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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Seit mehr als 40 Jahren schuftet Harold Lunde gemeinsam mit seiner Frau Marny in seinem Möbelgeschäft "Lunde Furniture". Doch damit ist es schlagartig vorbei. IKEA eröffnet eine große Filiale direkt nebenan und zerstört dadurch sein Lebenswerk. Harold und Marny verlieren nicht nur ihr Geschäft, sondern auch ihr Haus an die Bank. In seiner Wut und Verzweiflung denkt Harold nur an eins: Rache. Er besorgt sich eine Pistole und startet seinen alten Saab. Er hat nur ein Ziel: Den IKEA- Gründer Ingvar Kamprad zu entführen! Entgegen aller Erwartungen gelingt der Plan - doch die Aktion nimmt schon bald eine unerwartet tragisch-komische Wendung. HERE IS HAROLD wurde beim Norwegischen Filmpreis für den Besten Hauptdarsteller und die Beste Kamera ausgezeichnet.

Kritik

Ikea steht seit über 70 Jahren für billige Möbel von der Stange, welche eher durch ihre Zweckmäßigkeit, als durch ihr ausgeklügeltes Design punkten können. Doch egal ob Student, Schichtarbeiter, oder Bankmanager, jeder findet in den schier endlosen Gängen und Regalen immer wieder etwas passendes für die eigenen vier Wände. Kein Wunder also, dass der Konzern jährlich knapp 32 Milliarden Euro umsetzt.

Doch der Großkapitalismus wirft auch seine Schattenseiten, so ranken sich etwa etliche Skandalgeschichten um den Ikea Gründer Ingvar Kamprad, angefangen bei Kontakten zur rechten Szene, bis hin zur Kinderarbeit in Indien. Zeitgleich verdrängt jede neugebaute Ikea Filiale eine Hand voll kleiner Familienbetriebe aus der direkten Umgebung, die mit den Preisen und der Angebotsvielfalt einfach nicht konkurrieren können. Der norwegische Regisseur Gunnar Vikene nimmt eben jene Thematik und verpackt sie in eine herzerwärmende Komödie. In Kill Billy begleitet der Zuschauer den alten Schreiner Harold, gespielt von Bjørn Sundquist, der sein Geschäft nach 40 Jahren aufgrund von Ikea ausgeben muss. Obendrein stirbt auch noch seine Frau und der Kontakt zu seinem Sohn ist ebenfalls alles andere als rosig. Ohne eine Existenzgrundlage und mit einer großen Menge angestauter Wut im Bauch, beschließt er kurzerhand den Gründer von Ikea,  Ingvar Kamprad, gespielt von Björn Granath, zu entführen. Sundquist, den man vermutlich am ehesten aus kleinen Nebenrollen in Dead Snow und Hänsel und Gretel: Hexenjäger kennt, porträtiert die Figur von Harold auf eine liebenswerte und gleichzeitig melancholische Art und Weise, die einem sofort ans Herz geht. Er wirkt wie ein Mann, der seit Jahren keine Freude mehr empfunden hat, eine versteinerte Miene mit leicht glasigen Augen. Die Rolle des Entführers will man ihm daher auch gar nicht so recht abkaufen und natürlich geht bei dem Unterfangen so einiges Schief. Doch zum Glück bekommt Harold bei seinem Unterfangen Hilfe von der jungen Ebba, gespielt von Fanny Ketter. Ebba ist ein junges Mädchen ohne Perspektive, die neben Party, Sex, Vandalismus und Sorge um ihre alkoholkranke Mutter nichts richtiges mit ihrem Leben anfängt.

Kill Billy zeichnet mit ihrer Figur ebenfalls gekonnt einen Generationskonflikt, so stehen die alten Herren Harold und Ingvar etwa für eine hart arbeitende Generation, welche mit Schweiß, Blut und Tränen zu Erfolg gekommen sind. Durch ihre gemeinsame Gesinnung muss Harold darüber hinaus feststellen, dass ihn und Ingvar doch deutlich mehr verbindet, als es zunächst den Anschein hat. Sie entstammen der gleichen Zeit und haben in ihrem Leben schlicht unterschiedliche Pfade eingeschlagen. Zeitgleich wird deutlich, dass Harold in der Zeit stehen geblieben ist, um technischen Fortschritt mit Argwohn betrachtet. Hier schafft es der Autor einen gekonnten Seitenhieb an jene Gutbürgerlichen Betriebe zu verteilen, die einzig Ikea den Grund für ihre Insolvenz geben und sich nicht eingestehen wollen, dass ihre festgefahrene Unternehmenspolitik heutzutage einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

Der Film überzeugt indes mit den herausragenden Tugenden skandinavischer Komödien: Lebensechte Figuren, eine absurde und zeitgleich ungemein sympathische Handlung, ein sehr strukturierter Humor, der nur selten zu Schenkelklopfern einlädt, dem Zuschauer aber dennoch ein wohliges Gefühl vermittelt, sowie eine poetische Bildsprache, welche die raue und zugleich wunderschöne Natur einfängt.

Einhergehend mit jenen Tugenden muss man sich jedoch ebenfalls darauf einstellen, dass der Film ein recht gemächliches Tempo an den Tag legt und sich zunächst viel Zeit nimmt, um die Figuren zu etablieren. Tatsächlich fühlen sich die 87 Minuten Laufzeit etwas zu kurz an, denn gerade als die Konstellation aus Harold, Ebba und Ingvar so richtig ins laufen kommt, biegt der Film bereits auf die Zielgerade ein. Der nordische Humor gefällt obendrein sicherlich nicht Jedermann, da dieser in der Regel stark situationsbezogen ist und selbst dann eher die ruhigen Töne anschlägt.

Für einen gemütlichen Abend auf der Couch ist Kill Billy jedoch genau das richtige, schließlich muss es nicht immer großes Hollywood Kino sein.

Fazit

Kill Billy ist ein typischer nordischer Feel-Good-Movie, mit einem sympathischen Cast, einer unterhaltsamen Geschichte und der passenden Mischung aus trockenem Humor, Gefühl und Drama. Zwar bringt der Film dem Genre nichts Neues, aber unterhaltsam ist das Ganze allemal.

Kritik: Sebastian Pierchalla

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