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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Der 23-jährige Samim ist ein ergebener Anhänger der Taliban-Ideologie, die sein Schicksal seit seiner Geburt prägt. Er kämpft zwischen den verlockenden Versprechungen des Märtyrertums und der Alltäglichkeit seines Lebens als Ehemann und Bauer. Samims 14-jähriger jüngerer Bruder Rafi vergöttert seinen älteren Bruder, während er sich durch die Wirren der Adoleszenz kämpft. Er lässt seine Verspieltheit hinter sich und betritt eine Welt, die von Jahrzehnten militärischer Interventionen und der daraus resultierenden Radikalisierung geprägt ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es sind die verletzlichen Momente der Menschlichkeit, die Aboozar Aminis (Kabul, City in the Wind) minimalistischem Mosaik seine stille Intensität verleihen. Ein Teenager, der die Frage, ob Erin jemanden verliebt sei, verneint - und nach einer kleinen Weile doch ein Mädchen benennt. Soldaten, die bei der Nachtschicht an einem Wachposten scherzen. Ein erschöpfte Passagierin in einem Taxi, die auf die Frage nach ihrem Zuhause, antwortet sie habe keines. Stadtporträt und Besatzungsbericht verweben sich zur zurückhaltend beobachteten Studie des brüchigen Alltags an einem Ort geprägt von politischen Umbrüchen, struktureller Instabilität und ungewisser Zukunft. 

Bereits der Titel verweist auf die formale Struktur. Kabul zeigt sich als Ort des Überlebens und der Sehnsucht, an dem das Gebet das Leben strukturiert, doch die Menschen nicht vor Gewalt, Entbehrung und Verlust bewahrt. Eine eigenwillige Balance zwischen beständiger Anspannung und Beharrlichkeit wird zwischen den Gebetsrufen greifbar. Die bewusst reduzierte Darstellung und Struktur verwehren sowohl eine konventionelle Dramaturgie als auch klare Botschaft. Routine und Bedrohung, Fundamentalismus und Pragmatismus existieren in subtilem Spannungsverhältnis. Fernab von spekulativem Sensationalismus verweilt die Kamera bei den unscheinbaren Details. 

Von Schmerz und Zeit gezeichnete Gesichter, spielende Kinder, der Rhythmus des Gebetsrufs, der sich über Verkehr und Ruinen legt. Weder Voice-over, noch Texte oder Interviews geben eine Interpretation vor. Jene Zurückhaltung schafft einerseits einen kritischen Kontrast zum Katastrophenjournalismus und spiegelt andererseits das vielen Afghan*innen auferlegte Schweigen. Die konsequente Verweigerung ideologischer Implikation schafft einen markanten Gegenpol zum religiösen Fundamentalismus. Gewöhnliche Momente verdeutlichen, wie sich Populismus und Extremismus in den Alltag fressen. Observative Sachlichkeit enthüllt die Herausforderungen und Würde des Lebens unter ständiger Bedrohung, Unterdrückung und Überwachung. 

Fazit

In einem filmischen Protokoll von gefasster Präzision fängt Aboozar Aminis Handkamera Kabul mit seinen visuellen und klanglichen Texturen ein. Staubige Straßen, gedrängter Verkehr und unzuverlässige Stromversorgung. Maschinengewehre, bunte Luftballons und Gebetsrufe. Intimität und Unmittelbarkeit verwischen die Grenzen zwischen Beobachter und Teilhaber. Die inszenatorische Nüchternheit lenkt den Blick auf das Wesentliche und   schafft ein notwendiges Gegenbild zu dominanten Diskursen. Dessen Dringlichkeit entspringt dem ethischen Akt, den Schauplatz ohne politische Wertung für sich selbst sprechen zu lassen und die flüchtigen Momente von Nähe und Menschlichkeit zu offenbaren. 

Kritik: Lida Bach

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