sich als hässlichste der zynischen Pointen.

Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×