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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die junge Korea-Argentinierin Lila ringt mit den Widersprüchen ihrer Identität und sucht ihren Platz in der Welt. Ihr Vater Antonio kam 18 Jahre zuvor nach Lateinamerika und setzte alles auf den Traum eines jungen Immigranten. Ein Familienepos, das in die Vergangenheit zurückkehrt, um die Gegenwart neu zu erfinden.

Kritik

Erleben und Erinnern fügen sich in Cecilia Kangs (Partió de mí un barco llevándome) semi-biografischem Langfilm-Debüt zu einer intimen kinematischen Kippfigur. Jene nährt sich sowohl auf fiktionaler als auch dokumentarischer Ebene dem Handlungsgeschehen, das die Familiengeschichte der argentinisch-koreanischen Regisseurin mit spielerischer Stilisierung erkundet. Biografische Realität ist dabei ebenso wichtig wie die retrospektive Romantisierung der Ereignisse, die zwei Zeitebenen, zwei Länder und zwei Generationen zusammenführen. Die von Künstlerin Anita B. Queen verkörperte Lila ist ein jugendliches Alter-Ego Kangs, die mit dem Endpunkt der dramaturgischen und familiären Reise beginnt. 

Im Buenos Aires der Gegenwart driftet Lila unsicher zwischen dem pulsierenden Großstadtleben und den von ihren Eltern aus Korea übernommenen Traditionen. In Gedanken ergründet sie den wechselhaften Lebensweg ihres Vaters Antonio (Phase 7der vor zwei Jahrzehnten aus nach Lateinamerika kam, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Seine Rastlosigkeit und Entfremdung von der Ursprungskultur gibt Lila einen unerwarteten emotionalen Anknüpfungspunkt. Diese empathische Erkundung wird Ausgangspunkt einer umfassenden Rückblende zu Antonios ungestümen Jugendjahren in Korea bis hin zu seinem Entschluss zur Emigration. 

Entgegen der Konventionen des Doku-Dramas, von dem die verschlungene Inszenierung sich bewusst distanziert, illustriert das Szenario nicht die Tatsachen. Stattdessen entfaltet sich die Binnenhandlung mit augenzwinkerndem Pathos als Miniatur-Melodram. Darin ist Antonio der risikofreudige Draufgänger Tony, der nach einigen gescheiterten Geschäften in seiner Heimat keine Perspektive sieht. Diese von Doppelung und Spiegelung geprägte Struktur, in der eine fiktionalisierte und rekonstruierte Figur zueinanderfinden, interpretiert Erinnerung als Ellipse. Obwohl zeitlich, räumlich und kulturell von Tony getrennt, erkennt Lila sich erst in ihm wieder.

So vermittelt die geteilte Entfremdung ein Gefühl von Zugehörigkeit und Distanz eine innere Nähe. Diese Dynamik der Gegensätze kulminiert in den inszenatorischen Brüchen der Autofiktion, die dokumentarischen Szenen weicht. Große Konflikte bleiben dabei ebenso aus wie sentimentaler Schwulst. Die formale Sprache wechselt zwischen bescheiden komponierten Kinobildern und sachlichem Beobachten, in dem sich die tiefgreifenden Empfindungen der Regisseurin und ihrer Verwandten nur andeuten. Lichte, gelassene Kameraaufnahmen und verwaschene Pastelltöne zeichnen die Vergangenheit als gleichsam fragil und durchlässig für emotional; mehr Objekt der Reflexion als klare Erklärung. 

Fazit

Heimat, Migration und das fortwährende Ringen um Zugehörigkeit ziehen sich wie ein feines, doch unruhiges Garn durch Cecilia Kangs Langfilm-Debüt. Der fein gesponnene Familienroman, der in Locarno in der Nebensektion Concorso Cineasti del Presente premiert, sucht nach kultureller und individueller Identität zwischen motivischen Kontrastpaaren: Gegenwart und Vergangenheit, Dokumentation und Fiktion, Traum und Erinnerung, junge und alte Generation. Optik und Schauspiel sind passabel, doch so blass wie der Handlungsbogen. Flüchtige Momente emphatischer Evokation verlieren sich in dem losen Geflecht trivialer Narrative.

Kritik: Lida Bach

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