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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Karla ist 12 Jahre alt, als sie allein ihre Familie verlässt und Anzeige gegen ihren Vater erstattet. Sie verlangt Schutz vor dessen sexuellen Übergriffen, zu einer Zeit, in der Kindern kaum Gehör geschenkt und Missbrauch als "grobe" Erziehungsmethode bagatellisiert wird. Dabei ist sie auf die Hilfe von Richter Lamy angewiesen, der sich ihrer annimmt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bedeutungsschwere Stille und schmerzliches Verstummen auf dialogischer und visueller Ebene lasten immer wieder Christina Tournatzés ambitioniertem Spielfilm-Debüt. Dem geht es weniger darum, das Schweigen um das beklemmend zeitlose Thema zu brechen, als zu zeigen, welche innere Kraft es kostet zu sprechen. Umso mehr in einer Zeit, in der die junge Titelfigur das Wort erhebt. Nur davon, wie Karla (ein starker Auftritt von Elise Krieps, Schatzritter und das Geheimnis von Melusinadies tut, zeigt die introvertierte Inszenierung fast nichts. Die Story bleibt selbst betreten verschwiegen darüber, was die zwölfjährige Protagonistin im Handlungsjahr 1962 eines Nachts auf ein provinzielles Polizeirevier treibt.

Gegenüber den zwei Beamten, die sie mehr vorwurfsvoll als emphatisch befragen, bringt Karla nichts heraus außer ihrem Wunsch nach dem Gespräch mit einem Richter. Dass dieser tatsächlich zu dieser Stunde hergeholt wird, ist eine der Unwahrscheinlichkeiten, mit denen der Plot immer wieder seine Glaubwürdigkeit strapaziert. Zwar basiert das Geschehen auf realen Begebenheiten, allerdings mehrerer verschiedener Gerichtsfälle, bei deren dramaturgischer Verdichtung die Kohärenz mitunter leidet. So bemüht sich Richter Lamy (Rainer Bock, Sebastian Fitzeks Der Heimweg), der in der ersten Nacht gerufen wird, ohne konkrete Anhaltspunkte proaktiv um seine kindliche Klientin.  

Dass sie nicht gewaltsam nach Hause zurückgebracht wird, sondern in ein Mädchenheim, bedürfte ebenfalls mehr Erklärung. Doch das kammerspielartige Szenario konzentriert sich von da an auf die schwierige Beweisaufnahme der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs, die Karla gegen ihren Vater (Gestern waren wir noch Kindererhebt. Die Tat wird in impressionistischen Rückblenden lediglich angedeutet und im Gespräch zwischen Karla und Lamy durch ein Klangzeichen mit einer Stimmgabel bezeichnet. Diese zentrale Leerstelle bleibt ein ambivalenter Aspekt. Einerseits unterstreicht er das Recht Betroffener auf Diskretion und Verweigerung erniedrigender medizinischer Untersuchungen, andererseits offenbart er die verschämte Vermeidungstaktik der Regisseurin.

Ihr liegt augenscheinlich mehr an einem soziologischen Statement als einer persönlichen Geschichte. Als solche stößt das hochemotionale Szenario wiederholt an seine Grenzen. Schlüsselfiguren wie Karlas Mutter und Vater bleiben skizzenhafte Silhouetten, reduziert auf prototypische Persönlichkeitsfacetten wie Täterschaft oder Mitläufer-Mentalität. Inwiefern in der frühen BRD ein öffentliches Bewusstsein für Missbrauch innerhalb der Familie bestand oder fehlte, bleibt unklar. Konsequenz Zurückhaltung bestimmt auch die Bilder. Die Kamera studiert Karlas feine Mimik und unscheinbare physische Signale ihres inneren Kampfs. Statische Einstellungen, dunkle Holztöne und mattes Licht betonen die Ausweglosigkeit, der Karla mutig trotzt.

Fazit

In einem bedrückend tristen Ambiente, das die Isolation der jungen Hauptfigur betont, und mit bewusster stilistischer Reduktion umreißt Christina Tournatzés sensibles Kino-Debüt den entschlossenen Ausbruch eines Mädchens aus einem pervertierten Familienumfeld. In ihren besten Momenten erkennt die behutsame Mischung aus Justizdrama und Charakterstudie den sexuellen Missbrauch als Symptom und Strategie eines repressiven patriarchalischen Machtapparats. Doch die Parallelen häuslicher, institutioneller und ideologischer Gewaltsysteme bleiben Ähnlich schemenhaft wie das Rechtsprozedere. Das fragile Narrativ lebt durch das anrührende Schauspiel der Hauptdarstellerin und das gesellschaftliche Gewicht der dringlichen Thematik. 

Kritik: Lida Bach

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