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In den nächtlichen Strassen der iranischen Stadt Mashhad sucht eine Journalistin nach einem Serienmörder: der "Spinne" genannte Killer ermordert Sexarbeiterinnen im Wahn, die Straßen von den vermeintlichen Sünderinnen zu reinigen. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Dass Ali Abbasi (Border) in seinem dicht an der Realität inszenierten Thriller die Schocks und Suspense gezielt zurückschraubt, scheint eine bewusste Verweigerung der Konventionen eines Genres, das Gewalt gegen Frauen gewohnheitsmäßig ästhetisiert und weibliche Opfer mit ähnlich misogyner Selbstherrlichkeit betrachtet wie der Hauptcharakter. Saeed Hanaei (Mehdi Bajestani) ist wie sein Alter Ego, auf dessen Verbrechen die stringente Story basiert, getrieben von fanatischem Hass gegen die Sexarbeiterinnen. Sie gehören zur versteckten Seite der äußerlich frommen Pilgerstadt Masshad.

Letzte ist ein beklemmend adäquater Symbolort für die Mordreihe, in der die perverse Dynamik repressiver Religion und misogyner Machtstrukturen in ihrem abstoßenden Ausmaß hervortritt. Die Öffentlichkeit sympathisiert mit dem Täter, die Polizei ist verhehlt kaum ihre Genugtuung über die Beseitigung der Opfer. Ohne familiären und finanziellen Rückhalt sind sie permanent ausgeliefert: dem „Spider Killer“ getauften Saeed und einem Staat, der Frauen nahezu jede Autonomie verwehrt - auch der zu allem entschlossenen Reporterin Rahimi (Zar Amir-Ebrahimi, Teheran Tabu). 

Sie sieht als Einzige die Menschlichkeit der Individuen, von denen Saeed nach eigener Aussage die Straßen reinigen will. Der iranisch-schwedische Regisseur vermeidet die exploitativen Stereotypen zugunsten bruchstückhafter Blicke in die Leben der Frauen, deren Tod nicht (wie so oft in Fiktion) sexy ist, sondern schrecklich. Noch verstörender ist jedoch der letzte Akt, der anknüpft, wo die meisten Thriller enden und die breite interne und öffentliche Unterstützung für den verheirateten Familienvater, dessen Werk andere weiterführen.

Fazit

Getrieben von aufreibendem Soundtrack zeichnet Ali Abbasi in düsteren, ungefilterten Szenen ein Netzwerk normalisierter Menschenverachtung, institutionalisierten Fanatismus und idealisierter Grausamkeit. Die sich durch Polizei und Politik ziehende Fäden sind tragende Grundlage für den titelgebenden Täter, dessen Psychologie hinter der seines Umfelds zurücktritt. Der Horror der klarsichtigen Systemkritik ist die hässliche Realität einer monströsen Gesellschaft. Wie geringfügig die Unterschiede zur hiesigen sind, offenbart nicht nur die Gesetzgebung, die den atmosphärisch dichten Killer-Krimi noch dringlicher macht.

Kritik: Lida Bach

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