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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

4 Monate nach dem Autounfall, bei dem die schwangere Sarah ihren Ehemann Matthieu verloren hat, steht sie kurz vor der Entbindung ihres Kindes. Entgegen dem Rat ihrer Mutter sucht die junge Frau die Einsamkeit ihrer Wohnung auf, um mit sich und ihrem Schmerz allein zu sein, als sich eine unbekannte Frau dem Haus nähert und Einlass verlangt. Verängstigt ruft Sarah die Polizei, die aber nicht viel tun kann – ihre Hände sind durch die brutalen Ausschreitungen in den Banlieues gebunden.Kurz nachdem die Polizisten verschwunden sind taucht die unheimliche Frau erneut auf und verschafft sich Zugang ins Haus. Ihre brutale Gewalt lässt keinen Zweifel über ihre Intentionen: sie trachtet nach dem was in Sarahs Bauch gewachsen ist ...

Kritik

Man mag es als eine äußerst simplistische Metaphorik abkanzeln, mit der sich das Regieduo um Alexandre Bustillo und Julien Mauryhier brüsten, doch die flammende Kollision zweier Autos zu Beginn bringt den Rest von „Inside – Was sie will ist in dir“ gnadenlos auf den Punkt: Der Zerfall und die Zerschlagung einer jedweden Ordnung mäandert durch den filmischen Raum. Dem zweiten Vehikel schenkt die von Laurent Bares geführte Kamera keine weitere Beachtung, stattdessen tastet sie sich in einer fließenden Bewegung zum blutverschmierten Körper unserer Protagonistin, Sarah (Alysson Paradis), vor, entlang der zerrissenen Karosserie, durch den Rauch und die in tausende von Splittern zerbrochene Windschutzscheibe – All das lässt sich auf den Seelenzustand von Sarah beziehen, nicht zuletzt aus dem Grund, weil ihr Lebensgefährte auf dem Beifahrersitze den Unfall nicht überlebt hat. Rosige Aussichten, möchte man meinen, und dass „Inside – Was sie will ist in dir“ auch noch zur Weihnachtszeit spielt, lastet dem Szenario eine weitere Ebene der emotionalen Schwere an.

Nie war der Gedanke an die allseits propagierte Besinnlichkeit zu dieser Jahreszeit abstruser. Alexandre Bustillo und Julien Maury, die zuletzt mit dem bei uns direkt auf DVD erschienen „Among the Living – Das Böse ist hier“ ihre Genreaffinität mal wieder wunderbar bewiesen haben, vollbringen es in den ersten gut 20 Minuten von „Inside – Was sie will ist in dir“ äußerst kompetent, eine sanften Schleier der Melancholie über das Geschehen zu legen: Sarah ringt mit ihren Trauergefühlen, stilistisch lässt sich ihr Verlust in jeder Sekunde ablesen: Im monochromen Kolorit, in surrealen Tag- und Alpträumen. Dass ihr die schlimmsten Stunden ihres Lebens aber noch bevorstehen würden, möchte man dieser emotional ohnehin bis ins Mark geschundenen Frau nicht im Ansatz zumuten. Der Usus des Terror-Kinos aber packt die Dinge dort an, wo sie ohnehin von Natur aus schmerzen. Und „Inside – Was sie will ist in dir“ sucht sich nicht die faulen Zähne im Gebiss, er bricht die gesunden Beißer soweit heraus, bis die Wurzel sichtbar wird, um immer wieder aufs Neue hineinzustoßen. Man hätte nicht Unrecht, würde man postulieren: „Inside – Was sie will ist in dir“ suhlt sich im Leid seiner Hauptakteure, der physischen wie seelischen Pein.

Wenn sich eine Unbekannte Zugang in das Eigenheim verschafft hat, bricht die Hölle los und Alexandre Bustillo und Julien Maury verdeutlichen, wie wortwörtlich sie den „Eingriff in die Privatsphäre“ doch nehmen. Natürlich muss sich „Inside – Was sie will ist in dir“ gefallen lassen, seine Gewalt als selbstzweckhaften Gegenstand aufzubereiten und immer wieder ins Extreme auszudehnen – Das muss man nicht mögen, das muss man nicht gutheißen, man muss aber den Rahmen berücksichtigen, in den das Regiegespann ihre Tour de Force kanalisieren: „Inside – Was sie will ist in dir“ ist geradliniges, unnachgiebiges Terror-Kino, welches auch dann kein Erbarmen zeigt, wenn sich die Matschepampe zentimeterdick auf dem Fußboden staut. Seine Kraft zieht der Film allerdings nicht aus dem voyeuristischen Ausstellen von orgiastischer Brutalität, sondern aus seiner zum Teil formidablen Inszenierung: Der Einklang von Bild und Ton gebiert eine erschütternd-suggestive Allianz, die den Kampf zweier Frauen nicht einzig und allein auf den Nährboden bestialischer Gewaltspitzen zurückführt, sondern auch konkret in seiner ausgeklügelten Montage einen forcierten Eindruck schierer Ausweglosigkeit vermittelt.

Fazit

Alexandre Bustillos und Julie Maurys Terror-Manifest gräbt sich ohne doppelten Boden tief in den Schmerz seiner Figuren ein, um ihn dann durch bestialische Gewaltspitzen zu visualisieren. Allerdings haben wir es bei „Inside – Was sie will ist in dir“ auch mit einem Genre-Film zu tun – und darüber hinaus auch noch mit einem äußerst suggestiv inszenierten. Die Vorwürfe sind nachvollziehbar, fällt der Blick aber ein wenig „nüchterner“ auf das Werk, wird man zwar nicht weniger schockiert von dem sein, was uns die französischen Regisseure hier zumuten, allerdings wird man den Resonanzraum, in dem sich das Szenario abspielt, besser zu greifen wissen. Es unnachgiebiger Brocken bleibt „Inside – Was sie will ist in dir“ in jedem Fall. Aber definitiv kein misslungener.

Kritik: Pascal Reis

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