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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Jay Kelly begleitet den berühmten Filmschauspieler Jay Kelly und seinen treuen Manager Ron auf einer turbulenten und unerwartet tiefgreifenden Reise durch Europa. Unterwegs werden beide Männer gezwungen, sich mit ihren Entscheidungen, den Beziehungen zu ihren Lieben und dem Erbe, das sie hinterlassen, auseinanderzusetzen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist verlockend leicht, dem oberflächlichen Charme Noah Baumbachs (Weißes Rauschenjüngsten Werks zu verfallen. Einem Hollywood-Film über einen Hollywood-Star verkörpert von einem Hollywood-Star, besetzt mit einer Riege weiterer Hollywood-Stars verschiedener Generationen und gerade genug Cameos europäischer Arthouse-Gesichtern für einen Hauch künstlerischen Nimbus. Letten unterstreicht die Platzierung bei den Filmfestspielen von Venedig, wohlgemerkt nicht out of, sondern in Competition. All diese geübte Lancierung, inklusive des wunderbar zur Legendenbildung geeigneten Umstands, dass Hauptdarsteller George Clooney (IF: Imaginäre Freunde) auf der Pressekonferenz am Lido angeblich wegen Krankheit fehlte, sagen mehr über die Filmwelt und ihre Größen als die Handlung.

Jene ist das übliche und bis zur letzten bittersüßen Wendung vorhersehbare Gemenge strategischer Selbstironie, romantisierenden Referenzen und kalkulierter Komik. Ein durch und durch kommerzielles, doch nicht zuletzt gerade deshalb effektives Unterhaltungskino, das satirische Schärfe behauptet, aber letztlich nicht wagt, und moderne Mythen etabliert hinter der Maske deren Dekonstruktion. Letzte geschieht anhand der durch und durch künstlichen Figur des titelgebenden Altstars. Jay Kelly ist eine lebende Legende der Leinwand, der mit seiner 35 Jahre umspannenden Karriere Millionen Menschen glücklich macht. Das versichern ihm immer wieder sein Manager Ron (Adam Sandler, Happy Gilmore 2und Agentin Liz (Laura DernIs This Thing On?). 

Zu Jays treuen Fans zählen allerdings nicht unbedingt seine erwachsenen Töchter (Riley Keough, Hurry Up Tomorrow; Grace Edwards, Call Jane), die er zeitlebens vernachlässigt hat, und auf seine alten Tage plötzlich sehen will. Oder sein einstiger Schauspielschule-Freund Tim (Billy Crudup, Hello Tomorrow!den er auf der Beerdigung des Regisseurs, der ihn damals entdeckte, unerwartet wiedersieht. Tim wirft Jay vor, er habe damals seine Karriere gestohlen, und liebe das Star-Dasein mehr als das Schauspiel. Doch die Rückblenden, in denen der in einer Art Three-Quarter-Life-Crisis schwelgende Protagonist und das Kinopublikum sein jüngeres Selbst (Kyle Soller, Bodies) sehen, belegen das Gegenteil. 

Immer, wenn der in humorige Plot scheinbar ansetzt, seinen Hauptcharakter kritisch zu betrachten, rechtfertigt er ihm tatsächlich. Selbst Jays Eingeständnis, die Karriere seinen Töchtern vorgezogen zu haben, begleitet eine später Reue, die ihn wie den eigentlichen Leidtragenden dieser Entscheidung aussehen lässt. Sonnige Landschaftsbilder der Toscana, wo Jay spontan die Ehrung eines kleinen Filmfestivals - unter Leitung der wunderbaren Alba Rohrwacher - entgegennimmt, und amüsante Intermezzi wie sein Überwältigen eines psychisch verwirrten Zug-Passagiers (Lars EidingerLeibniz - Chronik eines verschollenen Bildes) bestätigen hartnäckig die narzisstischen Narrative, die Hollywoods über seine Welt und Idole. Die sind angebliche eine große Familie - die andere Freunde und Verwandte problemlos und lukrativ ersetzt. 

Fazit

In einer bezeichnenden Szene Noah Baumbachs selbstverliebten Star-Schaustücks lobt ein Kollege des Titelhelden den cineastischen Konservativismus Italiens: Nur hier würden zwei alte weiße Männer noch Film-Preise erhalten. Die realitätsferne  Beobachtung (über 80% der Filmpreise gehen an weiße Männer) ist nicht etwa Kritik, sondern Lob einer diskriminatorischen Festival-Kultur. Deren Idealisierung verweist exemplarisch auf die reaktionären Untertöne einer äußerlich gefälligen Branchen-Komödie. Deren routinierter Hauptdarsteller und schillernder Cast dienen als prestigeträchtige Ablenkung von dem privilegierten Selbstmitleid und manipulativen Sentiment der generischen Story. Die profitiert von der Star-Persona, die sie verklärt; eine ebenso effektive wie zynische Taktik.

Kritik: Lida Bach

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