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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die beiden Freunde Heiko und Tommy sind Mitte der 80er Jahre in der linken Szene der DDR unterwegs. Wegen einer Bagatelle wird Tommy verhaftet und kehrt als radikalisierter Rechtsextremer aus dem Knast zurück. Kurz danach unternehmen er und Heiko einen Republikfluchtversuch, werden dabei jedoch geschnappt. Im Gefängnis stellt sich Heiko zunächst gegen die rechten Kameraden seines Freundes, diverse Ereignisse führen aber zu einem Umdenken. Nach der Wende treffen sich beide wieder und inzwischen haben sich die Fronten verändert.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Führer Ex beruht auf dem (im Englischen) gleichnamigen Buch des Neonazi-Aussteigers Ingo Hasselbach (in Deutschland Die Abrechnung: Ein Neonazi steigt aus), der kurz nach der Wende als „Führer von Berlin“ zweifelhaften Ruf erlangte. Der Film behandelt mehr oder weniger autobiographisch seine Lebensgeschichte vor des Sinneswandels, wobei diese auf die beiden Protagonisten Heiko (Christian Blümel, Der Baader Meinhof Komplex) und Tommy (Aaron Hildebrand, Er ist wieder da) praktisch aufgeteilt wird. Hasselbach hat der Szene längst entsagt, wurde durch sein Enthüllungsbuch zur Zielscheibe der rechten Szene und ist inzwischen in der Filmlandschaft in verschiedenen Funktionen etabliert. Gemeinsam mit Regisseur Winried Bonengel (Beruf Neonazi) entwickelte er auch diese Adaption, die seinerzeit in Deutschland komplett unter dem Radar verloren ging und erst durch einen Achtungserfolg im Ausland etwas an Bekanntheit hinzugewann. Aber auch heute spricht kaum noch jemand über einen Film, der einige der deutschesten Themen überhaupt behandelt, aber eben nicht auf die hierzulande gewohnte und erprobte Art und Weise.

Heiko und Tommy sind zwei 18jährige in Ost-Berlin des Jahres 1986. Schwer frustriert von der Perspektivlosigkeit im Arbeiter- und Bauernstaat und eher in der linken Szene behaftet. Nachdem Tommy bei einem nächtlichen Einbruch in ein Fußballstadion die Staatsflagge „entweiht“, wird er festgenommen. Einige Monate später kehrt er zurück und Heiko erkennt seinen Freund kaum wieder. Mit Stacheldraht- und SS-Tattoo geschmückt und hochaggressiv, aber der gemeinsame Traum von einer Zukunft im goldenen Westen ist immer noch aktiv. Eine gemeinsame Flucht endet fatal, beide werden inhaftiert. Im Gefängnis distanziert sich Heiko lange von den Nazi-Kameraden seines Freundes, bis er aber aufgrund der unkontrollierten Gewalt auf ihre Hilfe angewiesen ist. Um Heiko zu schützen, muss auch Tommy bald Kompromisse eingehen, da die STASI an ihn herantritt und für Informationen dessen Unversehrtheit in Aussicht stellt. Kurz vor der Wende gelingt Tommy nicht nur die Flucht aus dem Bau, sondern direkt in das gelobte Land der BRD. Das wenige Tage später die Mauer fällt, wirkt fast wie Häme. Als er Heiko danach wiedertrifft, ist dieser eine feste Größe in der rechten Szene eines noch völlig orientierungslosen Ost-Berlins und wesentlich schlimmer, als es der aus rein kleingeistigen Gründen motivierte Tommy jemals war.

Man kann Führer Ex speziell im Feintuning ganz viel vorwerfen. Eine relativ umfangreiche Geschichte wird auf knapp 100 Minuten komprimiert und eine autobiographische Geschichte wird beinah reißerisch verramscht. Wobei der zugrundeliegende Protagonist ja selbst direkt beteiligt war und offenbar ein Interesse daran hatte, es so zu präsentieren. Das ist zum Teil fiktiv „überdramatisiert“, aber wohl aus gutem Grund. Führer Ex soll keine typisch deutsche, stocksteife Filmförderungs-Karteileiche sein, die ungesehen im ZDF Nachtprogramm vergammelt oder vom piekfeinen Teil des Feuilleton aufgrund seiner historischen Genauigkeit und politischen Ausgewogenheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit still und heimlich beklatscht wird. Führer Ex ist ruppig in seiner Präsentation, grobschlächtig in seinem Narrativ, aber ungemein wuchtig in seiner Wirkung. Die zahlreichen Nebenfiguren verkommen zu charakterlosen Statisten, die nur ihr Gesicht oder im Idealfall eine schlichte Funktion hergeben, was natürlich ungemein verschenkt ist. Das geht sogar soweit, dass der tragische Tod einer Figur im letzten Drittel im ersten Moment kaum wirkt, da erst die beiden Protagonisten kurz danach für das Publikum erklären müssen, wer genau das war (ohne Witz, das geht sonst völlig unter).

Aus Sicht eines Charakterdramas so gesehen verheerend, aber Führer Ex funktioniert auf einer ganz anderen Schiene – und das vermutlich bewusst. Er verrennt sich nicht in sozialkritischen Analysen und halbgaren Aufarbeitungsversuchen, sondern rennt mit einer brachialen B-Movie Attitüde offene Türen ein. Verlässt sich kompromisslos auf seine impulsive Dynamik, seine schonungslosen Zuschaustellung von sinnloser Gewalteskalation und das fokussierte Spiel seiner beiden Hauptdarsteller, die als einzige etwas reißen dürfen, aber dafür wenigstens mit aller Macht. Aaron Hildebrand steckt Christian Blümel dabei insgesamt deutlich in die Tasche, aber schlussendlich spielt das auch keine übergeordnete Rolle. Führer Ex ist ein Film, den man sich in Deutschland viel öfter wünschen würde. Sehr aus dem Bauch heraus, nicht immer wohlüberlegt, aber dadurch extrem authentisch und effektiv in seinem Anliegen. Und eben nicht dutzendfach durch sämtliche Filterungsinstanzen irgendwo im Nirgendwo hängengeblieben.

Fazit

Kein feingliedriges, aber umso wuchtigeres Stück über die Schattenseiten der verlorenen Generation der Wiedervereinigung. Das ist extrem subjektiv und selbst dafür noch auf den reißerischen Effekt komprimiert, aber funktioniert wesentlich besser als das biedere und szeneferne „Aufklärungskino“, mit dem man sonst hierzulande so besänftig wird.  

Kritik: Jacko Kunze

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