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Quelle: themoviedb.org
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Dokumentation des Computerspielentwicklers Valve über die Dota 2-Weltmeisterschaft 2013 in Köln. 16 Teams spielen um ein sagenhaftes Preisgeld von 1.000.000 €.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kann ein Spieleproduzent einen Film machen? Schaut man auf Werke wie „Beyond – Two Souls“ mag diese Frage einfach zu beantworten zu sein, denn es gibt genügend Spiele mit einer filmreifen Erzählung. Aber Valve („Left 4 Dead“, „Counter Strike“) hat jetzt etwas ganz anderes gewagt und eine Dokumentation geschaffen. Es sollte kein Mittel zur reinen Unterhaltung entstehen, doch ist „Free To Play“ unterhaltsamer als die meisten Hollywood-Blockbuster.

August 2013: In Köln findet wie jedes Jahr die gamescom statt – die größte Spielemesse der Welt. Der perfekte Ort für das höchstdotierte Gamingturnier aller Zeiten: Das Team das sich gegen 15 andere Kontrahenten in Dota 2 durchsetzen kann wird ein Preisgeld von unglaublichen 1.000.000 € (ca. 1.600.000 $) mit nach Hause nehmen. Also trafen sich die weltbesten Spieler letzten Sommer und haben ein Turnier gespielt, das sich völlig zu Recht als episch bezeichnen ließe.

Alle Sportarten haben klein angefangen. Fußball war auch mal nur ein Ballspiel zum Zeitvertreib und Poker wurde anfangs um ein paar Dollar gespielt. Heute kann man beim Poker Gewinne von mehreren Millionen kassieren, von den Gehältern der Profifußballer mal ganz zu schweigen. Warum sollte dann nicht auch E-Sport irgendwann so groß sein? In Asien ist man bereits so weit. Besonders China und Korea nehmen hier eine Vorreiterrolle ein und feiern die besten Spieler des Landes bereits wie Superstars, die Spiele werden im Fernsehen übertragen und die Teams durchlaufen harte Trainings. Diese Haltung wird auch im Film deutlich, denn die anderen Spieler haben sichtlich Respekt, fast schon Furcht vor den chinesischen Teams, die hochprofessionell mit einem Coach am Turnier teilnehmen. Aber das hat auch seine Schattenseiten. Diese Spieler leben in Gaminghäusern, wo sie mit ihren Teamkollegen den ganzen Tag spielen um zu trainieren, während ihr Coach sie drillt und ihnen einbläut, sie dürften auf keinen Fall gegen die Ausländer verlieren. Aber wird ihnen dieser psychologische Druck gegen die europäischen Spieler, die aus Leidenschaft und Ehrgeiz spielen, helfen?

Ein Vergleich zu Dokumentationen wie „The Act of Killing“ sollte hier auf keinen Fall gezogen werden. „Free to Play“ möchte unterhalten und auf eine unterschätzte Thematik aufmerksam machen, diese ist aber längst nicht so wichtig und bedeutend wie die Themen anderer Filme. Dennoch macht man hier – unter eben dieser Prämisse – alles richtig. Dramatischer als jedes Fußballspiel wird das Turnier Runde für Runde von den Beteiligten in Interviews dokumentiert. Die professionellen Kommentatoren, die mittlerweile sogar von Sky kommen, tragen durch ihren lebhaften Kommentar ihren Teil zu dieser spannenden Atmosphäre bei. Sie brauchen keinen Vergleich zu Herbert Zimmermanns legendärem Kommentar der Fuballweltmeisterschaft 1954 zu scheuen – zumal ihre Berichte in 60 Jahren möglicherweise genauso gefeiert werden.

Um das Ganze aufzulockern, werden zwischendurch die Geschichten von drei Spielern aus drei Teams erzählt. Man erfährt, wie Dendi (Danil Ishutin), HyHy (Benedict Lim) und Fear (Clinton Loomis) zum Computerspielen kamen, warum sie so viel Zeit in das Spiel stecken und welche Hürden sie auf ihrem Weg zu professionellen Gamern überwinden mussten. In diesem Punkt wird sich besonders die jüngere Generation (ab Jahrgang '80) wiederfinden können. Probleme mit den Eltern, die kein Verständnis für die „Spielerei“ haben. Unzählige Stunden Überzeugungsarbeit und nicht selten hing der Haussegen schief. Bei den wenigsten eskalierte die Situation wohl so wie bei Fear, der von seiner Mutter rausgeschmissen wurde, weil er zu viel spielte. Jede einzelne Geschichte schafft es, den Zuschauer emotional zu berühren, gerade bei Dendi wird auch stark auf die Tränendrüse gedrückt.

Aber man muss auch den Zugang zum Film finden. Gerade diejenigen, die nicht sonderlich Videospiel-affin veranlagt sind werden sich schwer tun Verständnis für die Argumente und Ereignisse zu haben. Das ist jedoch auch etwas, das der Film aufgreift: Der Wandel der Zeit. Diese Generation, die ihre Eltern vom Gamen überzeugen musste, zieht nun selbst Kinder groß (oder wird es bald) und die nächste Generation wächst dann mit einem ganz anderen Verhältnis dazu auf. Vielleicht wird es auch bei uns in Europa nicht mehr lange dauern, bis es Fernsehübertragungen von Computerspiel-Turnieren geben wird. Es ist eine durchaus reizvolle Vorstellung irgendwann die „Dota 2“- oder „League of Legends“-Weltmeisterschaft auf demselben Stellenwert wie die Fußballweltmeisterschaft zu sehen.

Man  muss leider auch zugeben, dass es sich um eine PR-Aktion seitens Valve handelt. Denn Millionen von Spielern wird suggeriert, sie könnten ihren Lebensunterhalt mit Computerspielen verdienen, wenn sie nur gut genug spielten. Und das funktioniere sehr gut mit „Dota 2“ – einem Spiel von Valve. Gerade dass der direkte „Dota 2“-Konkurrent „League of Legends“ nicht mit einem Wort erwähnt wird ist auffällig, obwohl dort die Preisgelder ebenfalls im Bereich von mehreren 100.000 € liegen. Andererseits bereichern sie durch die Verbreitung des Films über die Vertriebssoftware Steam  diese Plattform um einen weiteren Indie-Markt – zumindest besteht zukünftig die Hoffnung, dass auch andere Low-Budget-Filme auf diese Weise ein Publikum finden können. Die Spielebranche haben sie in den letzten Jahren jedenfalls schon revolutioniert.

Fazit

Free to Play“ ist unterhaltsame und leichte Dokumentationskost. Nichtsdestotrotz behandelt der Film eine vollkommen unterschätzte Entwicklung, von der zahlreiche Menschen nichts mitbekommen. In zehn oder zwanzig Jahren wird man vielleicht auf diesen Film zurückblicken und sagen: „Damals hat das alles angefangen“.

Kritik: Tobias Kiwitt

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