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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Arrebato (1980) ist der größte Kultfilm des spanischen Kinos und sein Regisseur Iván Zulueta ein angeklagter Filmemacher. Arrebato war der Film, der das Ende der Movida vorhersagte, ein düsterer und erschütternder Film, dessen Geschichte und Intrageschichte eng miteinander verknüpft sind. Arrebato wirkt wie eine Vorahnung des eigenen Lebens des Regisseurs. Genau wie seine Schauspieler wird auch Zulueta letztendlich an Drogen und Kino scheitern und wie sie ebenfalls verschwinden.

Kritik

Das existenzialistische Grauen Iván Zuluetas 1980er Horrorfilms Arrebato lässt sich nicht in Worten erklären. Wie bei so vielen der besten Werke dieses Genres, liegt der subtile Schrecken der psychologischen Parabel, die lange Zeit ein Schattendasein als obskurer Underground-Film fristete bevor sie zusammen mit Zuluetas Oeuvre als dessen Höhepunkt wiederentdeckt wurde, in audiovisueller Suggestion. Im Wissen um die Unmöglichkeit analytischer Erklärung begeben sich Marta Medina und Enrique López in ihrem experimentellen Dokumentarfilm auf eine biografische Spurensuche in ein Leben, das die Kunst auf gespenstische Weise imitiert. 

Stilistisch und strukturell inspiriert von Iván Zuluetas expressiv-experimentellem Ansatz vereint das passionierte Projekt filmisches Denkmal und Forschungsexkursion zu einem schillernden Porträt des Künstlers und seines Schaffens. Beider Einfluss, insbesondere auf das spanische Genrekino, ist so umfassend, dass Zuluetas Filme bei der heutigen Erstsichtung mitunter derivativ wirken, weil ihre damals neuen Ideen unendlich kopiert wurden. Nur Arrebato widersetzt sich jeder Imitation, so auch der, die Medina und López mit ihren visuellen Referenzen versuchen. Spannender als diese Spielereien sind die Berichte von Wegbegleitenden und ehemaligen Kolleg*innen des eigenwilligen Autorenfilmers.

Persönlichkeiten wie Eusebio Poncela (Merlí. Sapere Aude), Cecilia Roth (Goyo) und Marta Fernández Muro (Nacidas para sufrirerinnern sich, wie die Sucht nach Film und Heroin den Werdegang des ebenso komplexen wie komplizierten Regisseurs bestimmte. Archivmaterial und Filmausschnitte akzentuieren die unheimliche Verschlingung von Realität und Fiktion, die einander zu inspirieren schienen. So steht im Zentrum von Arrebato, dessen hypnotische Szenen und melodramatische Tonspur zwischen den Gesprächen aufflackern, ein mürrischer Genrefilm-Regisseur, dem ein flüchtiger Bekannter ein mysteriöses Videotape schickt. Dieser Film im Film zeigt verstörend, wie das Filmemachen zugleich berauscht und verschlingt. 

Jener destruktive Aspekt der Kreativität überschattete die Karriere Zuluetas, der gleich des Protagonisten seines berühmtesten Werks abrupt verschwand. Mosaikartig fügen sich Fragmente aus Interviews, frühen Selbstzeugnissen und Filmfetzen zu einer kinematischen Kontemplation über den Preis der Kunst, den Mythos des selbstzerstörerischen Genies und die suggestive Kraft des Kinos. Essayistische Charakterstudie, filmhistorische Facetten und erinnerte Episoden verschränken sich zu einem biografischen Geflecht, in dem Mensch und Medium ununterscheidbar werden. Rot dient Álvaro Gómez Pidals expressiver Bildgestaltung als Signalfarbe des Zwischenraums, in dem Wahrheit und Fiktion verschmelzen. 

Fazit

Drogen, private Isolation und die ineinander verschlungenen Legenden des „verfluchten Filmemachers“ und seines abgründigen Meisterwerks sind das biografische Fundament, auf dem Enrique López Lavigne und Marta Medina ihr eigenwilliges dokumentarisches Denkmal errichten. Die Kamera ist nicht mehr nur Werkzeug, sondern ein stets hungriges Subjekt, das in Abhängigkeit und Ekstase versetzt. Film offenbart sich in der fiebrigen Hommage als gleichsam magisches und monströses Medium, das Leben und Legende formt. Iván Zulueta bleibt inmitten dieses surrealen Sog als Mensch letztlich ungreifbar. Doch diese Distanz ist bewusst gewählte Würdigung seiner autofiktionalen Inszenierung.

Kritik: Lida Bach

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