Inhalt
Auf den ersten Blick scheint der erfolglose Buchautor Hemi Crane (Temuera Morrison) ein ganz normales Leben zu führen. Er wohnt zusammen mit seiner Frau Margaret (Nicole Kawana), einer bekannten Fernsehköchin, und den Kindern Rina (Hanna Tevita) und Glenn (Kahn West) in einer beschaulichen neuseeländischen Vorortsiedlung. Doch die Ruhe ist vorbei, als die Gebrüder Tan, die verruchte Gigi und der Sprengstoffexperte Johnny, allesamt gesuchte Verbrecher und Mörder, mit ihrem Wagen in die Garage der Familie Crane rasen. Verfolgt von einem Polizei-Hubschrauber suchen sie hier Zuflucht. Es kommt zur Geiselnahme, mit Waffengewalt wird die Familie in ihrem eigenen Haus festgehalten. Was allerdings einige Schwierigkeiten bereitet ist die Tatsache, dass Hemi und Margaret religiöse Kannibalen sind. Schon bald scheinen die Geiselnehmer das nächste Menü auf der Speisekarte des Ehepaars zu sein. Richtig kompliziert wird es allerdings, als sich einer der Gangster als Margarets größter Fan entpuppt und Tochter Rina mit der knallharten Gigi (Kate Elliot) anbandelt.
Kritik
“Fresh Meat” ist das Filmdebüt für Regisseur Danny Mulheron. Er dürfte fast ausschließlich dem neuseeländischen Publikum als TV-Darsteller und Synchronsprecher bekannt sein und war darüber hinaus an der Entstehung von Peter Jacksons zynischer Puppen-Comedy „Meet the Feebles“ beteiligt. Mit „Fresh Meat“ wollte er bewusst ein Statement setzen. Und zwar gegenüber dem in Hollywood aufkeimenden Trend, Horrorfilme immer realistischer und dafür umso grausamer zu gestalten. Herausgekommen ist ein abgefahrenes B-Movie, das einige Überraschungen zu bieten hat.
Schon in den ersten Minuten des Films gibt es eine Duschszene in Zeitlupe an Rinas Mädchenschule zu sehen. Dies gibt schon einen ersten Geschmack der Tonalität des Films, denn viele Szenen sind für die Handlung an sich total unnötig, schaffen aber eine Art spaßiges Grindhouse-Szenario. Mulheron nimmt seine Handlung nie ernst. Die Dialoge sind flach, teilweise sogar eine sinnlose Aneinanderreihung von One-Linern. Eigentlich sollte man sich da bei einigen haarsträubenden Szenen an den Kopf fassen, doch dank Mulherons Inszenierung muss man stattdessen lauthals lachen oder hat zumindest ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Das liegt nicht nur an den spielfreudigen Darstellern, sondern auch an gut platzierten Zeitlupe-Szenen und einem extrem lässigen Soundtrack, der viele extreme und ernste Szenen konterkariert.
Apropos Darsteller. Temuera Morrison dürfte dem Publikum vor allem als Kopfgeldjäger Jango Fett in "Star Wars" oder als Abin Sur in "Green Lantern" bekannt sein. Seine Rolle wandelt sich von einem bodenständigen sympathischen Kerl zum absolut Wahnsinnigen, was sein Schauspiel umso unterhaltsamer macht.
Hanna Tevita als dessen Tochter Rina wirkt einfach bezaubernd und bildet die moralische Instanz und Identifikationsfigur für den Zuschauer. Sie selbst erfährt erst am Tag der Geiselnahme, welchen kannibalischen Essgewohnheiten ihre Familie nachgeht. Die anderen Darsteller bieten leider nicht mehr als B-Movie Niveau. Dies stört aber selten, da es zur überdrehten Stimmung des Films passt.
Natürlich hat „Fresh Meat“ auch einiges an Gewalt und Splatter zu bieten. Fraglich ist allerdings, ob der als Horror-Komödie titulierte Film nicht auch ohne ausgekommen wäre. So wirkt doch die eine oder andere übertriebene Metzger-Szene etwas deplatziert, als will Regisseur Mulheron eben jene zufriedenstellen, die genau solche Szenen von einem Film mit Kannibalen erwarten. Überhaupt gibt es bis auf das übliche Blut und Gekröse eher wenige Horrorelemente, dafür umso mehr an Sitcoms angelegten Slapstick. Hier scheint Mulheron oft zwischen den Stühlen zu sitzen und man muss für sich selbst entscheiden, ob „Fresh Meat“ nun wirklich eine wie vom Regisseur beabsichtigte Gesellschaftssatire oder doch nur ein Genre-Beitrag ist.
Die Handlung bleibt zwar von Anfang an schwer vorhersehbar, setzt aber im Rückblick auf altbekannte Versatzstücke. Da werden Allianzen zwischen Familien- und Gangmitgliedern geschlossen und eine Minute später wieder über den Haufen geworfen. Und bei allem Gerangel wird der Schlachtraum im Keller der Cranes immer voller. Dass der Humor dabei schwarz ist, dürfte sich von selbst verstehen.
Leider will “Fresh Meat” manchmal größer und mehr “bad-ass” sein, als es dem Film möglich ist. Dies wird dem Zuschauer vor allem in vielen schlechten CGI-Momenten deutlich. Explosionen, Schießereien, einige Splattereffekte oder Hintergründe. Die grauenhaften Animationen sind jederzeit als solche erkennbar. Aber damit muss man sich eben arrangieren, wenn man sich einen Low-Budget Independent-Film aus Neuseeland anschaut. Tut man das nicht, wird man keine Freude an der Horror-Komödie haben.
Fazit
Slapstick auf Sitcom-Niveau, schwache Dialoge, gnadenloses Overacting und übertriebene Splattereffekte. Klingt negativ, ist aber für Freunde des schwarzen Humors durchweg unterhaltsam und macht vor allem dank Hauptdarsteller Temuera Morrison und einem ziemlich coolen Soundtrack viel Spaß. Der Film hebt sich durch seine abgefahrene Machart zwar von der Masse an Horrorfilmen ab, dürfte nach ein paar Wochen dann allerdings wieder vergessen sein.
Autor: André Schiemer