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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im von gierigen Spekulant*innen verunstalteten Brooklyn treffen spät nachts in einer Bodega zwei junge Menschen aufeinander. Unerwartete Verbundenheit und Zuneigung bringen Trost für Superhelden, deren Kräfte angesichts dieser Zustände schwinden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Hämisch, widerwärtig starrt sie einem ins Gesicht: Die titelgebende Fratzenmaske aus Tim Suttons (Dark Night) Funny Face. Aus dem Nichts taucht sie auf und verändert durch ihr Tragen etwas. In ihr versammelt sich eine wütende, grausame Frustration, die danach schreit endlich rausgelassen zu werden. In diesem Zustand der Anspannung kurz vor der totalen Eskalation verweilt Funny Face, ein Film irgendwo zwischen sozialer Anklage, Ruf des Selbstmitleids und umher driftendem Mood Piece, der dieselbe vulgäre und infantile Energie verspürt wie Todd Phillips Comicverfilmung Joker von 2019. Zwar agieren Suttons Charaktere nicht halb so brachial wie Phillips gescholtener und vernachlässigter Gaukler, sie teilen mit ihm dieselbe Wut auf die Gesellschaft und diselbe Vernachlässigung, der hier jedoch in keine Katharsis oder Selbstbefreiung sondern in ein Meer aus Agrssionen und verträumter Elegie mündet.

Im Mittelpunkt stehen zwei Ausgestoßene: Die relativ junge Zama (Dela Meskinyar) und der frustrierte Saul (Cosmo Jarvis, Lady Macbeth), der besagte Maske findet und sich darauf hin selbst mit einem Superhelden vergleicht. Sie beide sind Anomalien in einem post-kapitalistischen, urbanen Amerika, in dessen Landschaft und Häuserschluchten sie mehrfach völlig verschwinden. Sie beide wurden entwurzelt von der Gentrifizierung und der sozialen Enteignung, personifiziert von einen namenlosen Moguls (Johnny Lee Miller, Trainspotting), der hoch oben in seinem Elfenbeinturm, zu elektronischer Musik unterlegt, sich sexuellen Exzessen und jeglicher anderer Form von Dekadenz hingibt. Funny Face arbeitet sich auf diesem Niveau an zahlreichen Klischees des Trump-Amerikas ab (einem gerahmten Foto des verhassten Präsidenten spendiert der Film sogar eine Großaufnahme) und lässt sich so als Ausdruck einer kollektiven Enttäuschung lesen.

Einer Enttäuschung sowohl bezogen auf die gegenwärtige Politik als auch für ein fehlendes Miteinander, gegen das Saul als selbsternannter Superheld vorgehen will. Nur fällt ihm nichts besseres ein, als Rache. Immer und immer wieder schlägt er gegen das Handschuhfach seines Autos, Schläge, die niemand hören wird und niemanden interessieren werden und die im Bildermeer der tagträumerischen, mit zahlreichen Slow Motion-Montagen unterlegten, sehr langsamen Tempo des Filmes untergehen. Funny Face verweigert sich der Erfüllung der Genugtuung und lässt Hoffnungen enttäuscht und Fragen unbeantwortet, aber er schenkt seinen verlorenen Figuren wenige Momente des Trosts. Irgendwo in der Zwischenmenschlichkeit und dem Zusammenhalt liegt die Hoffnung, vielleicht sind besagte Eigenschaften soagar die größten Superkräfte der Gegenwart. Doch Suttons Film bleibt auch realistisch und macht aus dem Selbstmitleid und der Erbärmlichkeit seiner Figuren kein Geheimnis. Dadurch stilisiert er sie nie zu Erlöserfiguren sondern behält sie konsequent auf dem boden der Tatsache.

Fazit

„Funny Face“ ist vulgär, infantil, und wütend aber auch elegisch und wehmütig. Tim Suttons filmisches Paradox wird frustrieren, aufwühlen und für ratslose Gesichter sorgen, aber die Konsequenz des Filmes ist fast unwiderstehlich. Es ist ein Film zwischen atmosphärischer Ästhetik und gehemmter Wut, ein einsames Heulen in einem berauschenden Meer der Eindrücke. 

Kritik: Jakob Jurisch

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