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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sieben Episoden, sieben Figurenkonstellationen. Über den Tod und sein Vermöchtnis wird hier diskutiert, über die Wahrheit der Erinnerung und die Hoheit über die Geschichte gestritten. Wenn Menschen Sphären sind, können sie einander jemals wirklich begegnen? Benedek Fliegauf präsentiert seinen geistigen Nachfolger zum von der Kritik gefeierten Rengeteg (2003). 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Jede Sekunde in Benedek Fliegaufs geistiger Fortsetzung zu seinem hochgelobten Rengeteg, der 2003 im Forum der Berlinale Premiere feierte, sprüht nur so vor Talent und Hingabe. Wie damals arrangiert der gebürtige Budapester verschiedene Konfliktepisoden, die, wenngleich unabhängig voneinander, alle auf ihre Weise um die großen Themen kreisen: der Glauben, der Tod, die Lust, die Beziehung zwischen Erinnerung und Wahrheit. Seinen Höhepunkt erreicht der Film bereits während seiner ersten 20 Minuten, als eine junge Frau ihrem Vater in einer iPad-Präsentation ihre Rekonstruktion des letzten Tages im Leben ihrer Mutter vorstellt, die sie am nächsten Tag in der Schule vorzustellen gedenkt. In einem an Intensität nicht mehr erreichten Austausch entspinnt sich hier eine Diskussion darüber, wer die Deutungshoheit über die Geschehnisse der Vergangenheit besitzt. Es sei einer perfekte Präsentation, so gesteht es der Vater seiner Tochter zu, doch handele sich dabei dennoch nur um ihre Wahrheit, nicht die seinige. Und als er ihr seine Version der Ereignisse entgegenstellt, da fällt die soeben gehörte Geschichte zwar nicht in sich zusammen, doch erhält zunehmend Risse. 

Auf diese Weise spielt Fliegauf auch mit seinen eigenen Bildern, die durch clevere Wiederholungen und hinzugewonnene Informationen neue Bedeutungen entfalten. Es ist ganz bemerkenswert, wie die Kamera bei Fliegaufs subjektive Kamera zum eigenständigen Charakter wird, der niemals auch nur Unvoreingenommenheit vorgibt. Waren es in Dealer noch die allzeit kreisende Kamera, ist sie hier nun in ständiger Bewegung und passt sich immer ganz der Gesprächsdynamik an: lässt uns Zuschauer*innen mal mit der einen Figur mitnicken, nur um uns im nächsten Moment wieder auf ihr Gegenüber zurückzubesinnen. So hält sie dann auch im einen Moment ihren Blick auf die Hände gesenkt, wenn sich diese, in die Defensive gedrängt, nervös an den Fingernägeln zu schaffen machen, um sie im nächsten Moment in ausgestreckter Offensive zu verfolgen, um eine Geste zu unterstreichen und den Ausführungen noch mehr Gewicht zu verleihen. Man darf diesen einen Ausspruch, der im Streit zwischen einer Frau und ihrem Freund fällt, ruhig wörtlich nehmen, als sie ihm vorwirft, dass er, als er seine Kamera einer anderen Frau gegeben habe, damit auch seinen „Schwanz“ an sie abgetragen habe, verdichtet sich hierin doch die Potenz des Blickes. 

Bei dieser Bildgewalt, die Fliegauf auf spielend leichte Weise gelingt, ist es doch zu bedauern, dass nicht alle sieben Episoden eine solche Sogwirkung erzielen wie jene eingangs genannte. Es ist ein vorhersehbarer, und dennoch nicht von der Hand zu weisender Kritikpunkt für einen solch episodisch angelegten Film. Im Kontrast hierzu steht da dennoch Fliegaufs filmische Meisterschaft. Das analoge Filmkorn harmoniert so prächtig mit der Handkamera und erzeugt eine ungeheure Intimität, die durchgehend rau und verwundbar daherkommt. 

Fazit

In Benedig Fliegaufs spirituellen Nachfolger zum gefeierten Rengeteg aus dem Jahr 2003 verdichtet sich Form und Inhalt bisweilen meisterhaft. Einzig die episodenhafte Struktur hält Rengeteg – I See You Everywhere davon ab, dieses Niveau über die gesamte Laufzeit aufrechtzuerhalten.

Kritik: Patrick Fey

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