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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Oscar verbindet eine besonders intensive Beziehung mit seiner Schwester Linda, seitdem sie als Kinder miterleben mussten, wie ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Gemeinsam schlagen sie sich durch die Halbwelt von Tokio. Er hält sich mit kleinen Drogendeals über Wasser, sie tritt als Stripperin auf und lässt sich mit zweifelhaften Typen ein. Bei einer Razzia gerät Oscar ins Visier der Polizei. Bei der Flucht wird er niedergeschossen. Sein Körper liegt im Sterben, doch seine Seele weigert sich, aus der Welt der Lebenden zu scheiden. Gerade erst hatte Oscar seiner Schwester hoch und heilig versprochen, sie niemals zu verlassen. Und so wandert sein Geist durch die neongleißende Stadt - rastlos, ruhelos, immer auf der Suche. Oscars Visionen werden immer grotesker und bizarrer, seine Seele drängt ins Jenseits. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem halluzinatorischen Mahlstrom ...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Sterben, heißt es, sei wie fliegen. Die Worte kommen von einem unsichtbaren Sprecher, während das Kameraauge um Nachthimmel über Tokio wandert. Die Stimme gehört dem jungen Oscar (Nathaniel Brown), der mit seiner jüngeren Schwester Linda (Paz De La Huerta) in ein heruntergekommenes Apartment teilt. Wovor Linda sich fürchte, fragt Oscar, dass sie nicht in dem Flugzeug über ihnen sitzen wolle? „Dying, maybe. To enter the void“ Doch beiden bleibt keine Wahl. ENTER verkündet eine gigantische Leuchtreklame, deren grelle Aufforderung gleichsam dem Filmpublikum gilt. Gaspard Noé experimentelle Bilderflut ist Film als psychedelischer Trip. Der Filmemacher, der seit dem kontroversen Irreversible den Ruf eines Skandalregisseurs genießt, begibt sich auf eine surreale Geisterbahnfahrt in die Abgründe der Psyche seiner Charaktere. Das Blitzlichtgewitter des Vorspanns nimmt den Blick gefangen. 

Alles erinnert an die übermächtige Scheinrealität eines alten Rummelplatz-3D-Kinos, auf dessen Boden der Zuschauer sitzt und mit sicherem Abstand zuschaut. Oscar kommt die groteske Funktion zu, Nebenakteur und Hauptfigur zugleich zu sein. Nach wenigen Minuten der fast dreistündigen Filmdauer durchreißt eine Kugel seine Brust. Von da an wird der Großteil der Aktion aus der Perspektive seiner rastlosen Seele erzählt. Der Protagonist ist immer dabei, ohne aktiv auf das Geschehen einwirken zu können und befindet sich damit in einer ähnlichen Position wie die Zuschauer. Subtile Metaphern sucht man in dem rauschhaften Tumult aus Tönen, Bildern und Farben vergeblich. Dafür besitzet die Story trotz ihrer chaotischen Fülle eine innere Harmonie. Die Ereignisse sieht man vom ersten Moment an durch die Augen Oscars, dessen Gestalt nur sichtbar wird, wenn er im Drogenrausch über seinem Körper zu schweben glaubt oder in den Spiegel blickt. Grund für Oscars Seelenreise ist ein kindlicher Pakt der Geschwister, einander nie zu verlassen. Nach dem Unfalltod der Eltern wuchsen beide in unterschiedlichen Pflegefamilien auf. 

Doch die Freude, in der Millionenmetropole Tokio vereint zu sein, ist durch Oscars Drogensucht getrübt. Während Linda als Stripperin in einem Sexclub arbeitet, verdient ihr Bruder Geld mit kleinen Deals. In jener Nacht wird Oscar von seinem Kumpel Victor (Olly Alexander) zu einem Drogenhandel gerufen. Der Name des Clubs, in dem der Deal stattfinden soll: The Void. Für Oscar ist der Eingang das Portal zu einem Horrorreise zwischen Leben und Tod. Angst, Sex und Schmerz beherrschen Noés skurrile Ästhetik. Ansätze von Innovation zeigen einzelne Szenen, die das Jetzt mit Kindheitsbildern und subjektiven Erinnerungen der beiden Hauptprotagonisten verknüpfen. Die mal grell flackernden, mal pechschwarzen Sequenzen verschmelzen zu einem Reigen, der immer wieder das Spiralmotiv als Symbol der Unumkehrbarkeit und Unendlichkeit zitiert. Schrecken und Faszination des Unabänderlichen halten die Handlung fest im Griff. Beide sind wiederkehrende Themen für Noé, die sein Vorgängerfilm bereits im Titel anspricht. In seiner inszenatorischen Radikalität ist der subjektive Bilderstrudel nicht weniger kompromisslos.

Fazit

Extrem ist der Begriff, der wohl am besten die Wirkung des Falls in einen cineastischen Abgrund beschreibt. Extrem sind die Darstellungen der durchgängig überzeugenden Akteure, extrem der zwischen Pathetik und Horror mäandernde Plot. Die Handlung, die durch voyeuristische Sexszenen und schieren Exzess ins Alberne zu kippen droht, ist da Nebensache.

Kritik: Lida Bach

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