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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der dickliche Junggeselle John ist Augenfetischist. Als er an seinem Arbeitsplatz, einer Augenklinik, ungerecht behandelt wird, schickt ihn seine schrullige Mutter mittels Hypnose auf einen Rachefeldzug. Muttersöhnchen John mordet in einem Kino und schneidet den Opfern die Augen aus. - Diese Geschichte ist nur ein Horrorfilm, den sich zwei Schülerinnen im Kino ansehen. Doch von dem Film hypnotisiert, beginnt einer der Zuschauer tatsächlich zu morden. Eines der Mädchen kann fliehen, die Polizei stürmt das Kino.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Filme schauen ist an sich meistens bereits eine schöne Angelegenheit, doch noch schöner kann es oftmals sein, wenn man sich Filme ansieht, die sich mit dem Sehen sowie den faszinierenden Mechanismen des Kinos selbst auseinandersetzen. Bereits 1954 hat sich Alfred Hitchcock (Psycho) diesem Phänomen gewidmet, als er mit seinem berühmten Das Fenster zum Hof die Grenzen zwischen Zuschauer und Gesehenem auslotete und dabei den natürlichen Voyeurismus thematisierte, welcher jeden betrifft, der eine tiefe Leidenschaft zum Kino pflegt. 

Auch der spanische Regisseur Bigas Luna (Reborn) hat mit seinem eher unbekannteren Werk Im Augenblick der Angst solch einen Meta-Film gedreht, der im Prinzip auf mindestens zwei verschiedenen Ebenen mit dem Betrachter kommuniziert und sich zunehmend zu einem ebenso süffisanten wie terrorisierenden Horror-Lehrstück entwickelt. Die Handlung kommt zunächst ganz unscheinbar als krudes B-Movie in Fahrt, in dem ein eingeschüchterter, beleibter Augenarzt von der eigenen Mutter durch eine bizarre Methode hypnotisiert und dadurch in einen wüsten Mordrausch versetzt wird. Hier auf dieser noch recht schlichten und simpel durchschaubaren Erzählebene zeigt sich bereits das große handwerkliche Geschick des Regisseurs. Luna verschmelzt die furchteinflößende Präsenz von Zelda Rubinstein (Poltergeist) in der Rolle der Mutter, die vor allem von ihrer (in der englischen Originalfassung) durch Mark und Bein gehenden Stimme ausgeht, zahlreiche Impressionen wie Spiralen, Tiere oder eindringliche Close-ups sowie ein ohrenbetäubendes Sound-Design zu einem höchst unbehaglichen Reigen der audiovisuellen Nadelspitzen, vor denen buchstäblich niemand sicher ist. 

Nur kurze Zeit später enttarnt Luna diese krude Mischung aus Slasher und Psycho-Mindfuck allerdings als Film-im-Film-Konstruktion, wenn die Kamera plötzlich aus der Leinwand herauszoomt und das Publikum zeigt, das sich den Streifen gerade im Kinosaal anschaut. Ab diesem Moment hat der Regisseur sichtliche Freude daran, beide Handlungsstränge nicht nur parallel ablaufen zu lassen, sondern auch immer wieder auf undurchsichtige und dabei vor allem ungewisse Weise miteinander in Einklang zu bringen. Als Resultat dieser Meta-Spielerei erhält Im Augenblick der Angst zunehmend die Gestalt eines kühnen Experiments, bei dem der Regisseur knallharte Beobachtungen über die Rezeption des Mediums vornimmt, Realität und Fiktion auf einen blutigen gemeinsamen Nenner bringt und vor allem die hypnotische Sogwirkung von Voyeurismus, also die Faszination dessen, nicht wegschauen zu können oder zu wollen, mit konzentrierten Mordsequenzen sowie Suspense-Einschüben auflöst, in denen sich auf nicht gerade zimperliche Art und Weise die Leichen stapeln. 

Nachdem das Konzept erstmal vollständig enthüllt ist, lässt sich Im Augenblick der Angst auch weiterhin ohne verkopfte Engstirnigkeit als wohl durchdachtes, stellenweise etwas zu dick aufgetragenes Spiel mit dem Zuschauer, oder besser mit den verschiedenen Zuschauerschichten, begreifen und unterhält als dicht inszenierter Horror-Brocken, der sich perfide durch die Sehnerven schneidet. Auch wenn es mittlerweile schwierig sein dürfte, eine passende Gelegenheit zu erwischen, wäre es wohl das ideale Erlebnis, wenn man diesen Film im Kino auf der großen Leinwand sehen könnte. Eine unangenehme Erfahrung wäre garantiert.

Fazit

Im Augenblick der Angst wird aufgrund seines nicht gerade hohen Bekanntheitsgrads gerne übersehen. Bigas Luna hat mit seinem Film allerdings eine äußerst ungewöhnliche, einfallsreiche und vor allem effektive Art von Horror geschaffen, welche die Grenzen zwischen Leinwand und Realität zunehmend aufhebt, die Faszination der Angst selbst sowie die gefährlichen Reize des Voyeurismus gekonnt zuspitzt und als verspielte Meta-Reflexion über Kino, Wahrnehmung und Horror funktioniert. Für Genre-Fans praktisch Pflichtprogramm.

Kritik: Patrick Reinbott

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