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Inhalt

Herbert, einstmals in der DDR erfolgreich als Profiboxer, führt seit dem Mauerfall ein Leben auf der Verliererseite. Er verdingt seinen Lebensunterhalt als Türsteher und Schuldeneintreiber und trainiert nebenbei den jungen Boxer Eddy. Dann erleidet Herbert plötzlich einen Anfall mit schmerzhaften Krämpfen. Zunächst versucht er, die Anzeichen zu ignoriere, doch als er schließlich einen Spezialisten aufsucht, wird bei ihm die tödliche Krankheit ALS festgestellt. Die wenige Zeit, die ihm bleibt, versucht Herbert zu nutzen, um mit seiner Tochter und seiner Enkelin ins Reine zu kommen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es gibt viele Filme, die sich um das Leben, den Aufstieg und das Ankommen an der Spitze von Sportlern drehen. Nicht viele Filme verstehen es dabei, auf hochwertige Art und Weise ebenso den (Zer-)Fall solcher Individuen zu zeigen. Martin Scorsese hat mit Raging Bull bewiesen, dass es auch anders geht. Oder auch Darren Aronofsky, der Mickey Rourke mit The Wrestler ein neues Karrierehoch verschafft hat - welches dieser im Handumdrehen zu verspielen wusste. Auch das wäre eine Rise-and-Fall-Geschichte wie aus dem Bilderbuch. Eine ähnliche Geschichte erzählt Langfilm-Debütant Thomas Stuber in seinem Film Herbert, der unter dem alternativen Titel A Heavy Heart seine Premiere auf dem Filmfestival in Toronto hatte. Ein heruntergekommener Boxer bekommt eine böse Diagnose und versucht, das Verhältnis zu seiner Tochter zu bessern.

Stuber zeigt in seinem Film gewissermaßen eine Antithese zum Rise to Greatness-Boxer-Biopic. Mehr noch, er zeigt in seinem Film die Antithese zum American Dream. Herbert ist gewissermaßen eine komplette Entwertung des amerikanischen Urmythos. Nicht nur, dass der in die Jahre gekommene Boxer Herbert (verdient Aufmerksamkeit, da mit vollem Einsatz: Peter Kurth) es nie ganz geschafft hat, ein großer Sportler zu werden. Nicht nur, dass sein unbändiger Wille ihm herzlich wenig hilft, wenn seine Umwelt sich gegen ihn aufbäumt. Da wäre auch noch das Detail, dass er mit seinem besten Freund und Tätowierer Specht (mit einer Stimme zum Niederknien: Reiner Schöne) einen Motorrad-Trip durch Amerika auf der Route 66 plant. Eine Reise, die sie de facto nie in die Tat umsetzen können. Obwohl sie ein emotionales Äquivalent finden können.

Doch bis diese Freiheit der Reise erreicht werden kann, muss Herbert einiges einstecken. Zu Beginn boxt der alte Stiernacken vereinsamt in seiner hässlichen Bude - einer trostlosen weil (und deshalb) dunklen Wohnung. Er stählt seine Muskeln unter der gegerbten Haut, er rasiert seinen Kopf, er perfektioniert sein Image als beinharter Kerl, mit dem nicht zu spaßen ist. Sein Image, das ihm auf der Straße helfen soll. Die Straße, die ihn aus seiner Wohnung rausholt, damit er nicht andauernd mit seinem eigenen Elend konfrontiert werden muss. Wenn er draußen ist, auf der Arbeit könnte man sagen, wenn man gehässig wäre, treibt er Schulden für dubiose Typen ein, bricht Nasen oder Hände und gibt Zeitfenster vor. Der reinste Sympathieträger also. Herbert blockt die Menschen in seinem Leben ab. Er blockiert jegliche Annäherungsversuche von den Frauen, die aus welchem Grund auch immer etwas in ihm zu sehen scheinen.

Einzig die Rolle des großartigen Edin Hasanovic (Auf kurze Distanz, Schuld sind immer die anderen), der hier Eddy Hammer spielt, nimmt Herbert als Ziehsohn an. Er trainiert ihm beim Boxen, sieht sich selbst ein kleines Bisschen in den motivierten Augen von Eddy, die vom großen Durchbruch träumen. So wie Herberts Augen auch einmal gestrahlt haben, als er seine Hände noch für den Sport einsetzte und nicht als Waffe gegenüber Schwächeren. Herbert, der auf seinem Höhepunkt nicht hoch genug war, nie gut genug. Jetzt läuft er den meisten hinterher, wird zwar noch als lokale Berühmtheit manchmal erkannt, ordnet sich aber meist anderen Leuten unter. Herbert ist am Boden, verliert all die Menschen um sich herum, wird dadurch von anderen abgelehnt und versucht, sich selbst einen Sinn zu geben; mit letztem Ächzen schlägt er auf den Boxsack ein.

Fazit

Thomas Stubers „Herbert“ ist ein trauriges Abbild eines Menschen, der den großen Kampf gegen sich selbst verliert. Das ist von Peter Kurth hervorragend gespielt, äußerst nahegehend gedreht und zerrt so lange am Herzen, bis dieses erschöpft aufgibt. Der Film berührt dabei auf emotionaler Ebene weitaus mehr, als dass er durch Variationen der Geschichte überzeugen würde - die bleibt nämlich weitestgehend bekannt. Und dennoch funktioniert Stubers Debüt, das immer wieder Farben in ein Leben von Gewalt und Schmerz einfügt.

Kritik: Levin Günther

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