Inhalt
Der Jet-Pilot Cochran zieht nach dem Militärdienst zu seinen Kumpel Tibey, der es in Mexiko mit zwielichtigen Geschäften zu Geld gebracht hat. Während seines Aufenthaltes beginnt er mit Tibeys bezaubernder Frau Miryea eine Affäre. Tibey ertappt das Paar, prügelt seinen Freund fast zu Tode und schickt Miryea als Hure ins Bordell. Mühsam kommt Cochran wieder zu Kräften und macht sich auf die Suche nach seiner Traumfrau. Als er bei seinem Rachefeldzug nicht voran kommt, sucht er ein letztes Mal Tibey auf und erfährt von Miryeas neuem Dominzil: ein Kloster. Das Wiedersehen mit Miryea ist schmerzhaft, denn die Geliebte liegt im Sterben. -
Kritik
„Only whores smoke in public.“
Die Regisseure, die sich über den Umstand glücklich schätzen dürfen, keinen Film in ihrem Schaffen vorweisen zu können, den sie am liebsten niemals gedreht hätten, bleiben spärlich gesät. Paul Thomas Anderson (There Will Be Blood) oder Stanley Kubrick (Full Metal Jacket) sind zwei dieser (Ausnahme-)Künstler, die ihrem Output keinen eklatanten Ausrutscher zugestanden haben. Einem Steven Spielberg (Always – Der Feuerregen von Montana) hingegen war das Schicksal nicht dementsprechend gewogen. Auch Tony Scott (Mann unter Feuer) konnte sich von jener produktiven Unebenmäßigkeit nicht freisprechen, zeichnete er sich nach den kommerziellen Erfolgen von Top Gun – Sie fürchten weder Todnoch Teufel und Beverly Hills Cop II doch für ein Werk verantwortlich, welches auf dem Fuße in der Versenkung verschwand: Eine gefährliche Affäre – Revenge.
Dabei ist Eine gefährliche Affäre – Revenge in jeder Hinsicht alles andere als ein uninteressanter Film. Besetzt mit dem damaligen Superstar und Frauenschwarm Kevin Costner (Open Range – Weites Land) in der Hauptrolle und einer stofflichen Paarung aus Love-Story und Rache-Flic, standen die Vorzeichen jedenfalls auf Kassenschlager. Die Dreharbeiten allerdings erwiesen sich als regelrechte Tortur, was den filmschaffenden Prozess gnadenlos in Wanken geraten ließ: Nicht nur, dass weder Tony Scott noch Kevin Costner die Vorlage, eine Romantrilogie Legend of the Fall von Jim Harrison, sonderlich zusprach, die Produkt geriet außerdem zusehends unter massiven Zeitdruck und musste sich mit einem Kevin Costner herumplagen, der mit den Gedanken bereits bei seinem Herzensprojekt war: Dem mehrfach Oscar-prämierten Western-Meisterwerk Der mit dem Wolf tanzt.
Man merkt Eine gefährliche Affäre – Revenge zu jeder Zeit an, dass die Probleme hinter den Kulissen äußerst schwer wogen. Der Film gleicht einer anschwellenden Kakophonie; einem Orchester, bestehend aus Dilettanten. Die Töne sind schief, die Instrumente verstimmt – und doch bringt es etwas Faszinierendes mit sich, dieser verzerrten Komposition zu lauschen. In seinem Misslingen, und Eine gefährliche Affäre – Revenge ist nichts anderes als ein Protokoll des Scheiterns, offenbart der in seinen Unzulänglichkeiten verkapselte Rohrkrepierer Momente unbeabsichtigt verschleppter Schönheit. Tony Scotts Handschrift ist dabei fortwährend erkennbar, die für ihn charakteristische schwül-siedende Bildsprache bestimmt das Geschehen. Interessant aber ist, mit welch ungeahnter Vehemenz hier Erwartungshaltungen unterlaufen werden, indem kontinuierlich zum Ausdruck gebracht wird, dass Tony Scott keine Idee davon hat, wie er diese mit erotischen Anklängen behaftete Handlung vorantreiben soll.
Fazit
"Eine gefährliche Affäre – Revenge" ist vollkommen zu Recht in Vergessenheit geraten – eigentlich, ist das Scheitern dieses Films doch auf jeder Ebene klar und deutlich zu vernehmen. Interessant wird Tony Scotts Film aber dadurch, dass in seinen eklatant klaffenden Verfehlungen eine nicht zu unterschätzende Dynamik lauert, die eine ungewollte Schönheit im Moment des Misslingens entfesselt. Hier werden Erwartungshaltungen so konsequent unterlaufen, dass es den Zuschauer angesichts Tony Scotts erzählerischer Unbeholfenheit dem Stoff gegenüber gleichermaßen fasziniert, enerviert und amüsiert.
Autor: Pascal Reis