Inhalt
China Anfang der 30er Jahre: Der Junge Abenteurer Dr. Wai (Jet Li) wird damit beauftragt, eines der größten Rätsel der chinesischen Geschichte zu lösen. Er soll die Schrift ohne Worte finden, welche nicht nur unerschöpfliche Macht besitzt, sondern auch das Schicksal der Welt bestimmen kann. Jedoch hat auch die japanische Regierung ein Auge auf das mächtige Artefakt geworfen. Verfolgt von der gerissenen Generalin Yu Fung (Rosamund Kwan), müssen Dr. Wai und sein tollpatschiger Schüler Pau (Takeshi Kaneshiro) allerdings erst eine mysteriöse Schatulle finden, die den Weg zur Schriftrolle weist. Diese birgt dabei nicht nur ein tödliches Geheimnis, sondern wird auch gut von dem Chefredakteur einer freien chinesischen Zeitung bewacht. Doch die Zeit drängt, denn auch Gangster heften sich an die Fersen der Schatulle…
Kritik
Das Filme aus Asien in Deutschland nicht zwangsläufig eine gute Stellung haben, beweisen unzählige geschnittene, falsch übersetzte, verkehrt vermarktete oder einfach ignorierte Klassiker aus den letzten 50 Jahren des asiatischen Kinos. Auch Jet Li: Die Schrift des Todes (auch bekannt als Dr. Wai and the Scripture without Words) teilt dieses Schicksal und ist ein Paradebeispiel dessen, wie gerne mit Filmen aus diesem Markt verfahren wird. So wurden nicht nur die Namen der Protagonisten geändert, sondern auch ganze 15 Minuten geschnitten und die Geschichte so umgeschrieben, dass sie teils verzehrt erzählt wird. Spricht im Original noch Jet Li selbst die Off-Stimme (welche aus der Gegenwart die gezeigte Geschichte erläutert), wird in der deutschen Fassung kurzerhand der Sohn von Dr. Wai ins Spiel gebracht, der mal nervig, mal belustigend die Szenerie beschreibt. Die so eigentlich als Rückblende präsentierte Handlung, verkommt zum aufgesetzten Gerüst, das mit reichlich Logiklücken und deutlich fehlplatzierten Humor eher eine Schande für das Genre darstellt.
Die Story selbst, ist indes eine typische Abenteuergeschichte, die mit merklich Indiana Jones gewürzt worden ist. So trägt Jet Li einen obligatorischen Hut, Shanghai darf nicht ohne Nachtclub gezeigt werden und ein paar sehr offensichtlich adaptierte Szenen von Steven Spielbergs Klassikern (hier vor allem Indiana Jones und der Tempel des Todes) runden das ganze ab. Was sich im Grunde wie eine asiatische Version des peitschenschwingenden Harrison Ford anhört, entpuppt sich jedoch schnell als albernes Klamauk-Spiel, das bis auf ein paar herausragende Effekte, eher weniger zu bieten hat. Dass der Film besonders bei den Special-Effekts deutlichen Eindruck schindet, liegt vor allem an Regisseur Siu-Tung Ching, der mit der A Chinese Ghost Story-Reihe zu Weltruhm gelangte. Die so präsentierten Fantasy-Elemente sind nicht nur merklich trashig und hervorragend Old-School, sondern auch handwerklich perfekt in Szene gesetzt. Das hierbei schon mal ein ganzer Zug unkontrolliert durch eine Stadt rast oder Jet Li gegen eine Riesenratte antritt, lässt einen als Zuschauer durchaus mit einem staunenden oder lächelndem Gesicht zurück. Auch die gezeigten Kämpfe, die leider äußerst rar gesät sind, können sich durchaus sehen lassen. Jet Li zeigt sich hier wieder in Bestform. Schnell, präzise und mit einer wahnsinnigen Präsenz, kann Li in diesen wieder sein ganzes Können offenbaren. Doch dies alleine reicht eben nicht, um einen gelungenen Abenteuerfilm zu erzählen, der zwar als Parodie ausgelegt ist, im Kern aber eher auf Mainstream-Unterhaltung setzt.
Vollkommen misslungen sind hier besonders die vielen humorvollen Einlagen, die den Parodie-Ansatz eigentlich unterstützen sollen, allerdings vollkommen am Ziel vorbeischießen. Der Humor ist so nicht nur lächerlich (Jet Li wird im Film Actionking genannt), sondern teilweise schon schmerzhaft. Auch die Dialoge wirken übertrieben und deutlich fehl am Platze oder einfach nur völlig banal. Hier hat die improvisierte deutsche Synchronisation durchweg versagt und so den Film nochmals abgestuft. Da hilft es auch nicht mehr, dass der Slapstick-Humor der Charaktere durchaus manchmal zündet oder Jet Li in Frauenkleidern auf Einbruchstour geht. Das Jet Li: Die Schrift des Todes ursprünglich durchaus ernster angelegt war, als er in der deutschen Fassung letztendlich ist, merkt man vor allem an dem doch sehr hohen Bodycount sowie dem sehr leichtfertigen Umgang mit Giftgas und den Japanern.
„Beweg dich unter den Feinden wie ein Fisch im Wasser“ – Dr. Wai
In Sachen darstellerischer Leistungen darf man indes keine großen Leistungen erwarten. Zwar kann Jet Li einmal mehr in den Martial-Arts-Szenen punkten, ist jedoch im Bezug auf seine Rolle vollkommen unterfordert. Ausgestattet mit Hut, Mantel und reichlich Macho-Gehabe, wirkt Li wie ein Abziehbild von Indiana Jones, ohne jemals die tiefe und Vielfalt dieses Charakters zu erreichen. Auch der Rest des Cast stolpert eher von Szene zu Szene, anstatt diese wirklich auszufüllen. Takeshi Kaneshiro, ein Star des heutigen HK-Kinos, darf als dümmlicher Schüler von Dr. Wai von einem Schlamassel in den nächsten geraten und auch die weiblichen Besetzungen (Rosamund Kwan, Charlie Yeung) bleiben ebenfalls weit hinter ihrem eigentlichen Können zurück. Schade ist auch die Rolle von Kickbox-Champion Billy Chow, der den General der japanischen Botschaft spielt. Der Kampf zwischen Chow und Li in Fist of Legend ist legendär. Hier bleibt es bei ein paar Begegnungen, die schneller vorbei sind, als sich dies ein Fan des Genres wünscht.
Fazit
Trotz ein paar guter Ideen sowie hervorragenden Effekten, bleibt "Jet Li: Die Schrift des Todes" weit hinter dem Durchschnitt des Genres zurück. Zu stark wirkt der aufgesetzte wie übertriebene Humor, hier unterstützt durch die völlig deplatzierte deutsche Übersetzung, zu schwach ist die Geschichte und zu banal die Charaktere. Was bleibt ist eine Enttäuschung, die durch die deutsche Verarbeitung sogar noch stärker wirkt als sie sollte.
Autor: Thomas Repenning