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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Perry Smith und Dick Hickok beschließen, die Farm der Clutters zu überfallen, weil sie sich dort ein größeres Barvermögen versprechen. Der Überfall gelingt, doch es ist kein Geld da. Um nicht identifiziert zu werden, bringen sie die gesamte Familie um. Nach einer detaillierten Suche werden sie gefaßt und es kommt zum Prozeß und zur der Suche nach Gründen...

Kritik

Truman Capote’s 1966 veröffentlichter Tatsachenroman In Cold Blood sorgte seinerzeit für Aufsehen und wurde gleichermaßen gefeiert. Minutiös beschäftigte er sich mit dem 1959 stattgefundenen, schockierenden Raubmord an einer Familie. Nicht nur mit dem Verbrechen an sich, sondern von der ursprünglich langen rätselhaften Motivation der Mörder, der Tat an sich, den Ermittlungen bis hin zu der Ergreifung und schlussendlichen Hinrichtung im Jahr 1965. Die 1967 folgende Leinwandadaption von Richard Brooks (Die Katze auf dem heißen Blechdach) ist dabei kein Stück weniger revolutionär, kontrovers, risikofreudig und schlichtweg brillant, sondern im Prinzip der Beginn des New Hollywood-Kinos. Obwohl offiziell nicht dazu gelistet.

1959 versetzt der Mord an der wohlsituierten, gottesfürchtigen und allseits beliebten Familie Cuttler in Kansas City das ganze Land in Aufruhr. Völlig unerklärlich erscheint die sinnlose, viehische Brutalität. Wegen 43 $ und einem Radio als Beute wurden vier Menschen praktisch hingerichtet. Das unverhältnismäßige Vorgehen lässt die Ermittlungen von Alvin Dewey (John Forsythe, Topas) verwirrend ins Stocken geraten. Ein simpler Überfall scheint aufgrund der Bestialität ausgeschlossen. Verzweifelt wird über ein Motiv nach den Tätern gesucht, am Ende wird Scheckbetrug ihnen zum Verhängnis. Dick Hickock (Scott Wilson, The Walking Dead) und Perry Smith (Robert Blake, Lost Highway) haben tatsächlich nur auf’s falsche Pferd gesetzt und statt fetter Beute nichts abgreifen können. Vier Menschen mussten nur sterben, damit sie keine Zeuge hinterlassen. Ein unvorstellbares Ereignis, das in der Gesamtheit dieses herausragenden Films tatsächlich fundiert und sogar „begreifbar“ analysiert wird, bis ins kleinste Detail. Und am Ende daraus sehr wichtige Fragen extrahiert, auf die es (zumindest partiell) in den USA immer noch keine ebenso fundierten Antworten gibt.

Narrativ und inszenatorisch geht Kaltblütig bereits innovative, moderne Wege, indem sich nicht auf eine Perspektive versteift wird. Meistens wird das Geschehen sogar aus der Sicht der Mörder präsentiert, ohne dabei einen reißerischen oder verklärenden Status anzunehmen. Es wird nur sehr früh klar und strukturiert herausgearbeitet, wer aus welchem Grund wie handelt und dennoch gelingt dem großartigen Skript noch der Drahtseilakt aus zurückhaltender Geheimhaltung und effektiver Spannung, ohne die immens wichtige Charakterisierung unangenehm vor den Karren zu spannen. Technisch schon allein wegen des cleveren (wie auch erzählerisch nicht unwichtigen) Schnitts bestechend hat das schon nichts mehr gemein mit dem herkömmlichen Studio-Kino seiner Zeit. Ursprünglich sollten sogar Paul Newman (Der Clou) und Steve McQueen (Getaway) für die Rollen verpflichtet werden und Gott sei Dank waren sie bereits anderweitig beschäftigt. So unterlag die Produktion wohl noch weniger Zwängen und Richard Brooks schöpft seine künstlerische Freiheit bis an die Grenzen aus.

Kaltblütig verwirft jeden damals gängige Fahrplan und legt sich seine eigene Route zurecht. Die fraglos äußerst gewagt ist. Gefahr laufen könnte, ein selbstredend abscheuliches Verbrechen aus niedersten Beweggründen nicht nur zu erklären, sondern ein stückweit sogar zu relativieren. Dabei auch Themen anspricht, die damals in Hollywood nichts zu suchen hatten. Das sehr offensiv auch die Täter (zumindest einer) als Opfer des Systems hineininterpretiert werden können, als auch ein traumatisches Kindheitserlebnisse bis hin zu massivem (sexuellen?) Missbrauch als wirklich relevanter Baustein nicht nur lose durch die Blume angehustet wird. Die beiden Mörder werden nicht über einen Kamm geschoren, sondern sehr sorgfältig voneinander gelöst betrachtet, obgleich natürlich ihre gemeinsame, fatale Wechselwirkung erst zu dieser Katastrophe führen konnten. Hickcock ist berechnend, geschickt und gewissenlos, aber kein Killer. Dafür ist er zu feige. Smith ist kein schlechter Mensch, aber schwer gestört und wird von seinem „Freund“ grausam manipuliert. Das alles gerät völlig außer Kontrolle. Diesen Tatbestand schildert der Film geduldig, aber hochspannend auf analytischer Art und Weise und mündet in seiner gewollten, extrem ambivalenten Fragestellung: Wie kann man sowas final „gerecht“ bestrafen? Die Antwort ist verdammt schwer. Nur eines ist gewiss: Das hier Angebotene (und Stattgefundene) kann es nicht sein.

Fazit

Großartig, praktisch visionär inszeniert und unfassbar rigoros in seiner Geschlossenheit hebelt „Kaltblütig“ mal so eben alle gängigen Strukturen aus dem Rahmen und zäumt das Pferd von hinten auf. Ohne ein furchtbares Verbrechen zu verharmlosen und in seiner Niederträchtigkeit herabzuwürdigen wird detailliert alles durchleuchtet, was diesen komplexen Fall so hochgradig spannend und referenzwürdig in seiner Bedeutung für die US-amerikanische Kriminalgeschichte macht.

Kritik: Jacko Kunze

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