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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der Film erzählt die letzten fünf Tage im Leben von Erwin/Elvira Weishaupt, einer Transsexuellen, die weder mit sich noch mit anderen im Reinen ist. Aus Liebe zu einem Mann wurde er zur Frau. Die Liebe war aber nur einseitig und so findet Elvira auch in ihrer neuen Existenz kein Glück. Sie sucht Zuflucht bei ehemals vertrauten Menschen. Als sie nur auf Ablehnung, Spott und Verachtung stößt, endet ihr Leben tragisch.

Kritik

Rainer Werner Fassbinder lebte 37 Jahre lang. In diesen 37 Jahren hat er 45 Filme gedreht. Er hat oftmals Drehbücher in einer (sicherlich kokainbeeinflussten) Nacht (daher, Achtung: Wortwitz) durchgezogen und so schnell wie wenig andere Menschen vor und nach ihm die Filme mit seinem Clan abgedreht. Wer so schnell so viele Ergebnisse abliefern kann, der wird aber auch zugeben müssen, dass die Qualität schwankt. Dass der durchschnittliche Fassbinder-Film immer noch mindestens beachtenswert ist, spricht nur für die unbändige Qualität des Filmemachers. Doch In einem Jahr mit 13 Monden ist nicht der durchschnittliche Fassbinder-Film. Wenn es nach dem Workaholic selbst geht, dann landet dieser Film des Tages auf dem zweiten Platz seiner Bestenliste. Direkt hinter der Warnung vor einer heiligen Nutte.

Der Grund, weshalb ausgerechnet dieser Film dem Fassbinder so sehr am Herzen lag, liegt auf der Hand. Kurz vor der Produktion hat sich sein ehemaliger Lebensgefährte das Leben genommen. Fassbinder nutzte diese hier erzählte Geschichte über eine transsexuelle Frau, um das tragische Schicksal seines Armins zu verarbeiten. Denn Elvira (früher Erwin, dargestellt von Volker Spengler, auch bekannt aus Berlin Alexanderplatz) hat nicht viel, über das sie sich freuen kann. Sie wird im Morgengrauen von einer Gruppe Männer verprügelt; sie wird von ihrem plötzlich wieder aufgetauchten Freund verlassen und überfahren; sie wird zwar in den nächsten Tagen einige Menschen aus ihrem Leben wiedertreffen, aber niemand wird wirklich nette Dinge zu sagen haben. Kurz: Elvira ist bereits angezählt. Fassbinder erzählt in zwei Stunden die letzten fünf Tage ihres Lebens.

Fassbinder erklärt im Vorspann den Titel seines Films. Das Jahr des Mondes habe eine besonders starke Wirkung auf Menschen mit Depressionen. Sobald dieses Mondjahr 13 Neumonde zu verzeichnen habe, komme es zu persönlichen Tragödien. Wie bei seiner Elvira, wie bei seinem Armin. Der Film beginnt äußerst zärtlich. Die ruhige Nacht, die lila Schrift, die sanfte Musik, die kurzzeitige Intimität am Frankfurter Mainufer im Morgengrauen. Das alles schreit in seiner Gestalt klar nach den Werken von Douglas Sirk (Was der Himmel erlaubt), Fassbinders ewigem Vorbild - in den Inhalten jedoch ist es deutlich radikaler als das, was der gebürtige Hamburger in Hollywood so gedreht hat. Elvira wird von den Mitmenschen als ekelerregendes Stück Fleisch angesehen; als Widerling und Schlimmeres, als ein Jemand, dem man den Tod wünscht. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Doch die anfängliche Zärtlichkeit täuscht. Zwar wird Fassbinder diese in Bezug auf seine Hauptfigur nie verlieren, doch er wird es sich ebensowenig nehmen lassen, dem Zuschauer gehörig vor den Latz zu treten. Er inszeniert die Großstadt als seelenlosen Haufen, schließlich ist auch diese Welt der Elvira Schuld, dass es sie, dass es Armin plötzlich nicht mehr gegeben hat. Elvira und Zora besuchen ein Schlachthaus. Fassbinder beobachtet die reihenweise Schlachtung von Rindern. Angefangen beim Aufhängen an den Hufen, über das Aufschlitzen der Kehle, über das Ausbluten des zuckenden Tieres und dem Abtrennen des Schädels, über die Häutung und Zerteilung des Schädels. Eigentlich denkt man, dass Tote die Augen geschlossen haben. Versuch das mal, wenn du kein Augenlid mehr hast. Fassbinder schockiert mit Kalkül: Er ist gefangen zwischen Verzweiflung und Aggression und weiß nicht, wohin damit - einfach nur raus. Hauptsache raus.

Fazit

Mit „In einem Jahr mit 13 Monden“ hat Rainer Werner Fassbinder den Suizid seines ehemaligen Lebensgefährten verarbeiten wollen. Das Ergebnis ist ein teils zärtlicher, meistens aber extrem bitterer Film, der oftmals die Grenze des Erträglichen überschreitet, um seiner eigenen Empörung Luft zu machen. Selbst in einer Filmographie wie der Fassbinders, in der selten Auftragsarbeiten oder Kompromisse zu finden sind, ragt dieser Film als zutiefst intim und persönlich heraus. Ein Film wie ein Abschied, eine Abrechnung, eine Anprangerung, eine Anklage, ein Adieu.

Kritik: Levin Günther

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