Der Mond wurde im Kino schon oft erobert. Bereits als das Medium Film noch in den Kinderschuhen steckte, verblüffte Georges Méliès' Die Reise zum Mond (1902) das Publikum und setzte einen unvergänglichen Meilenstein in der Filmgeschichte. Seitdem steht der Mond symbolisch für unerreichbare Ziele und ferne Träume. Sowohl in der Realität als auch im Kino hat die Menschheit den grauen Koloss aber bereits betreten und für sich beansprucht.
Der Weg bis zu Neil Armstrongs historischem Schritt auf dem Mond war keineswegs einfach. Diesen Pfad versucht Love, Simon-Regisseur Greg Berlanti in seinem neuen Spielfilm To the Moon nachzuzeichnen. Der Film erzählt eine Geschichte von Verlust und Aufopferung, Themen, die bereits in Der Stoff, aus dem die Helden sind (1983) und Aufbruch zum Mond (2018) ausführlich behandelt wurden.
Im Vergleich zu diesen Epen kann To the Moon weder in Sachen Atmosphäre noch in der Bildgewalt mithalten. Es scheint, als würde der Film gar nicht erst versuchen, seinen Platz in der langen Reihe von Mond-Eroberungsfilmen zu behaupten. Zwar bemüht sich das Drehbuch stellenweise um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Historie, doch es gelingt nie, wirklich zu fesseln.
Das größte Manko des Films ist sein schwammiger Fokus. Viele der behandelten Themen sind spannend und interessant genug, um jeweils einen eigenen Film zu tragen. Neben der Vorbereitung auf die Apollo-11-Mission gibt es Elemente einer Spionage- und Verschwörungskomödie (Stichwort: gefälschte Mondlandung) sowie die Darstellung der realhistorischen Ereignisse aus der Sicht der Werbung.
Hier zeigt der Film seine stärkste Facette: Wenn Scarlett Johansson als energische Werbefachfrau die NASA auf den Kopf stellt, um deren öffentliche Wahrnehmung zu verbessern, eröffnet sich ein Korb voller potenziell interessanter Ansätze. Obwohl es sich um eine Hollywood-Hochglanzproduktion handelt, darf man keine tiefgehende Kritik an (medialer) Manipulation erwarten. Dennoch ist es überaus fesselnd, wie das Großereignis Monderoberung auch aus einer ökonomischen Perspektive betrachtet wird.
Dazu gesellt sich eine offensichtliche Liebesgeschichte zwischen Johansson und Channing Tatum, die nach dem klassischen Muster der romantischen Komödie verläuft: Sie mögen sich zunächst nicht, bis sie sich besser kennenlernen. Trotz des vorhersehbaren Verlaufs und fehlender Funken ist die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern funktional und solide. In den besten Momenten evoziert der Film Erinnerungen an romantische Klassiker mit Doris Day und Rock Hudson. Jedoch mit weniger spritzigen Charme und Tempo, denn...
... insgesamt wirkt To the Moon selten wirklich schneidig. Der Film gräbt sich gemächlich durch die verschiedenen Aspekte seiner Handlung, findet hier und da eine Nettigkeit oder ein kleines Highlight, löst aber nie wirkliche Begeisterung aus. Alles in allem ist der Film lieb und süß, aber einfach zu überladen. Nichts kann sich voll entfalten, und als im dritten Akt auch noch ein komödiantischer Thriller-Plot integriert wird, verliert der Film vollends seinen Schwung.
Dass die Figuren eher fade bis regelrecht langweilig bleiben (Woody Harrelson mal ausgenommen), hilft dem Film ebenfalls nicht weiter. Eine entschlackte und konzentriertere Erzählweise hätte ihm gutgetan. Besonders störend sind die unschönen und gesellschaftlich fragwürdigen Momente, wie das Betonen christlicher Werte oder die Entscheidung, Gelder nicht für Hochwassergebiete, sondern für die NASA auszugeben. Diese bitteren Nachgeschmäcker lassen sich auch durch die romantischen Kabbeleien von Johansson und Tatum nicht überdecken.