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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Es erscheint wie eine perfekte Welt: Kaum geboren, wird den Menschen WatchMe implantiert, eine Software, die den Körper kontrolliert und Krankheiten, Gewalt und Verbrechen schon im Ansatz verhindert. Bevor die Weltgesundheitsorganisation die Technologie bei den Mädchen Tuan, Miach und Cian aktiviert, wollen die jedoch radikal gegen das System rebellieren und sich umbringen. Jahre später – nachdem ihr Selbstmordversuch gescheitert ist – arbeitet Tuan selbst für die WHO und reist um die Welt, um der gleichförmigen Harmonie in Japan zu entkommen. Als jedoch Hacker die WatchMe-Software manipulieren und damit eine globale Welle von Selbstmorden auslösen, beginnt für Tuan ein schmerzhafter Trip in ihre eigene Vergangenheit. Denn das Muster der Aktivistengruppe deutet verdächtig auf ihre tot geglaubte Freundin Miach hin …

Kritik

Die Entstehung zu Harmony hat einen sehr traurigen Hintergrund. Im Jahr 2009 erlag der japanische Science-Fiction-Autor und Webdesigner Project Itoh (Satoshi Ito) im Alter von nur 34 Jahren seinem Krebsleiden. Der 1974 in Tokio geborene Künstler machte sich insbesondere mit seinen Science-Fiction Romanen und seiner Arbeit an Metal Gear Solid 4, zu dem er die Handlung schrieb, einen Namen. Um seiner zu gedenken, gab Noitamina (ein auf Animes spezialisierter Programmblock von Fuji TV) bekannt, drei von Satoshi Itohs Romanen durch verschiedenen Studios und mit Hilfe von verschiedenen Regisseuren als Anime-Filme zu realisieren. Harmony ist einer dieser Filme und wurde unter der Regie von Takashi Nakamura und Michael Arias von Studio 4°C produziert. Der Film erschien – wie auch die anderen beiden Filme von Project Itoh – 2015 in Japan und hat nun die Möglichkeit, dank dem deutschen Filmvertrieb Kazé, auch die hiesigen Anime-Fans zu begeistern.

Wir befinden uns in der Zukunft. Nach Krankheiten und nuklearen Kriegen, die einen Großteil der Menschheit dahingerafft haben, suchen die Regierungen der nun in kleinere Staaten unterteilten Welt nach einer Lösung. Die Antwort scheint eine Software mit dem Namen WatchMe zu sein. Diese wird den Menschen schon früh implantiert und überwacht den jeweiligen Nutzer hin auf Krankheiten, aber auch auf Gewalt und Verbrechen, um diese schon im Ansatz zu verhindern. Das schränkt aber unweigerlich auch die Freiheit der Menschen ein. Die drei japanischen Mädchen Tuan, Miach und Cian wollen sich dieser Kontrolle nicht hingeben und planen vor der Implementierung der Software ihren Selbstmord als Protestakt – doch gelingt es nur einer von ihnen. Jahre später sehen wir Tuan wieder, die nun selbst für die Weltgesundheitsorganisation arbeitet, also die Organisation, die für das Implementieren der Software und dessen Kontrolle verantwortlich ist. Als sie damit beauftragt wird, einer Hackergruppe auf den Grund zu gehen, die die WatchMe-Software manipuliert und damit eine Welle von Selbstmorden ausgelöst hat, beginnt für Tuan eine schmerzhafte Reise in die eigene Vergangenheit.

Die Welt von Harmony ist eine sehr komplexe. Zu komplex vielleicht, um sie in einem knapp 2 stündigen Film vollends zu ergründen. Wir werden schnell mit der Welt vertraut gemacht, verstehen und akzeptieren sie auch sofort. Doch gibt es immer wieder Aspekte, wie etwa die Menschen, die Außerhalb der Zonen leben, in denen WatchMe implementiert wird, bei denen nur an der Oberfläche gekratzt wird. Wir wollen hier einen tieferen Einblick. Doch richtet sich der Fokus des Films gänzlich auf seine Charaktere. Das ist nicht zwangsläufig schlecht, sorgt in diesem Fall aber dafür, dass eine potentiell fesselnde Welt nur in ihren für die Story relevanten Bereichen vorgestellt wird. Gleichzeitig hat das aber auch den Effekt, dass wir hier eine sehr intime Geschichte geschildert bekommen, die nicht nur unser Interesse weckt, sondern uns auch emotional mitnimmt. Tuans Reise wird immer wieder von einem Voice Over begleitet, in dem sie ihre Gefühle und ihre negative Haltung gegenüber der Welt, in der sie lebt, preisgibt. Durch diese Noire-eske Herangehensweise, tauchen wir tief in die Psyche der Protagonistin ein und sind stets am weiteren Verlauf der Handlung und insbesondere an der sich nach und nach entblößenden Wahrheit hinter dem ganzen interessiert. Schade ist nur, dass das Ende etwas sehr schnell abgehandelt wird. Lässt sich der Film zu Beginn viel Zeit Tuan als Charakter zu etablieren, wirkt das schnelle und extrem subtile Ende doch etwas überstürzt und enttäuschend. Die immensen Folgen, die es mit sich bringt, hätte man doch lieber gesehen anstatt sie nur angerissen zu bekommen.

Neben der packenden Geschichte ist es insbesondere der visuelle Stil des Films, der zu überzeugen weiß. Kaum ein japanisches Studio ist so innovativ und experimentierfreudig wie Studio 4°C. Mit Projekten wie Genius Party, Animatrix, Mind Games und Tekkon Kinkreet, bewies das japansiche Studio ein ums andere Mal ein Händchen dafür, Anime Trends zu entdecken und zu fördern, dabei aber nie die Wurzeln der japanischen Animationskunst zu vernachlässigen oder gar zu vergessen. Zusammen mit den Regisseuren Michael Arias (Animatrix) und Takashima Nakamura (Akira, Nausicaä), die selbst alte Hasen im Animationsbusiness sind, gelingt es dem Studio mit Harmony einen sehr eigenen und überwältigenden Stil zu kreieren. Die von ihnen erschaffene Welt zieht uns in ihren Bann. Zu sagen, dass wir gerne mehr davon sehen würden, ist wohl eines der größten Komplimente, dass man den beiden machen kann.

Fazit

Der zweite Film des Project Itoh überzeugt mit seiner visuellen Kraft und einer packenden sowie höchst intimen Geschichte. Einziges Manko ist die Laufzeit. Die knapp 2 Stunden reichen nicht aus, um die komplexe Welt und all ihre Facetten auch nur ansatzweise zu ergründen.

Kritik: Tobias Bangemann

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