Inhalt
Die englische C-Kompanie ist während des Ersten Weltkrieges in Nordfrankreich an der Front stationiert und erwartet einen baldigen Angriff der Deutschen. In dieser gefährlichen Situation stößt der unerfahrene Offizier Raleigh (Asa Butterfield) zur Truppe, der den Captain Stanhope (Sam Claflin) noch aus Schultagen kennt. Doch schnell muss Raleigh erkennen, dass sein Freund durch den Krieg ein anderer Mensch geworden ist. Während die Soldaten weiterhin ausharren und auf den deutschen Angriff warten, muss der junge Offizier einsehen, dass der Krieg den Männern weit mehr abverlangt als nur Kameradschaft und Mut.
Kritik
Während der Zweite Weltkrieg wohl eines der ganz großen Themen ist, die über die Jahrzehnte filmisch reichhaltig beackert wurden und werden, gibt es im Verhältnis dazu deutlich weniger Werke, die sich mit dem Ersten, dem sogenannten „Großen Krieg“ auseinandersetzen. Sicherlich finden sich auch dazu Referenzwerke wie etwa Im Westen nichts Neues, was bereits zweimal verfilmt wurde und erst letztes Jahr meldete sich Peter Jackson nach seiner Der Hobbit-Trilogie mit der herausragenden Dokumentation They Shall Not Grow Old zurück, die sich mit den Erlebnissen von britischen Soldaten an der französischen Front beschäftigte. Doch überrascht es schon, dass diese oder zuletzt Sam Mendes' Kriegsdrama 1917 erst jetzt erschienen sind und nicht etwa schon, als im November 2018 100 Jahre Kriegsende gefeiert wurde.
Nicht zuletzt ist es aber wohl auch gerade dem Anklang solcher Werke zu verdanken, dass ein Film wie Journey's End – Tage bis zur Ewigkeit nun auch hierzulande, wenn auch mit Verspätung erscheint, stammt dieser doch bereits aus dem Jahr 2017. Vorgenommen hat sich Regisseur Saul Dibb (Die Herzogin) dabei den gleichnamigen Roman von R.C. Sheriff und Vernon Barlett, vor allem aber das darauf basierende Theaterstück, das erstmals 1928 uraufgeführt und nur zwei Jahre später schon erstmalig verfilmt wurde. Wo aber bei der Premiere der Bühnenversion noch ein junger Laurence Olivier mitwirkte und bei der ersten Filmadaption Colin Clive (Frankensteins Braut) in die Rolle des Captain Stanhope schlüpfte, hat man für diese erneute Umsetzung nun ein ganzes Batallion von britischen Darstellern zusammengetrommelt. Dabei stammen die meisten, abgesehen vielleicht von Paul Bettany, Sam Claflin und Toby Jones, vorwiegend aus der zweiten Reihe, auch wenn die Gesichter von Stephen Graham oder Asa Butterfield natürlich nicht viel weniger bekannt sind.
Butterfield als blutjungen Lieutenant Raleigh könnte man dabei noch am ehesten als die Hauptfigur bezeichnen, zumindest, wenn dieser zu Anfang an die Front gelangt und dort mit den verschiedenen Leidensgenossen konfrontiert wird. Schon sehr früh macht sich hier die Bühnenherkunft des Stoffes bemerkbar, da sich große Teile der Handlung vorwiegend in den unterirdischen Baracken unterhalb der Schützengräben abspielen. Dementsprechend dominieren vorwiegend dunkle Brauntöne die ausgesprochen nüchterne Inszenierung, bei der zudem auch noch auf zusätzliche Beleuchtung nahezu gänzlich verzichtet wird. Das transportiert zwar wirkungsvoll die Beengtheit und Isolation in den Baracken, die oft nur durch Kerzenschein erhellt werden, auf Dauer wirkt das allerdings eher ermüdend als beklemmend oder sonderlich atmosphärisch.
Das liegt allerdings auch nicht zuletzt daran, dass Drehbuchautor Simon Reade geschätzt die Hälfte der teils sehr zähen 108 Minuten darauf verwendet, die zahlreichen Nebenfiguren einzuführen. Dabei greifen er und Regisseur Dibb zwar auf durchweg fähige Schauspieler zurück, wovon ein Großteil aber doch allzu oft bloßer Stichwortgeber bleibt. Hervorstechen kann hierbei noch allenfalls neben Paul Bettany als kampfesmüder Veteran Sam Claflin. Der oftmals in Komödien oder Melodramen als Love Interest besetzte Brite erweist sich nahezu als Idealbesetzung für den jungen, aber überaus gestrengen und schnell aufbrausenden Captain Stanhope und hinterlässt in einigen Momenten tatsächlich bleibenden Eindruck, wenn dessen harte Schale aufbricht und dort eine gequälte Seele offenbart. Aber auch wenn es seine Figur ist, die noch mit Abstand am meisten Profil entwickeln kann, so mangelt es dem ganzen Treiben insgesamt dennoch spürbar an Tiefe.
Saul Dibb scheint sich geradezu sklavisch an die Kammerspielvorlage zu klammern und an dieser fachmännisch abzuarbeiten, ohne ihr filmisch etwas Nennenswertes hinzuzufügen, geschweige denn sie über die einschränkten Möglichkeiten einer Theaterbühne hinweg sinnig zu erweitern. Starke Momente bietet Journey's End – Tage bis zur Ewigkeit zwar hier und da durchaus, nur wollen sie durch die über weite Strecken sehr montone Inszenierung nie so recht zur Geltung kommen. Das sorgt mit der Zeit dafür, dass es dem Streifen nicht nur an erzählerischer Substanz, sondern auch merklich an der nötigen Dringlichkeit mangelt. Obwohl schon früh und im Verlauf immer wieder von einem näher rückenden strategischen Vorstoß hinter die feindlichen Linien die Rede ist, wirkt es mit zunehmender Laufzeit belangloser, wenn sich viele Szenen vorwiegend darum drehen, wie und womit sich Stanhope und Co. von Private Mason (Toby Jones) bewirten lassen. Und wenn das letzte verzweifelte Aufbäumen des Bataillons dann schließlich doch mal vonstatten geht, ist diese Verzweiflungstat ebenso so verlustreich wie auch schnell über die Bühne, dass sie wohl kaum als lohnender Payoff zu funktionieren weiß.
Fazit
"Journey's End – Tage bis zur Ewigkeit" ist eine verpasste Chance. Trotz einer namhaften Besetzung und guten Voraussetzungen, vermag sich Saul Dibb bei dieser Neuverfilmung weder wirklich von der einschränkenden Bühnenherkunft der Vorlage lösen, noch kann er dieser etwas Neues abgewinnen. Stattdessen rackert er sich mit auf Dauer sehr eintöniger Herangehensweise an dieser ab und verliert dabei irgendwann zusehends an Relevanz. Wer sich hier also ein in endlosen Plansequenzen erzähltes Kriegsepos wie "1917" erhofft oder aber ein beklemmendes Kammerspiel, dürft beidermaßen und gleich in mehrerlei Hinsicht enttäuscht sein.