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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Fünf inhaltlich voneinander unabhängige Kurzgeschichten von fünf Regisseuren, die sich lose mit der Frauenrolle in der Gesellschaft befassen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ende der 1960er Jahre gab es im europäischen und speziell im italienischen Kino einen kurzen Trend zum Episodenfilm, zu dem sich auch Hexen von heute zählen lässt. Das Konzept: Fünf verschiedene Regisseure inszenieren fünf voneinander völlig unabhängige Geschichten, in deren Mittelpunkt ebenso unterschiedliche Frauenfiguren stehen, die mehr oder weniger einen Querschnitt durch die moderne Gesellschaft ziehen sollen. Mal ist es eine berühmte Filmdiva, mal eine rücksichtslose Egoistin, mal ein taubstummer Sonderling, mal eine rassige Sizilianerin und mal eine frustrierte Ehefrau, die sich wieder nach mehr Leidenschaft sehnt. Einzige Konstante ist dabei die Hauptdarstellerin. Silvana Mangano (Ludwig II) verkörpert in allen Episoden die zentrale Figur. Was einen leichten Beigeschmack hat, schließlich ist ihr Ehemann Dino de Laurentis der Produzent des Films und beim Blick auf das Gesamte erhärtet sich der Eindruck, dass dies ein reines Vehikel dazu sein sollte, seiner Gattin eine große Bühne unter der Ägide namenhafter Regisseure zu bieten.

Auffallend ist vor allem die mangelnde Kohärenz der einzelnen Segmente. Die größeren Namen wie Luchino Visconti (Der Leopard), Pier Paolo Pasolini (Die 120 Tage von Sodom) und Vittorio De Sica (Fahrraddiebe) bekommen die meiste Zeit spendiert. Sie haben zwischen 25 und 38 Minuten für ihre Geschichten zur Verfügung, während sich Mauro Bolognini (Die Kameliendame) und Franco Rossi (Zwei Missionare) in jeweils nur ca. 5 Minuten nicht mehr als eine Art Sketch vortragen dürfen. Den Auftakt macht Visconti mit der einzigen, völlig humorlosen Episode, die allein schon fast ein Drittel der Gesamtlaufzeit einnimmt und für sich genommen die vielleicht Gelungenste ist bzw. sein könnte, denn sie wirkt nur wie ein Bruchteil einer interessanten Charakter- und Milieustudie. Das hat viel zu wenig Raum, um wirklich atmen und sich entfalten zu können und bleibt so genauso belanglos wie er gesamte Rest, nur eben mit deutlichem Potential. Interessanter Fakt am Rande ist vielleicht noch die kleine Rolle von Visconti's späteren Liebhaber Helmut Berger (Gewalt und Leidenschaft), der ihre erste, gemeinsame Zusammenarbeit darstellt. Danach folgt Bolognini mit seinem netten, aber nutzlosen 5minüter, der genauso wie später Kollege Rossi halt nur die Rolle des Pausenclowns bekommt. Das erinnert wirklich etwas an das Comedy-Programm der öffentlich-Rechtlichen in den 70ern.

Den Vogel schießt ohne Frage Pier Paolo Pasolini mit seiner komplett übergeschnappten Episode „La Terra Vista Dalla Luna“ ab, der es zumindest gelingt, sich von allem abzuheben, was man nur im Entferntesten erwarten dürfte. Komikerlegende Totò (Diebe haben’s schwer) spielt hier in einer seiner letzten Rollen einen trauernden Witwer mit absurder Halbglatzen-Perücke, der gemeinsam mit seinem Sohn mit noch absurderer Perücke eine neue Frau/Mutter sucht. Das sieht aus wie ein lebendig gewordener Zeichentrickfilm nach einer Flasche Grappa mit LSD und ist nun wirklich grenzwertig schräg. Kann und soll wohl auch als Hommage an den Stummfilm verstanden werden, obwohl hier niemand die Klappe hält und es in Schwarz-Weiß sicherlich erträglicher wäre. Die Extravaganz mag man als mutig betrachten, aber ohne Hochprozentiges und/oder Halluzinogenes kaum auszuhalten. Humor ist angeblich, wenn man trotzdem lacht. Wer das hier kann, herzlichen Glückwunsch.

Am Ende des Tages darf Vittorio De Sica sich sogar Clint Eastwood (The Mule) für seine Episode als prüden, stinklangweiligen US-Ehemann ins Boot holen. Dirty Clint war nach der Dollar-Trilogie in Bella Italia gerade eine große Nummer und hat vermutlich gar nicht verstanden, in was er da hineingeraten ist, aber der Scheck von de Laurentis wird vermutlich nicht schlecht gewesen sein. So bekommt man ihn wenigstens mal in einer für ihn völlig ungewöhnlichen Rolle zu sehen, auch wenn er kurz mal doch ins Gunslicker-Outfit schlüpfen muss. Die Chance darf man sich natürlich nicht entgehen lassen und kann ihn eventuell so noch marketingtechnisch geschickt irgendwo abbilden. Diese Geschichte um eine frustrierte, nach Leidenschaft flehende Hausfrau, die sich daraufhin in ihre Tagträume flüchtet, ist wie der Part von Visconti an sich nicht uninteressant, in dieser Kurzform allerdings - wie passend – absolut unbefriedigend. Schlussendlich scheint Hexen von heute wirklich nur ein Showcase vom Starproduzent für seine Ehefrau, die in ihren wechselhaften Rollen nicht unbedingt unter Beweis stellen kann, was für eine begnadete Darstellerin sie ist. Für die Regisseure bestimmt auch nicht mehr als eine gut bezahlte Auftragsarbeit und bei Clint Eastwood garantiert nicht mehr als das. Da kommen leicht Once Upon a Time…in Hollywood Vibes auf…

Fazit

Eine ungewöhnliche, zum Teil extrem kuriose, aber deshalb noch lange nicht gelungene Episodenfilm-Mischpocke, bei der sich einige großartige Regisseure den schnellen Lire nebenbei verdient haben und Silvana Mangano auf Kosten ihres Ehemannes sich kurzzeitig fühlen darf wie Elizabeth Taylor. Hat hoffentlich allen Beteiligten Spaß gemacht, denn das konfuse Resultat sorgt heute nur noch für irritiertes Kopfschütteln.

Kritik: Jacko Kunze

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